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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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hast gestern den Rest von unserem einzigen Heilmittel aufgebraucht.»
    «Du hast gesagt, ich soll es leer machen!», rief ich, weil das wie eine Anschuldigung geklungen hatte. Lennard nickte und öffnete die Tür zum Wagen, um mich einsteigen zu lassen. «Ja, das habe ich. Nichtsdestotrotz denke ich, wir sollten Susanne einen Besuch abstatten.»
    «Susanne», wiederholte ich, weil er vorher noch nie über sie gesprochen hatte. Nur über Susannes Heilmittel. Ich konnte Mercutios Gestrampel, um in den Fußraum des Wagens zu klettern, nicht länger mit ansehen und hob ihn kurzerhand in das Auto. Er warf mir dafür einen bitterbösen Blick zu, aber momentan hatten wir keine Zeit, uns um seine Lappalien zu kümmern. Ich ließ mich in den Beifahrersitz fallen und schnallte mich an, ehe Lennard auf der Fahrerseite einstieg und den Wagen anließ.
    «Sie ist sozusagen meine Tante zweiten Grades», erklärte er, während er rückwärts aus der Parklücke fuhr. «Aber keine Sorge, sie hat sich schon vor Jahren von unserer Familie abgewandt, weil sie nichts mit deren Machenschaften zu tun haben wollte. Sie ist eine wirklich begabte Heilerin und mittlerweile verkauft sie an jeden, der das Geld für ihre Mittel aufbringen kann.»
    «Wie viel kostet so ein Heilmittel?», fragte ich.
    «Kommt ganz darauf an, wie lange sie halten und was genau sie bewirken. Aber unter dreitausend Euro kommt man selten weg.»
    Ich glotzte Lennard fassungslos an. «Und dann gibst du mir das Zeug wegen einer angeknacksten Nase?!»
    «Du sahst aus wie eine Bulldogge und ehrlich gesagt hat mir das viele Blut Angst gemacht», entgegnete Lennard. «Wir fahren einfach hin und gucken, was wir kriegen können, in Ordnung? Sie wohnt in Nienburg.»
    «Wieso hat sie sich von deiner Familie abgewandt?», fragte ich interessiert. «Nicht, dass die nicht absolut liebenswert gewesen wäre», fügte ich spöttisch hinzu, als ich an Martin und Charlotte dachte.
    «Weil sie als Heilerin das ganze Ausmaß des Krieges tagtäglich vor Augen hatte. Mit ihrer Begabung ist das vermutlich noch unerträglicher als ohnehin schon. Irgendwann wurde es ihr zu viel und sie ist gegangen.»
    «Sind Martin und Charlotte eigentlich auch verwandt?», fragte ich nun. Lennard schmunzelte. «Ja, auf irgendeinem Grad, den keiner mehr so genau nachvollziehen kann. Aber rein theoretisch schon.»
    «Ist das nicht irgendwie pervers?» Ich sah ihn vielsagend an und er lachte laut auf. «Natürlich kann man es so sehen. Aber viele in unserer Familie halten es sogar für lobenswert, wenn wir unsere Gene möglichst in den eigenen Reihen weitergeben. Das erhöht angeblich die Stärke unserer Fähigkeiten.»
    «Denen ist schon klar, dass dabei dann irgendwann nur noch inzestuöse Mutationen auftauchen werden?»
    «Hm, das könnte erklären, wieso jetzt schon so viele von denen völlig durchgeknallt sind», witzelte Lennard.
    «Vielleicht», nickte ich. «Und wie bist du mit Charlotte verwandt?»
    «Du hast sie also auch kennengelernt, was?» Lennard warf mir einen kurzen Blick zu.
    «Oh ja!», rief ich und schnitt eine Grimasse. «Sie hat mich ziemlich an Alissa erinnert.»
    «An Alissa?»
    «Ja, sie war ähnlich charmant.»
    Diesmal war es Blaze, der das Gesicht verzog. «So schlimm ist Alissa gar nicht gewesen.»
    «Ich fass es immer noch nicht, dass du mit der zusammen warst», murmelte ich und sah aus dem Fenster. «Du hast sie gehasst, damals!»
    «Sie wurde netter, nachdem du weg warst», seufzte Lennard. «Und nachdem mein Vater gestorben war, hat sie sich wirklich sehr um mich gekümmert. Sie war eine der wenigen, die irgendwie Verständnis dafür hatte.»
    «Noch lange kein Grund, mit ihr zusammenzukommen.» Ich kreuzte die Arme vor der Brust. Irgendwie verletzte mich diese Tatsache mehr, als ich zugeben wollte.
    «Sie war ganz hübsch… Und das einzige Mädchen in unserem Alter, das dunkle Haare und blaue Augen hatte.» Er grinste schief, als ich nach Luft schnappte. «Aber war irgendwie nicht so erfüllend, wie ich gedacht hatte. Deswegen hab ich es ja auch recht schnell wieder beendet.»
    «Du…» Ich wusste wirklich nicht, was ich dazu sagen sollte. Er war nur mit Alissa zusammengekommen, wegen ihrer Ähnlichkeit zu mir?! Das war so absurd, dass ich lachen musste. Besonders, weil Alissa mir in keinerlei weise ähnlich sah. Sie hatte dunkelbraunes Haar und wässrig blaugraue Augen, ihr Gesicht war ganz anders als meines und sie war mindestens einen Kopf größer als ich.
    «Hey!»,

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