Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)
Transportschiffen im Orbit der
Erde Luken. In vier Wellen strömten jeweils 20 Androidengleiter aus zwei Schiffen
heraus mit Kurs auf das Terrain von Cuberatio. Sie würden nun rund um die Uhr
ihre Kameras auf den Regenwald halten.
Auch
traf Penta VI eine weitere Entscheidung.
Noch
während er versuchte, wieder klackernd auf den Boden von Nr.1 zu gelangen, erhielt
er das bestberechnete Szenario für eine Invasion von Nordamerika – die Zeit für
Universal Search war gestern abgelaufen, das Land konnte rechtlich von Dritten
in Besitz genommen werden – und erteilte den Marschbefehl.
Morgen
um diese Zeit würden sie die Grenze überschreiten. Aber… Penta erhielt wieder
Zahlen und musste auf der Hälfte der Strecke wieder nach oben klettern.
Schnell bewegten sich die roten Lettern auf erschreckende 51,21 Prozent.
Ein
Schock!!
Es
gab keine Meldung - was war passiert?
******
33.
» M ister
Enterprise?«, fragte einer der Männer von Kolumn Geggle.
»Ja?«, antwortete Sebastian, der es sich in einem Stuhl auf der Brücke bequem
gemacht hatte.
Von
hier aus konnte er alles mitbekommen.
»Wir
sind gleich da.«
Die Reise mit dem Geheimdienst von Universal Search hatte nicht lange gedauert.
So hatte er einiges in Erfahrung gebracht. Die Männer waren hochgradig
diszipliniert, befehlsgehorsam und tüchtig. Er war mit einer Truppe unterwegs,
auf die so manch ein Kommandant neidisch sein konnte. Sie arbeiteten
zuverlässig und gewissenhaft. Aber irgendwas stimmte da nicht.
Das
sagte ihm sein Bauch.
Denn
jedes Mal, wenn er mit einem der Männer sprechen wollte, umgab ihn da so etwas,
das ihn misstrauisch werden ließ. Sie antworteten ihm zwar, aber zu einem
echten Gespräch reichte das nicht. Sie waren irgendwie kurz angebunden.
Gut,
er war hier ein Fremder, und sie wussten, dass er ein Ritter war. Er konnte
auch verstehen, dass, wenn man Ritter vorher nicht kannte, man dann etwas vorsichtiger
war… aber sie waren so distanziert.
So...er konnte es nicht genau sagen.
Sebastian
wollte vorsichtig bleiben.
»Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit«, ging es ihm wieder durch den Kopf.
Sebastian kamen die Gedanken, die die junge Frau jetzt schon fast flehend jeden
Abend zu beten schien.
Eine
Frau, die alles verloren hatte - das konnte er genau spüren.
Der
Kontakt war zwar schwach, aber sie hatte ihren Aufenthaltsort verlegt, besser:
gesteigert.
Als
würde ihr Körper einen Verstärker benutzen, konnte er sie besser hören. Und
seit gestern konnte er die vagen, schwammigen Gedanken bestens verstehen. Sie
waren nun konkrete Worte und er wusste, dass sie das nun seit längerem betete.
Nur
hatte er sie nicht richtig verstehen können.
Aber
jetzt waren sie klar und deutlich, und er wusste, dass sie immer dieselben
Sätze gebetet hatte. Sie wusste nicht, dass er neben den Gedanken, die sie an
ihn richtete, auch ihre anderen lesen konnte. So hatte er die Augenblicke
mitbekommen, wenn sie in ihr eigenes, tiefes Loch fiel.
Abends… bevor sie sich schlafen legte.
Schande,
Abscheu und Verachtung vor und über sich selbst waren untertriebene Begriffe.
Ihr Seelenheil war mehr als in Gefahr…es war vielleicht schon verloren. Sie
hasste sich. Sie hasste das, was sie getan hatte. Sie war an der Grenze zur
Selbstmordsehnsucht. Sie wollte Vergebung für das, was sie getan hatte, indem
sie sich selber opferte…ob mit oder ohne Sinn.
Wenn
sie aber noch eine letzte Aufgabe bekam, mit der sie reinen Tisch machen und
wenigstens etwas für die Menschheit bewirken konnte, dann würde sie das mit
vollstem Herzen auch erledigen.
Und
deswegen war auch sie gewählt worden.
Sebastian
hatte bereits angefangen, wie ein Militär zu denken. Er betrachtete sie als
eine Waffe, die er nutzte. Zumindest hatte er sie so am Anfang gesehen, als der
Plan mit ihr gereift war.
Wie
auch immer Wansul auf sie gestoßen war.
Doch
mittlerweile hatte er so viel aus ihrem Innersten mitbekommen, er war gar nicht
mehr sonderlich bereit, dass sie am Ende der Geschichte ihr Leben lassen sollte.
Sie
hatte einen Fehler gemacht. Besser: sie hatte Tausende Fehler gemacht.
Und
ob sie überhaupt jemals den Traum, der immer noch in ihr glühte, eine Familie
zu gründen, verwirklichen konnte, wenn ein Mann erfahren sollte, was sie alles
angestellt hatte…das stand in den Sternen.
Aber
dieser Wunsch war noch da.
Kein
loderndes Feuer mehr, eher eine letzte kleine glühende
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