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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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des einundzwanzigsten Jahrhunderts, in einem 4000-Seelen-Dorf. Und dann ging der ganze Krieg von vorne los und alle waren darauf bedacht, den Jungen zuerst zu entdecken. Die Familie des letzten Anthropomorphen zog nach Deutschland und verteilte sich in zahlreichen Kleinstädten, um direkt vor Ort zu sein. Sie waren sich fast sicher, dass es nur ein Mitglied ihrer Familie sein konnte, der dieses Gen geerbt hatte.»
    «Und? Bin ich?», fragte ich feixend. Lennard schüttelte den Kopf. «Nein. Ich schätze, das ist einer der Gründe, wieso mein Vater so furchtbar enttäuscht von mir gewesen ist. Weil ich nicht derjenige war, den er sich gewünscht hatte. Er…» Lennard ballte die Hand zur Faust. «Er hat mich sogar nur deswegen gezeugt !»
    Ich starrte ihn mit riesengroßen Augen an. «Das war… deine Familie?»
    «Ja. Und die beiden Gorillas, wie du sie immer nennst, sind meine Cousins. Dritten Grades. Die Familie ist ziemlich groß geworden.» Er zuckte mit den Schultern. «Aber es gibt keinen direkteren Nachkommen als mich, weswegen alle so große Hoffnungen in mich gesetzt hatten. Muss furchtbar für meinen Vater gewesen sein, als sich an meinem vierzehnten Geburtstag meine Fähigkeiten entwickelten, die allerdings die falschen waren.»
    «Und?», fragte ich piepsig. «Was kannst du?»
    «Ich bin ein Elementar», erklärte er. «Ich kann eines der Elemente beherrschen und erschaffen.»
    «Das ist doch viel cooler, als blöde Statuen zum Reden zu bringen!», rief ich verständnislos und Lennard lachte los. «Nein, ist es nicht.»
    «Was für ein Elementar bist du?», fragte ich. Aber ich wusste die Antwort auch so schon. «Feuer! Deswegen hast du dieses Kind aus dem brennenden Haus retten können.»
    «Du hast davon gehört?»
    «Mein Pa», erklärte ich und versuchte, mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. «Also ist deine Familie hinter mir her? Weil sie wollen, dass ich für sie eine… Armee erschaffe?»
    «Dass du allgemein für sie arbeitest und sie anführst. Aber vermutlich würden sie dich auch dazu zwingen, wenn du dich weigerst.»
    «Und wer sind dann die anderen Idioten, die mich jagen?»
    «Es sind insgesamt vier Gruppen, wie gesagt. Der Rest meiner Familie auf der einen Seite. Auf der anderen haben sich die Mitglieder in zwei Gruppen gespaltet, wovon die Erstere versucht, dich auf ihre Seite zu ziehen und hofft, dass du für sie und die Gerechtigkeit kämpfen wirst, während die anderen der Meinung sind, dass man lieber kein Risiko eingehen sollte und dich gleich umbringen lassen sollte.»
    «Na klasse», murrte ich und leckte mir die Finger ab, nachdem ich aufgegessen hatte. Jetzt ging es mir immerhin etwas besser. «Und was ist mit diesen Typen in den schwarzen Kochjacken?»
    «Das ist eine Gruppe autonomer Paranormaler, die sich zusammengetan hat, um dich ebenfalls umzubringen. Solltest dich also lieber nicht von ihnen fangen lassen.» Er schnitt eine Grimasse und ich sah ihn vielsagend an. «Was habe ich denen denn getan?!»
    «Nichts, eigentlich. Aber sie halten dich für widernatürlich und sind der Meinung, dass niemand auf der Welt so viel Macht besitzen sollte.»
    «Die Macht, eine blöde Puppe zum Reden zu bringen?! Check ich immer noch nicht.»
    «Die Macht, Leben zu erschaffen, Ska. Das ist so ziemlich das gottnaheste, was es auf dieser Welt gibt. Du bringst nicht nur eine Puppe zum Reden, sondern du erschaffst ein komplettes Leben mit ihr, das sich weiterentwickeln kann und eigene Charaktereigenschaften bekommt, je nachdem, was es erlebt.»
    «Diese Katze… war tot», dachte ich laut. «Also… also kann ich auch Tote wieder erwecken? Das heißt, ich könnte meine Ma…»
    «Nein! Oh Gott.» Lennard sah mich entgeistert an. «Mal davon abgesehen, dass ich mir sicher bin, dass du nicht willst, dass der Körper deiner Mutter von Maden zerfressen und vom Unfall zerquetscht durch die Gegend wandert. Du kannst sie nicht zurückholen, Ska. Du kannst höchstens ein neues Leben in sie bringen. Aber das wäre nicht mehr sie.»
    Ich sackte innerlich zusammen. «Ich vermisse sie so sehr.»
    «Ich weiß.» Er griff nach meiner Hand. «Und es tut mir furchtbar leid, dass sie als Außenstehende Opfer dieses verdammten Krieges geworden ist.»
    «Aber…»
    «Ihr hattet einen Unfall, ich weiß», seufzte er. «Aber ich bin mir sicher, dass das kein Zufall war. Erinnerst du dich noch, was genau an dem Tag passiert ist?»
    «Naja…» Ich dachte an den schrecklichen Tag zurück und versuchte

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