Schmetterlingsjagd (German Edition)
räuspere mich. «Jemanden wie Keri Ram. Diesen Typ Mädchen. Jemanden, der die Dinge gut macht und der hübsch ist und, weißt du, normal .»
Er schaut mich total verwirrt an. «Lo … aber ich mag d… »
Ich unterbreche ihn erneut. «Jemand mehr in deiner Preisklasse . Jemand, der sich für etwas begeistern kann. Jemand, der schöne Klamotten trägt und … einen guten Haarschnitt hat.» Je länger ich darüber nachdenke, über die beiden, wie sie nebeneinandergehen, seine roten und ihre kastanienbraunen Haare, ihre geraden kleinen Himmelfahrtsknopfnäschen, seine Ruhe und ihre Coolness, desto besser fühle ich mich, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass das wirklich Sinn macht. Es ist wie die Olivetti neben der Smith-Corona. Sie passen zusammen. Sie gehören zusammen.
«Einen guten Haarschnitt?» Jeremy schüttelt den Kopf. «Hör mal, ich kenne diese Keri Ram gar nicht …»
«Ich sage ja auch gar nicht, dass es sie sein muss. Es könnte jede sein. Jede außer … mir.» Meine Finger fliegen auf meinen Schenkel und beginnen zu tippen.
«Bedeutet das …» Jeremy holt tief Luft. «Ist das ein Nein zum Abschlussball?» Es liegt echter Schmerz in seiner Stimme.
Mein Magen senkt sich.
«Ich … ich muss ins Badezimmer. Bleib kurz hier, okay?» Ich muss mir die Hände waschen. Ich muss allein sein.
Jeremy fährt sich durch die Haare, bis sie zu allen Seiten abstehen. «Ja. Ja, klar. Okay.»
Ich wasche mir das Gesicht, drei Mal. Das Gurgeln des Abflusses, das Geräusch des Wassers, das gegen das Waschbecken klatscht, tröstet mich. Ich wasche die Hände neun Mal. Neun Sekunden pro Waschgang. Streiche meine Strähnen aus der Stirn und wieder zurück.
Als ich die Tür öffne, endlich ruhig genug, um wieder herauszukommen, ist Jeremy nicht mehr im Flur. Ich werfe einen Blick auf Moms Tür – immer noch geschlossen, ihr Gemurmel dringt gedämpft durch die Tür. Ein schreckliches Gefühl presst meinen Magen zusammen, und ich schaue hastig in die andere Richtung. Zu Orens Zimmer. Die Tür steht weit offen.
Mein Körper wird ganz kalt.
Die Füße ziehen mich vorwärts. Der Rest meines Körpers ist wie aus Stein. Jeremy dreht sich zu mir um, in den Händen hält er eine Schallplatte. Orens Schallplatte. Ich stehe zitternd auf der Schwelle – ich kann nicht hinein – es gibt noch nicht genügend tip tip tip, Bananes auf der Welt. Kein Zutritt. Oren hat nicht «Herein» gesagt, und er wird es nie wieder sagen.
Jeremys Stimme klingt blechern aus dem Zimmer. « Rust Never Sleeps von Neil Young! So toll. Ist das das Zimmer von deinem Bruder? Mann. Ich wusste nicht mal, dass du einen Bruder hast .»
Jeremys Hände. Überall an seinen Sachen. Überall an den Sachen meines Bruders.
All meine Organe sacken in meine Füße. Mein Kopf ist dunkel. Mein Mund steht offen.
Ich bin wie erstarrt und zittere. «Raus da», bringe ich hervor.
«Was?», fragt Jeremy, seine Augen verengen sich, er sieht plötzlich ganz unsicher aus. Er stellt die Platte zurück – steckt sie auf gut Glück irgendwo hinein. Oren wird durchdrehen. «Was … was ist los?»
«Geh.» Ich falle gleich. Ich schmelze. Gleich gehe ich in Flammen auf. «Bitte.»
«Was … was ist los?» Er geht vorsichtig auf mich zu. «Hätte ich hier nicht reingedurft? Ist dein Bruder komisch mit seinen Sachen?»
Nein. Nein. Nein. Er kapiert es nicht.
«Raus.» Meine Stimme ist erstickt, ein Stöhnen. «Du musst raus da.» Ich kann nicht sprechen; mein Rücken zittert; ich schlucke die Tränen mit solcher Kraft herunter, dass meine Kehle sich zusammenkrampft. Ich krümme mich an der Wand und versuche, mich aufzurichten, versuche, den Schrei in mir nicht herauszulassen.
«Oh Gott. Hör mal, tut mir leid. Ich … ich wusste ja nicht … ich geh schon, okay?» Er drängt sich an mir vorbei in den Flur. Als er an mir vorbeikommt, zögert er ein wenig, aber ich kann ihn nicht ansehen. Ich kann es nicht einmal ertragen, seine Anwesenheit zu spüren.
«Sorry», flüstert er. Dann trampelt er den Flur hinunter, und eine Sekunde später höre ich, wie die Eingangstür ins Schloss fällt.
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Kapitel 24
Orens Zimmertür sieht aus wie eine klaffende Wunde; ich haste daran vorbei, ohne mich noch einmal umzudrehen. Nach oben nehme ich zwei Stufen auf einmal. Einmal vertue ich mich, gehe zurück zum Treppenabsatz und laufe noch einmal hoch. In meinem Zimmer ist schon wieder alles falsch.
Er weiß es. Er weiß alles – über mein
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