Schmetterlingsschatten
verstehen.
»Ich will damit sagen, dass Tristan sicher nicht der richtige Umgang ist für ein nettes Mädchen wie dich«, fuhr Timos Vater fort.
Das machte Elena nun doch etwas wütend. Schon wieder mischte er sich in ihre Angelegenheiten ein. Was sollte das? Er war schließlich nicht ihr Vater. »Hat er denn irgendwas angestellt, seit er hier ist?«, fragte sie. Ärgerlich bemerkte sie, wie trotzig ihre Stimme klang.
»Das nicht, jedenfalls wissen wir nichts davon, aber trotzdem hätte ich es lieber, wenn du dich nicht in seiner Nähe aufhältst.« Ganz der besorgte Polizist. Elena presste ihre Lippen aufeinander. Gerade, als sie überlegte, was sie ihm antworten konnte, kam Timo in die Küche.
»Hey, Ellie.« Er klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter. Beinahe hätte sie seine Hand abgeschüttelt, so wütend war sie.
»Hey, Timo, gehen wir?« Sie sah ihn nicht an, sondern starrte immer noch angriffslustig seinem Vater ins Gesicht. Der erhob sich jedoch, lächelte auf einmal wieder freundlich und knuffte seinen Sohn.
»Ich wünsch euch beiden viel Spaß«, sagte er, bevor er die Küche verließ.
»Muss dein Vater sich immer in die Angelegenheiten anderer Leute einmischen?« Elena saß mit Timo in der Eisdiele und löffelte an ihrem Kirschbecher. Sie war noch immer wütend. Das Gespräch mit Herrn Grevenstein hatte ihr gründlich die Laune verdorben.
»Wieso, was war denn?« Timo saß entspannt da, den leeren Eisbecher vor sich, und sah glücklich aus.
Elena zögerte und fragte sich, ob Timos Vater ihm von ihr und Tristan erzählt hatte. So, wie es aussah, eher nicht. Vielleicht war das auch besser. Sie hatten sich gerade erst wieder versöhnt, sie hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde, wenn er von Tristan erfuhr.
»Er wollte mir vorschreiben, was ich für Freunde haben soll«, erwiderte sie deswegen ausweichend.
Timo lächelte und legte seine Hand auf ihre. »Er macht sich eben Sorgen um jeden im Dorf. Das ist sein Job als Polizist.«
Seine warme und etwas schweißfeuchte Hand war Elena unangenehm. Sie zog ihre eigene weg, unter dem Vorwand, nach ihrer Serviette zu greifen. Tristans Hand hat sich ganz anders angefühlt,ging es ihr unvermittelt durch den Kopf, und es kribbelte in ihrem Bauch, als sie daran dachte, dass sie ihn nachher wiedersehen würde.
»Um mich braucht er sich jedenfalls keine Sorgen zu machen.« Und du auch nicht,dachte sie, aber sie sprach es nicht aus. Es hätte ihn unnötig gekränkt.
Kaum hatte sie ihre Serviette wieder weggelegt, griff Timo wieder nach ihrer Hand. »Mach dir nichts draus, er weiß eben, dass du meine beste Freundin bist. Da macht er sich nun mal Gedanken.«
Verzweifelt suchte Elena einen Weg, möglichst schnell zu verschwinden, bevor Timo ihr seine Liebe gestehen konnte und damit alles kaputt machen würde. Sie wollte ihn gerne als Freund behalten, aber allmählich fragte sie sich, ob das noch lange gut gehen konnte.
Etwas zu hastig entzog sie ihm ihre Hand, um auf ihre Uhr zu sehen. Zehn vor halb sechs. In zehn Minuten musste sie am Spielplatz sein. Sie stand auf.
»Sorry, Timo, aber ich muss wieder nach Hause. Meine Mutter war heute besonders komisch«, log sie. Sie war noch immer verstimmt, sodass sie nicht mal Mitleid empfand, als sie Timos enttäuschtes Gesicht sah.
»Schade. Sehen wir uns wenigstens am Wochenende?«
Elena überlegte kurz. »Weiß noch nicht. Ich ruf Vivienne an und sag ihr Bescheid, ja?«
»Na gut.« Immer noch sah er sie hoffnungsvoll an, als würde sie ihre Meinung noch ändern. Aber sie hatte das Gefühl, jetzt nicht mehr zurückzukönnen. Und sie wollte wirklich gerne ins Kino gehen. Sie sah sich nach einer Bedienung um, bei der sie zahlen konnte. Timo folgte ihrem Blick.
»Lass nur, ich lad dich ein«, sagte er mit einem schiefen Lächeln. »Beeil dich lieber, damit deine Mutter nicht noch wütender wird!«
Jetzt bekam sie doch ein etwas schlechtes Gewissen. Warum musste sie heute alle belügen, die nett zu ihr waren?
»Danke«, erwiderte sie und umarmte Timo flüchtig. Dann rannte sie los in Richtung ihres Hauses. Erst, als sie außer Sichtweite Timos war, bog sie in eine Seitenstraße ein und machte sich auf den Weg zum Waldspielplatz.
»Da bist du ja.« Tristan saß wieder auf der Reifenschaukel und ließ sich leicht hin und her schwingen. Malin und Julian lehnten wie Bodyguards an den Schaukelpfeilern. Elena spürte einen leichten Stich der Enttäuschung. Sie hatte gehofft, dass Tristan mit ihr alleine ins
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