Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlingsschatten

Schmetterlingsschatten

Titel: Schmetterlingsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
Vom Netzwerk:
verständnisvoll, was?« Er schüttelte gespielt vorwurfsvoll den Kopf. »So ganz anders als deine Schwester. Die hat immer versucht, uns den wahren Sinn unseres Lebens zu erklären.« Er grinste breit. »Aber na ja, immerhin lebst du ja noch. Meinst du eigentlich, sie hat sich absichtlich zu Tode gefahren? Vielleicht, damit sie heilig gesprochen wird oder so?«
    Der Junge auf dem Roller lachte, Vanessa kicherte. Elena ballte ungewollt die Fäuste. Am liebsten hätte sie sich auf ihn gestürzt, aber er war viel größer und sicher auch stärker. Außerdem hatte er Rückendeckung.
    »Verpisst euch doch einfach!«, murmelte Vivienne neben ihr. Elena war sich nicht ganz sicher, ob die drei sie gehört hatten oder ob es ihnen einfach zu langweilig geworden war, sie zu ärgern. Jedenfalls zuckte der Junge mit den Schultern und setzte seinen Helm wieder auf.
    »Lass uns verschwinden!«, rief er seinem Freund zu und gleich darauf knatterten sie beide die Straße hinunter. Vanessa winkte ihnen noch einmal kurz hinterher, dann stolzierte sie über die Straße und verschwand in ihrem Haus.
    Elena blickte zur Ecke, wo die beiden Roller verschwunden waren. Was dieser Typ wohl gemeint hatte, als er über Laura gesprochen hatte? Hatte er ihre Schwester gekannt? Einen Moment überlegte sie, ob sie über die Straße gehen und bei Vanessa klingeln sollte, aber wahrscheinlich würde die sowieso nichts sagen, also folgte sie stattdessen Vivienne ins Haus.
    Als Elena am Freitagmorgen auf den Schulhof kam, sah sie Tristan und ein paar andere aus seiner Clique zusammenstehen. Ihr Herz tat einen nervösen kleinen Sprung. Sie musste sich zusammennehmen und endlich mit ihm reden. Seit ihrem gemeinsamen Nachmittag hatte sie ihn nicht wieder getroffen. Beinahe befürchtete sie, dass er das mit dem Kino wohl doch nicht so ernst gemeint hatte.
    Jetzt nimm dich zusammen und sei cool! Aber gerade, als sie auf die Clique zusteuern wollte, vernahm sie eine tiefe Männerstimme.
    »Elena Henn?«
    Sie drehte sich um und zuckte zusammen, als sie einen fremden Mann in Polizeiuniform vor sich stehen sah. Begleitet wurde er von einer etwas kleineren, rothaarigen Frau, ebenfalls in Uniform. Sie lächelte Elena aufmunternd zu.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Elena, wir möchten dir nur ein paar Fragen stellen. Wir hatten gehofft, dass wir dich zu Hause antreffen, aber deine Mutter sagte, dass du schon losgegangen bist.«
    Aus den Augenwinkeln entdeckte Elena eine weitere Gruppe Polizisten, die den Schulhof durch das Tor betraten und geradewegs auf Tristan und die anderen zusteuerten. Sie bekam eine Gänsehaut und ihr Herz schlug schneller. Nur mühsam widerstand sie dem Impuls, einfach davonzulaufen. War sie in Schwierigkeiten?
    »Und, hast du ein bisschen Zeit für uns?« Die Polizistin lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. Elena nickte zögernd.
    »Ich muss aber gleich rein. Ich schreibe eine Englischarbeit.«
    »Es dauert nicht lange. Wir sprechen mit deinem Lehrer, wenn du dich verspäten solltest.« Die Polizistin wollte offensichtlich freundlich und beruhigend klingen, aber ihr kameradschaftlicher Tonfall verunsicherte Elena nur noch mehr. Seit letztem Jahr flößten Polizisten ihr kein Vertrauen mehr ein. Natürlich wusste sie, dass der Polizist, der die Nachricht von Lauras Unfall überbracht hatte, nur seine Arbeit getan hatte, aber sie hatte immer das Gefühl gehabt, er habe ihr und ihrer Mutter nicht alles erzählt, was er wusste. Sie wusste, dass dieser Gedanke eigentlich unsinnig war. Wahrscheinlich war es eher so, dass er sich sein eigenes Bild von dem Unfall gemacht hatte, in dem Laura nicht allzu gut wegkam. Das schien bei den meisten Leuten im Dorf so zu sein. Elena hatte die misstrauischen Blicke auf der Beerdigung gesehen, die zu ihr und ihrer Mutter herüberwanderten.
    Doch das einzige Mal, als sie sich getraut hatte, Timos Vater nach dem Unfall zu fragen, hatte der sie nur abgewimmelt. »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Elena«, hatte er gesagt. »Es war ein ganz gewöhnlicher Unfall, nichts weiter.« Doch die Antwort hatte Elena zu glatt geklungen. Sie hatte das Gefühl, die anderen aus dem Dorf gaben ihrer Mutter die Schuld an Lauras Unfall, vielleicht glaubten sie, sie habe nicht gut genug auf ihre Tochter achtgegeben?
    Die beiden Beamten führten Elena ein Stück beiseite, sodass die anderen Schüler auf dem Hof ihr Gespräch nicht mitbekamen.
    Verunsichert sah Elena sich um. Alle starrten sie an. Das würde ihnen

Weitere Kostenlose Bücher