Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)
zusammen
erlebt, und jedes Mal, wenn einer der Gefangenen dabei anfing, eine Lüge zu
erzählen, gab es schon fast sichtbare Hinweise, die ihn verrieten. Sie leckten
sich unbewusst die Lippen, fummelten sich am Ohrläppchen oder an den Haaren,
oder schauten schnell in eine bestimmte Richtung weg. Alles zeigte, dass sie
gerade nicht die Wahrheit sagten.
Aber
Sullivan Blue, hier vor ihnen, war so träge, dass sie es nicht mit Sicherheit
sagen konnte. Sie musste ihm noch mehr Fragen stellen.
Die
drei Ritter Sarah, Jens und Jack waren mittlerweile wieder gegangen. Sie
wollten ihn später selber befragen. Und wenn die beiden Schmetterlinge schon
einmal etwas Vorarbeit leisteten, dann konnte das ja nicht schaden.
»Wie bist du zur Erde gekommen?«
»Mit
dem Expeditionskorps von Lordprotektor Kangan Shrump«, war die schlichte
Antwort.
Eigentlich
war es vollkommen egal, wie die Vorgeschichte von ihm lautete.
»Wie viele Nilas befinden sich aktuell noch auf der Erde?«
»Mit
den Erdenmenschen zusammen?«
Sonja
schaute Johnny fragend an. Sie hatten gehört, dass es da diese widerlichen
Verräter gab, die sich von der Union hatten rekrutieren ließen.
»Ja, natürlich! Einmal Nila, immer Nila«, forderte Johnny ihn jetzt auf. Sullivan
Blue schluckte, was den beiden Schmetterlingen nicht entging.
»Es sind knapp 450.000. Aber nur 10.000 von außerhalb der Erde. Die anderen
sind Menschen, die hier für die Union gewonnen wurden.« Johnnys Puls begann zu
rasen. So viele? Diese Schweine!! Diese Drecksäcke!!
»Männer und Frauen?«, wollte Sonja wissen.
»Mehr
Männer als Frauen. Ja.«
Sonja
wusste gerade nicht so genau, was sie weiter fragen sollte. Doch sie musste gar
nicht. Sullivan sprach weiter: »Es sind die miesesten Geschöpfe, die euer Planet
hervorgebracht hat. Verdorben und böse. Tief in ihren Herzen, in ihren Seelen,
in ihrem Geist. Ja, jede Pore eines Nilas ist vergiftet. Geheilt werden… können
sie nicht. Das Universum kann von ihnen nur befreit werden, wenn ihr mit euren
Rittern sie tötet. Ihr müsst sie vernichten!!!«, steigerte der Mann sich immer
mehr.
Johnny
und Sonja schauten ihn an. Mit seinen offenen Händen stand er vor ihnen, die
Pulsschlagadern ihnen zugewandt. Und ihn umgab eine Ehrlichkeit, die sie so
noch nie gesehen hatten.
Der Mann musste ja mit den Nerven voll am Ende sein, wenn er so offen mit uns
spricht , dachte sich Johnny.
In
dem Moment verschwand Sonja. Sarah war nicht mit den anderen gegangen, und
stand hinter der Türe. Sie war die ganze Zeit im Kopf von Sullivan Blue
eingeklinkt und durchwühlte ihn.
Jetzt
hatte sie Sonja zu sich gerufen.
»Er
sagt die reine Wahrheit, der Mann, der da drinnen ist, würde alles dafür geben,
gegen die Union zu kämpfen und sich an allen, aber hauptsächlich an Claudius
Brutus Drachus, zu rächen«, flüsterte Sarah Sonja zu.
Die
bekam große Augen. Hatte sie mit ihrem Gefühl doch recht gehabt - der Nila log
nicht!!
Sie
war eine Spezialistin für Verhörmethoden geworden!! Das hatte sie gelernt.
Sonja, die Schmetterlingsfrau, hatte sich zu einem Profi entwickelt.
Jetzt
konnte sie bestimmt auch andere Nilas verhören!
Doch
Sarah riss Sonja aus ihren Gedanken. Sie schüttelte sich den Kopf.
»Der Mann ist jetzt schon ein Jackpot für uns. Er kann uns helfen. Wir müssen
ihn nur ein wenig testen. Ich hätte da schon eine Idee, wie er uns seine
Loyalität unter Beweis stellen könnte. Aber fragt ihn erst noch nach seinem
Rang und seinen Aufgaben. Dann wissen wir auch, welche Befugnisse er so hatte.«
Sonja
nickte schnell und sprang wieder zurück neben Johnny.
»Wo
warst du?«, wollte der sofort wissen.
Sonja
ignorierte ihren Freund und befahl sofort Sullivan: »Sag uns deinen Rang, den
du vorher inne hattest.«
»Hier auf der Erde war ich zuletzt Oberst.«
Aber
wo war Sonja gerade gewesen? Doch nicht bei einem anderen Schmetterling? Einem
männlichen etwa?
Klar,
warum sonst würde sie eine Frage von ihrem Freund ignorieren! Johnny wurde
nervös. Sie war so eine eiskalte Kriegerin. Und jetzt nutzte sie ihre
Abgebrühtheit, um mit zwei Schmetterlingsmännern gleichzeitig zusammen zu sein.
Biest!
»Wo warst du gerade?«, wollte er wieder wissen.
Ohne
auf ihn einzugehen, stellte Sonja weiter ihre Fragen: »Und was war dein Job
hier auf der Erde?«
Sullivan
Blue wusste zwar, was er ihnen jetzt verriet und kannte die Bedeutung, aber es
sprudelte einfach so
Weitere Kostenlose Bücher