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Schmetterlingsschatten

Schmetterlingsschatten

Titel: Schmetterlingsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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lächeln und in ihrem Bauch begann es zu kribbeln.
    »Okay«, antwortete sie.
    Es klingelte. »Mist«, schimpfte sie, beinahe gleichzeitig mit Daniel und Lukas. Zu dritt rannten sie los, um noch rechtzeitig zur Arbeit im Klassenzimmer zu sein.
    Elena brachte die Arbeit mehr schlecht als recht hinter sich. Ständig gingen ihr die Fragen der Polizisten im Kopf herum. Warum hatten sie nach Laura gefragt? Was bedeutete das alles? Und wie war das mit den gestohlenen Autos gewesen? Sie war sich sicher, dass ihr jemand von Autodiebstählen erzählt hatte, aber wer?
    Als sie endlich entnervt abgegeben hatte und auf den Gang hinaustrat, lief sie Mella in die Arme. Sofort machte sie sich auf einen ätzenden Kommentar gefasst. Mella konnte ja kaum den Mund aufmachen, ohne dass Säure herauskam, so hatte es Vivienne mal formuliert.
    Zu Elenas Überraschung lächelte Mella sie jedoch an. »Hi, Ellie. Wie ist es bei dir gelaufen?«
    Verblüfft starrte Elena sie an. Beinahe automatisch antwortete sie: »Könnte schlimmer sein und bei dir?«
    »Ach, ich kapier die Grammatik eh nie, da ist bei mir alles verloren«, lächelte Mella weiter. »Bist du in der Mittagspause auch hier?«
    Elena nickte sprachlos.
    »Hast du Lust, mit Angie und mir Mittag zu essen?«, fragte Mella. Elena glaubte, nicht recht zu hören. War das die gleiche Mella wie früher?
    »Ähm, nein, ich wollte mit Vivienne und Timo essen«, erwiderte sie höflich, aber eher abweisend. Mella zog eine Schnute.
    »Mann, da hast du dich aber geschnitten, Mella«, erklang Viviennes Stimme hinter Elenas Rücken. Erleichtert registrierte sie, wie ihre Freundin zu ihr trat. Mella war ihr unheimlich geworden. »Elena wird dich nicht Tristan vorstellen, bloß, weil du ihr die Gnade erweist, sie an deinen Tisch einzuladen.«
    Mella machte ein beleidigtes Gesicht. »Ich weiß sowieso nicht, was der an ihr findet«, murmelte sie, bevor sie herumwirbelte und abrauschte. Vivienne schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf, bevor sie sich wieder Elena zuwandte.
    »Mella sieht das mal wieder verkehrt. Ich jedenfalls frage mich eher, was du an Tristan findest.«
    Elena wollte zu einer Erwiderung ansetzen, aber Vivienne winkte ab. »Nein, schon okay, ist dein Bier. Ich finde ihn halt komisch. Aber wo die Liebe hinfällt…«
    Elena boxte sie in die Seite. »Ich bin nicht verliebt.«
    Aber als sie gemeinsam zur nächsten Stunde gingen, fragte sie sich, ob das stimmte.
    »Wie war die Klassenarbeit, Liebes?« Ihre Mutter hatte offensichtlich gute Laune, als Elena nach Hause kam. Sie trug ein blaues Sommerkleid, das sie jünger aussehen ließ, und sie lächelte. Elena lächelte zurück, froh, sie so zufrieden zu sehen. »Ganz okay, denke ich.«
    »Da ist ein Brief für dich.« Ihre Mutter deutete auf den Esstisch, wo ein schlichter weißer Umschlag lag. Außer Elenas Namen stand nichts darauf. Eine Gänsehaut lief ihren Rücken hinunter.
    »Von wem ist der?«, fragte sie beiläufig, während sie den Umschlag an sich nahm. Vielleicht hatte ihre Mutter ja gesehen, wer den Brief vorbeigebracht hatte. Doch die zuckte mit den Schultern.
    »Der lag da, als ich nach Hause gekommen bin. Vielleicht eine Geburtstagseinladung? Vivienne hat bald Geburtstag, oder?«
    Elena nickte abwesend. Vivienne hatte ihr schon lange eine Einladung gegeben und sie erkannte auch die Schrift auf dem Umschlag. Sie schob den Brief in die Hosentasche. Vor ihrer Mutter würde sie ihn bestimmt nicht öffnen. Wenn die davon erfuhr, würde sie sich wieder Sorgen machen.
    »Ich bin gleich wieder weg, bei Nina, ja?«, schwindelte sie. Ihre Mutter wusste, dass Vivienne freitagabends ins Ballett ging, also konnte sie dieses Mal nicht als Entschuldigung herhalten.
    »Wann kommst du wieder?«
    Elena zögerte. Wenn sie ins Kino ging, würde das sicher länger dauern. Andererseits war Freitag. Vielleicht war ihre Mutter nachgiebiger als sonst. »Wir wollten ein bisschen feiern. Die letzte Englischarbeit in diesem Schuljahr und so. Ist es recht, wenn ich erst gegen zehn zurückkomme?« Sie hielt den Atem an und wartete die Reaktion ihrer Mutter ab.
    Einige Augenblicke sah ihre Mutter sie nachdenklich an und schwieg. Gerade, als Elena überzeugt war, dass sie eine Absage bekommen würde, nickte sie langsam. »Ich denke, das geht. Aber bleib bei Nina, ja? Und ruf an, wenn ich dich abholen soll!«
    Elena strahlte und umarmte ihre Mutter stürmisch. »Danke Mama, du bist super!« Gleichzeitig hatte sie jedoch ein schlechtes Gewissen.

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