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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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vor einer doppelten Flügeltür stehen und stieß sie auf, ehe er hineinging und ich seufzend folgte.
    Der Raum dahinter war offenbar das dekadente Esszimmer des Hauses, jedenfalls erstreckte sich ein gigantischer Esstisch über die gesamte Querseite. Es hätten sicherlich zehn Leute bequem gleichzeitig daran Platz haben können, aber es gab nur zwei Stühle, jeweils an den Kopfenden und nur einer der beiden Plätze war eingedeckt worden.
    Neben dem Stuhl stand ein älterer Herr im Nadelstreifenanzug. Er lächelte jetzt, als er mich entdeckte. «Du musst Louise sein. Freut mich, dich endlich persönlich kennen zu lernen.» Er trat einen Schritt auf mich zu. «Ich bin Morten Anderson. Willkommen in meinem bescheidenen Heim.» Er nahm meine Hand und hauchte tatsächlich einen Kuss darauf. Perplex blickte ich in seine grüngräulichen Augen.
    «Sie sind Morten.» Obwohl er sich gerade vorgestellt hatte, musste ich es nochmal für mich wiederholen. Irgendwie hatte sich bei mir im Hirn das Bild meines ehemaligen Mitschülers so gefestigt, dass ich verwirrt war, jetzt so einen alten Opa vor mir zu sehen.
    «Das sagte ich soeben, ja», nickte er und lächelte immer noch. Seine Zähne sahen absolut perfekt aus, ich war mir ziemlich sicher, dass er ein Gebiss trug. «Du musst hungrig sein. Setz dich.» Er deutete auf den Stuhl und skeptisch trat ich etwas näher. Ich hatte tatsächlich ziemlich großen Hunger, weil mir das Frühstück bei Martha ja entgangen war. Und ich war mir auch sicher, dass sie es nicht vergiftet hatten, weil sie mich ja lebend brauchten. Aber andere Dinge hatten momentan Priorität. Sie wollten etwas von mir, da konnte ich jawohl auch ein paar Forderungen stellen, oder?
    «Wo ist Lennard?», fragte ich und kreuzte die Arme vor der Brust. «Ich will wissen, wo er ist und dass es ihm gut geht.»
    Morten lachte. «Es ist wirklich reizend, wie sehr du dich um mein einziges Enkelkind sorgst.» Er war sein Großvater? Wie schön, endlich lernte ich mal den Rest der Familie kennen. Aber jetzt sah ich auch die Ähnlichkeit. Er hatte die gleichen Augen und die markanten Wangenknochen und sein Haar war sicher genauso blond gewesen, sonst hätte es jetzt nicht diesen hellweißen Farbton angenommen.
    «Ich verspreche dir, dass wir ihn ausfindig machen werden. Aber genauso gut kannst du doch auch eine Kleinigkeit essen, während wir warten, nicht?» Beharrlich hielt er mir den Stuhl entgegen. Ich gab nach und ließ mich darauf fallen.
    Das Essen sah gut aus und duftete verführerisch. Unsicher griff ich nach der äußersten Gabel und kostete damit etwas von dem Fischfilet. Morten winkte Alex aus dem Raum und dieser verließ eilig das Zimmer und schloss die Türen hinter sich. Der alte Mann ging ans andere Ende der Tafel und ließ sich dort nieder. Normalerweise hätte ich das furchtbar albern gefunden, aber momentan und bei dieser Gesellschaft war ich ehrlich gesagt ganz froh über den riesigen Abstand.
    «Wo sind wir hier?», fragte ich, weil mir das ebenso wichtig erschien. Morten verschränkte die Finger ineinander und legte sie auf dem Tisch vor sich ab. «Wir sind in meinem Hause.»
    «Das war mir klar.» Ich verdrehte die Augen, ehe ich eine Kartoffel aufspießte und mir ganz in den Mund schob. Meine guten Manieren hob ich mir lieber für Leute auf, die mir sympathisch waren. «Ich meinte den Ort. Geographisch?»
    Morten lachte erneut. Es klang gekünstelt. Ich musste es wissen, ich war die Meisterin im erzwungenen Lächeln. «In Tarmstedt, einem kleinen Dorf in der Nähe von Hamburg.»
    Ich erinnerte mich daran, dass Lennard auf der Kostümparty gefehlt hatte, weil er nach Hamburg gefahren war. Also hatte er seinem Opa einen netten, kleinen Besuch abgestattet? Ob es da auch schon um mich gegangen war?
    «Also haben Sie in diesem Kaff nach mir Ausschau gehalten?», fragte ich gerade heraus. Ich hatte keine Angst vor diesem alten Mann. Und auch nicht vor Alex oder Martin. Morten lachte. «So könnte man es sagen ja. Du scheinst mir ein sehr taffes Mädchen zu sein, weitaus stärker, als mir Alex und Martin weismachen wollten. Ich denke, wir können offen und ehrlich miteinander sprechen.»
    «Ich bitte darum!», nickte ich, weil ich mir jegliche Arschkriecherei seinerseits ersparen wollte. Er sollte mir sagen, was er wollte und dann würde ich ihm erklären, dass er sich sein blödes Angebot sonst wo hinschieben könnte.
    «Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau Lennard dir über uns erzählt hat. Aber wir

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