Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
Vom Netzwerk:
er auf den Boden auftrat und ich hielt den Atem an. Lennard grinste selbstgefällig und zog den anderen Fuß nach, kurz bevor der Boden mit einem lauten Krachen unter ihm nachgab.
    Ich schrie entsetzt auf und robbte nach hinten. Lennard steckte im Boden fest, konnte sich mit den Händen aber noch oben halten. «Autsch, das hat wehgetan.»
    «Du bist so ein Idiot!», kreischte ich. «Ich hab dir doch gesagt, dass das eine Scheißidee ist! Wie soll ich dich denn da jetzt wieder rauskriegen?!»
    «Gar nicht. Ich spring einfach.»
    «Bist du irre ?! Du brichst dir sämtliche Knochen!»
    «Hast du einen besseren Vorschlag?», fragte er und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Der Hochsitz wackelte beängstigend. Wenn wir beide mit ihm umstürzten, würde ich ihn umbringen. Falls er noch nicht tot und ich noch in der Lage dazu sein würde.
    «Halt still, ich versuch dich irgendwie rauszuziehen», seufzte ich und krempelte mir die Ärmel hoch. Lennard lachte laut auf. «Du bist dir doch darüber im Klaren, dass ich ungefähr doppelt so viel wiege wie du, oder?»
    «Ich wusste gar nicht, dass du so dick bist», grinste ich und er warf mir einen vielsagenden Blick zu. «Das sind alles Muskeln.»
    «Ist klar.» Ich griff nach seinem Hemd und zog so fest ich konnte. Er stöhnte gequält auf, weil das brüchige Holz sich in seine Rippen bohrte.
    «Scheiße!» Ich ließ ihn los und trat vorsichtig näher an ihn heran. Der Boden knarrte und ächzte.
    «Ich glaube, der Weg nach unten ist immer noch angenehmer, als wieder hoch», murmelte er. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. «Wenn du mich hochziehst, pfählst du mich.»
    «Klingt eigentlich ganz verlockend», witzelte ich. Lennard lachte auf. «Geh an der Wand entlang um mich herum und dann nach unten, verstanden?»
    «Ich soll dich hier alleine lassen?!»
    «Ich will nicht, dass du auch noch wegbrichst. Na los! Und sei vorsichtig.»
    «Du hast nur dumme Ideen», murmelte ich, tat aber, was er sagte. Weil ich keine Lust auf Krankenhaus hatte. Schon gar nicht mit ihm zusammen. Das konnte er schön alleine aussitzen. Aber ich würde den Krankenwagen rufen, wenn er unten angekommen war.
    «Kommst du denn nach unten durch?», fragte ich, weil er ziemlich eingeklemmt aussah. Ich hatte die Leiter erreicht. Gott sei Dank. Im Rückwärtsgang nahm ich eine Stufe nach der anderen.
    «Ich werd das Holz anzünden», erklärte er. Ich erstarrte. «Was?! Oh mein Gott, deine Ideen werden immer bescheuerter!»
    «Das ist die Beste, die mir eingefallen ist», grinste er. «Na los, verpiss dich endlich. Wir sehen uns gleich unten.» Ich zögerte. «Ich kann Hilfe holen, wenn du es noch etwas aushältst.»
    «Tue ich aber nicht», erwiderte er und zog eine Grimasse. «Muss ich erst mit Holzstücken nach dir werfen, damit du verschwindest?! Na los, hau endlich ab. Ich bin vorsichtig mit dem Feuer, versprochen.» Der Satz hallte in meinem Kopf wie eine ferne Erinnerung. Wie oft er das schon gesagt hatte. Dämlicher, kleiner Pyromane. Wenn nichts anderes mehr ging, konnte man es immer noch abfackeln. Ja, ja.
    Dennoch kletterte ich weiter die Stufen herunter, bis ich endlich sicheren Boden unter den Füßen spürte.
    Ein Geräusch ließ mich nach oben sehen und ich schrie erneut los. Der ganze verdammte Sitz stand in Flammen. «Scheiße, Lennard!», kreischte ich. «LENNARD!» Ich zog mit zitternden Fingern mein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer der Feuerwehr. Oh Gott, er verbrannte da drin!
    «Hallo?!», rief ich, als jemand abnahm. «Ich…»
    Das Holz brach ein und eine brennende Gestalt fiel zu Boden. Entsetzt ließ ich das Handy fallen, riss mir die Jacke vom Leib und schmiss sie auf Lennard, um die Flammen zu löschen. Er schrie nicht mal. Gott, er war doch nicht… Mir zitterten nicht nur die Finger, als ich mit wackeligen Beinen auf ihn zutrat und vorsichtig die Jacke von seinem Kopf zog. Er sah aus wie immer. Nicht die leiseste Spur oder der Hauch einer Verbrennung. Ich konnte es kaum fassen. Er wedelte mit der Hand vor dem Gesicht herum, um den Dampf zu vertreiben, der von ihm aufstieg.
    «Mein Rücken tut ein bisschen weh. Ich hoff, ich hab mir nichts verstaucht», maulte er und stand auf, als wäre nichts gewesen.
    «Ich dachte du wärest tot, du Idiot!», schrie ich, schnappte mir mein Handy vom Waldboden, wirbelte herum und stapfte davon, weil mir die Tränen kamen. Ich würde nicht vor ihm heulen. Und schon gar nicht wegen ihm. Niemals.
    «Ska, warte!», rief

Weitere Kostenlose Bücher