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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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was ich meine, wenn Sie das Buch nicht gelesen haben?
    Das sagte Canning, aber gehört hatten es offenbar nur Caroline, die mit ihm leben mußte, und Schmidt. Cannings Stimme war leise, und er gab sich keine Mühe, lauter zu sprechen.
    Also, Ihre Antwort?
    Die habe ich Ihnen gerade gegeben.
    Joe, schaltete sich Caroline ein, Mike Mansour hat dich nicht gehört. Niemand kann ihn hören, Mike. Er sagte, daß es nicht darauf ankommt, was er meint, da Sie seinen Roman ja gar nicht gelesen haben.
    Da ist was dran, sagte Mr. Mansour und lachte.
    Auch Caroline lachte. Ha! Ha! Ha! tönten Elaine und Gil dazu, und Elaine steuerte noch zwei Extralacher bei, als Gil nachließ. Wie immer war sie eine sehr aufmerksame Gastgeberin.
    Ist das erste Buch das, in dem Sie den Sex mit kleinen Mädchen beschreiben?
    Oh, mit jungen Mädchen. Sehr geschmackvoll! Wenn Sie was von mir lesen – besonders empfehlen würde ich es nicht –, werden Sie das merken. Sie könnten es unterhaltsam finden, erwiderte Canning, offenbar überzeugt, daß er brüllte.
    Unterhaltsam! sagte Elaine. Hören Sie nicht darauf. Er ist ein großer Schriftsteller. Er enthüllt so viel, wissen Sie! Gil denkt immer, er müßte einen seiner Romane verfilmen.
    Davon hat er mir nie etwas gesagt, und ich bin sein Partner. Ich will, daß man sich mit mir bespricht. Diese Enthüllungen, von denen Elaine da redet. Ich meine, verzeihen Sie, daß ich frage, während Ihre Frau dabei ist. Sind Ihre Bücher autobiographisch?
    Ich schreibe Romane.
    Aber wenn Sie so viel enthüllen, dann kann es dabei doch nur um Sie gehen, um das, was Sie gemacht haben.
    Nicht unbedingt. Ich könnte das alles auch nur geträumt haben, meinen Sie nicht? Was geht Sie das eigentlich an?
    Gil, wir beide wollen ein andermal bereden, was wir mit deinem Freund Joe machen. Vielleicht können unsere Leute mal ein Angebot zusammenstellen. Die Sache darlegen, so daß ich fokussieren kann. Und Mr. Canning, vielen Dank für Ihr Entgegenkommen.
    Hinterher stand Mansour mit Schmidt auf der rückwärtigen Veranda, legte seinen Arm um ihn und sagte: Ich hasse diesen Typ. Canning. Der hat versucht, mich zu ducken. Das kann ich nicht vertragen.
    Er ist bissig.
    Ein Hund, meinst du. Und ich glaube, Antisemit ist er auch.
    Da könntest du dich irren. Er ist zu hundert Prozent Jude.
    Du lieber Gott, mit dem Namen! Na schön, dann ist er eben ein antisemitischer Jude. Die Frau, das ist was anderes. Superb! Das wäre eine Frau für dich, Schmidtie, verstehst du, was ich meine? Echte Klasse. Mit der kannst du dich überall sehen lassen.
    Ja.
    Ich habe so eine Ahnung, daß sie im Bett auch okay ist. Dafür habe ich eine Antenne. Er lachte. Genau wie du. Aber die Frau hat einfach alles. Die wäre sogar für mich in Ordnung. Wie hat dieser Schmock sie bloß gefunden?
    Das möchte ich auch gern wissen. Das Glück ist eben blind.
    Verstehe. Laß mich das Thema wechseln. Bei allem Respekt muß ich doch fragen: Warum hast du mich mit meiner Stiftung hängenlassen? Erstens, ich brauche dich, zweitens, du hast mich gekränkt.
    Aber nein, Mike, das wollte ich nicht, wirklich. Ich war nur so überwältigt, glaube ich.
    Na gut. Du bist also dabei. Ich sage Holbein Bescheid, daß er dir den Papierkram schickt. Wann kannst du anfangen? Gleich nach Neujahr? Oder wann immer es dir paßt.
    Mr. Mansour legte den Arm wieder um Schmidts Schulter. Dann fuhr er fort: Über Weihnachten kommst du zu mir in mein Haus. Sagen wir, gleich wenn wir zurückkommen. Und, hör mal, ich muß mit dir auch über Du-weißtschon-wen reden. Ich rufe dich an.
    Er erwiderte Mr. Mansours Händedruck und sagte: Danke, Mike, ich danke dir sehr. Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich mich das macht.
    Als er nach Hause kam, stand Carries kleiner BMW weder in der Einfahrt noch in der Garage, aber das Haus war hell und ganz willkürlich erleuchtet. Er ging von Zimmer zu Zimmer, schaltete einige Lampen aus, andere an. Es gab noch Hoffnung, vielleicht dauerte es nur noch einen Moment, bis er die Räder ihres Wagens auf dem Kies hörte. Eine halbe Stunde verstrich. Er ging zu Bett.

XIII
    Wie war’s im Kino? fragte er am nächsten Morgen. Sie hatte keine Kurse, war aber trotzdem aufgestanden, und der Frühstückstisch war gedeckt.
    Okay. Nein, nicht okay. Es war Mist. Wie war dein Abendessen?
    Er lachte. Mäßig. Nein, in der Mitte zwischen mäßig und okay. Das Essen war okay. Chinesisch, wie üblich. Gil und Elaine waren okay minus. Noch ein anderes Paar war

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