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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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gerichtet», erklärte Mercutio, während Lennard leise aufstöhnte. «Halt den Mund!», fauchte ich ihn an und umfasste Lennards Kopf mit beiden Händen. «Hey, Blaze! Sieh mich an…»
    Er öffnete die Augen und lächelte verschmitzt. Fasziniert sah ich dabei zu, wie die Wunde an seiner Stirn in Rekordzeit verheilte und das Stadion von Kruste bis zu frischem, neuem Gewebe in Sekunden durchmachte.
    Lennard war mir jetzt so nah, dass ich seinen Herzschlag spüren konnte und seine warme Haut an meiner lag. Er zog mich näher zu sich und mein Herz fing an zu rasen. Seine Lippen sahen absolut verführerisch aus und ich fragte mich, ob sich sein Haar so weich anfühlte, wie es aussah.
    Ich räusperte mich und stand auf, damit sich mein Puls wieder etwas beruhigte und sich mein Hirn wieder einschaltete. Das hier war wirklich nicht der Zeitpunkt, um über so etwas auch nur nachzudenken. «Wir sollten sehen, ob es in dem Dorf eine Herberge gibt, wo wir übernachten können», sagte ich und klopfte mir den Dreck von der Hose. Lennard seufzte genervt auf, erhob sich dann aber ebenfalls. «Vielleicht haben wir Glück und es gibt hier auch ein Schuhgeschäft.» Er grinste angesichts meiner nackten Füße. Ich hatte es gar nicht mehr bemerkt. Sie sahen auch kaum noch wie Füße aus, weil sie von Dreck und Blut überschwemmt waren.
    Wir gingen den Feldweg entlang, die Adler folgten uns dicht über den Köpfen. Janus hatte ich in die Vordertasche meines Rucksacks gesteckt, Bodo und Mercutio liefen mit ihren kurzen Beinen neben uns her. Das musste ziemlich seltsam aussehen für jeden, der es sehen konnte.
    Ich erklärte den beiden Vögeln, dass sie das Dorf bewachen sollten und uns sofort Bescheid geben sollten, wenn draußen irgendetwas oder irgendwer auftauchte, der dort nicht hingehörte, ehe wir den Ort betraten und uns einen Überblick verschafften.
    Viel gab es da allerdings nicht zu entdecken.
    Es gab nur einige wenige Geschäfte und ein Schuhgeschäft zählte leider nicht dazu. Aber immerhin gab es ein Bauernhaus, das Zimmer vermietete für Feriengäste, die es mal wieder richtig ländlich haben wollten. Weil man sich ja nichts Schöneres vorstellen konnte, als mitten ins Nirgendwo zu reisen, um da seine Zeit zu vergeuden.
    «Guten Tag», lächelte Lennard. Ich hatte mit einem Taschentuch und einer Menge Spucke versucht, ihm das Blut aus dem Gesicht zu kratzen, sodass er einigermaßen wieder normal aussah. Von dem Schutt und seinen dreckigen Kleidern mal abgesehen.
    «Wir haben draußen gesehen, dass Sie Zimmer vermieten, sind da noch welche frei?»
    Die mollige Frau, die am Küchentisch saß und Kartoffeln schälte, beäugte uns abschätzig. «Ich fürchte, derzeit sind alle belegt», sagte sie. Ich stöhnte leise. «Bitte», flehte ich dann. «Wir hatten einen Unfall und unser Wagen hat einen Totalschaden und ich würde gerne einfach nur ein Bad nehmen und mich schlafen legen.» Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich musste sie nicht einmal erzwingen. Ich fühlte mich wirklich grauenvoll. «Wir wissen nicht, wo wir sonst hin sollen!»
    Sie stand auf und kam näher. «Ist ja gut, Kleine.» Sie tätschelte mir besänftigend die Schulter. «Ihr hattet einen Unfall?»
    «Ja, mit dem Auto», erklärte Lennard. «Nicht weit von hier, der Abschleppdienst hat ihn schon mitgenommen und die Polizei ist auch schon informiert. Wir sind auf der Durchreise, also können wir auch nicht eben mit dem Taxi nach Hause.»
    Die Frau seufzte auf. «Meine Tochter ist zurzeit auf Klassenfahrt», nickte sie dann und band sich die Schürze ab. «Ich denke, ihr könntet für ein oder zwei Nächte in ihrem Zimmer schlafen.»
    «Danke! Vielen, vielen Dank!», rief ich erleichtert.
    «Na dann kommt mal mit.» Sie stieg voran die antike Holztreppe hoch, die ins Obergeschoss des Bauernhauses führte. «Ich bin übrigens Martha. Es gibt in zwei Stunden Abendessen, das kostet allerdings extra.» Sie schob die Tür zu einem Zimmer auf, das relativ schlicht eingerichtet war. Ihre Tochter schien schon älter zu sein, jedenfalls gab es keine Spielsachen oder Plüschtiere in dem Raum. Die Möbel bestanden aus Eichenholz, aber alles in allem wirkte es recht gemütlich.
    «Gibt allerdings nur ein Bett, einer von euch müsste also mit einer Matratze auf dem Boden schlafen, ist im Schrank verstaut.» Sie sah Lennard direkt an, der verständnisvoll nickte. «Klar, kein Problem. Haben Sie vielen Dank.»
    Martha nickte kurz und beäugte uns noch einmal

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