Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
„Wie kannst du das sagen?“ schleuderte sie ihm an den Kopf, „hast du meine Welt denn nicht gesehen? Bist du sicher, dass es so schlimm wäre, wenn sie nicht darin wären?“ Die Wut in ihr war so groß, dass sie ein Ventil benötigte, um nicht zu platzen, also lief sie vor ihm hin und her wie ein Tiger im Käfig, schüttelte fassungslos den Kopf. „Vielleicht nicht. Aber Sabrìanna, ihr könnt damit umgehen. Ihr könnt etwas dagegen setzen. Wir wären fast daran zugrunde gegangen, und das war die einzige Chance…“ begann der Drache, doch sie wirbelte zu ihm herum, starrte ihn wütend an. „Warum habt ihr sie nicht einfach getötet? Ja, sie konnten vielleicht nichts dafür, dass sie sind was sie sind. Hatten vielleicht eine furchtbare Kindheit oder wollten das in Wirklichkeit gar nicht, blablabla!“ Ausreden, alles nur Ausreden! Hatte Herne nicht gesagt, jede Tat hätte ihre Konsequenzen und die müssten getragen werden, ob man sie beabsichtigt hatte oder nicht? Langsam konnte sie erkennen, wo diese Einstellung herkam. „Sie sind nichts anderes als Waffen. Wenn man sie zerstören könnte…“ „… hätten wir sie zerstört.“, fiel Aidan ihr ins Wort. „Aber wir konnten es nicht, weil unsere Gesetze uns die Hände banden, unsere Magie uns keine Chance dazu gab, weil wir wirklich dachten, so wäre es das Beste.“ Er seufzte.
„Vielleicht haben wir unsere Probleme wirklich nur an euch abgeschoben. Aber nach all dem Blutvergießen und all dem Leid… wir konnten nicht mehr. Ihr wart auf dem besten Weg, eure Welt zu einer besseren zu machen. Eure Stärke ist eure Menschlichkeit. Egal, was geschieht, egal welche Fanatiker sich emporschwingen zu machtvollen Positionen. Früher oder später lehnt ihr euch auf und bekämpft sie. Wir sind anders. Wir wären der Versuchung auf Dauer erlegen.“ Das klang nun doch schon ganz anders als noch zu Beginn, und ein wenig konnte Sabrìanna ihn verstehen – doch das bedeutete mitnichten, dass sie ihm oder seiner Welt verzeihen konnte, welche Gefahr sie da in ihre geschickt hatten. Weil es so viel einfacher gewesen war, das Problem einfach abzuschieben, anstatt es selbst zu lösen. „Nun. Geschehen ist geschehen!“ beendete sie das fruchtlose Thema und ließ sich im bequemen Schneidersitz ihm gegenüber fallen. „Jetzt müssen wir also einen Weg finden, Scary Gary einzufangen, bevor er hier irreparablen Schaden anrichten kann und vielleicht seine Kumpane noch herüber zieht. Was wir mit ihm anfangen, wenn wir ihn haben… darüber kann ich mir jetzt keine Gedanken machen.“ Würde sie es über sich bringen, ihn zu töten, wenn sie wüsste, dass sie damit die Welt zu einem besseren Ort machen würde? Sie wusste es nicht. Aber erst einmal musste man ihn finden, vorher ließ sich das moralische Dilemma ohnehin nicht entscheiden. Sie hob den Blick und sah Aidan an, der sie völlig fasziniert anstarrte. „Was? Was ist jetzt wieder?“ verlangte sie genervt zu wissen. Der Drache schüttelte leicht den Kopf. „Du bist unglaublich. Ich habe noch nie eine Frau wie dich gesehen!“ „Na, das hoffe ich doch!“ murmelte Sabrìanna, noch immer nicht wirklich besänftigt, „gibt es sonst noch etwas, was ich wissen muss? Bevor wir uns auf die Suche machen?“ „Uh… ja.“ Aidan rief sich mühsam zur Ordnung. Es gab wirklich wichtigeres als sie zu bewundern und anzustaunen, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn sie hierbleiben könnte, und er ihr Feuer und ihre Leidenschaft jeden Tag genießen dürfte… vielleicht auch auf anderen Gebieten? „Ja?“ wiederholte Sabrìanna ungeduldig, der Drache wirkte abgelenkt, sie verstand nur nicht warum. Er hatte einen seltsamen Glanz in den Augen und sah sie an, als träumte er von einem leckeren Schokoladenkuchen – oder was immer das Äquivalent dazu für einen Drachenmagen war. Das machte sie doch ein wenig nervös, entsprechend knurrig klang sie auch.
Beim zweiten Anlauf gelang es Aidan sich auf das Problem zu konzentrieren, das sie erst aus dem Weg räumen mussten, bevor es Zeit für unmögliche Träume war, und er seufzte. „Das Problem ist, dass sich der Feuerrote Hund des Krieges verstecken kann – seine Magie lässt ihn für Unseresgleichen fast unsichtbar erscheinen. Vielleicht habe ich ihn deshalb…“ Er brach ab, bevor er weitersprechen konnte. „… in deiner Welt nicht erkannt“ hatte er sagen wollen, doch sie durfte nicht wissen, dass er dort gewesen war. Er hatte sie schon genug in
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