Schmidts Bewährung
doch ungefähr dasselbe, oder nicht?
Da hatte sie ganz recht. Er nickte.
Schon gut, wenigstens reden wir jetzt darüber. Ist es okay für dich? Ich meine, während der Woche allein hier zu sein?
Sofort war sie bei ihm und schlang ihm die Arme um den Hals. Hey, rutsch mal, Dummkopf. Der Tisch ist im Weg. Ich will auf deinem Schoß sitzen. Okay so? Schmidtie? Du wirst doch jetzt nicht sauer oder so?
Warum sollte ich? Was ist passiert, oder was hast du angestellt?
So wie du wegen Bryan durchknallst.
Ihre Nähe, ihr Atem an seiner Wange tat so gut, daß er nur die Achseln zucken konnte.
Er hat keinen Mist gebaut, ich schwör’s.
Schon recht. Erzähl mir, was du willst. Ich bin bereit.
Also, wo fange ich denn an, wie mach ich’s bloß, das ist ja ganz schön schwer. Bryan hat in Springs gewohnt und Aushilfsjobs gehabt. Den ganzen Sommer hat er Fenster geputzt und Planken in Ordnung gebracht und so, weißt du. Er hat sich so eine elektrische Maschine geliehen, die Wasser sprüht und den Schimmel abspritzt, und dann schmirgelt er das Holz und streicht Firnis drauf.
Nein, das habe ich nicht gewußt.
Na ja, er hat diesen Sommer richtig Geld gemacht und gute Kunden gehabt. So Leute, die Häuser kaufen und niemanden haben, der ständig für sie arbeitet. Er bewacht Häuser, wenn die Leute weg sind, wie früher, und schneidet die Hecken oder kümmert sich um ihre Autos. Ach Mist, mit seinen Händen kann der alles.
Ja, ja, der und seine Hände.
Schmidtie, du bist nicht fair mit Bryan. Er hat sich geändert. Echt.
Sie zappelte auf seinem Schoß.
Ich wußte, daß du wieder so anfängst.
Schon gut. Ich sag nichts mehr. Bitte, erzähl weiter.
Okay. Wenn du’s versprichst. Okay. Bryan hat für den Mann gearbeitet, der in Three Mile Harbor eine Marina hat, Anlegeplätze für Boote. Hat ihm auf dem Dock und in der Werkstatt und auch bei den Booten geholfen. Du weißt schon, Sachen, die repariert werden müssen. Das kann er auch, nämlich wenn man das Boot nicht gleich in eine Werft bringen muß. Dieser Alte möchte seinen Betrieb verkaufen oder vielleicht einen oder ein paar Partner reinnehmen, die sich dann nach einer Weile einkaufen können. Er würde dem neuen Mann sogar helfen, daß der Fuß fassen kann. Der Betrieb ist gut.
Ich könnte mir vorstellen, daß es so ist. Hast du dir den Laden angesehen?
Ja, mit Bryan und Jason. Der ist cool.
Und wie alt ist dieser Mann?
Oh, der ist echt alt, fünfundsechzig vielleicht. Aber stark ist er! Seine Frau hat Arthritis, darum wollen sie irgendwohin ziehen, wo es warm ist, vielleicht nach Arizona. Ihre Stimme wurde am Endes des Satzes hoch und gab zu erkennen, daß sie jetzt im Reich der Phantasie waren. Der Punkt ist: Wenn man Boote für Kunden aufbewahrt, muß man im Winter hier sein. Und dann ist ihre Arthritis echt schlimm. Der Mann hat keine Kinder.
Schwein gehabt, dachte Schmidt.
Und da dachte Jason, wenn er die Marina hätte, könnte er den Betrieb aufbauen, vielleicht ein paar Boote beschaffen, die er vermieten kann, also einen Bootsverleih aufmachen und vielleicht Unterricht geben, im Motorbootfahren und Segeln oder so. Die Sommergäste wollen das alle.
Ah, er ist auch Segler und nicht nur gelernter Killer.
Spar dir das, Schmidtie, Jason ist aus Nova Scotia. Er sollte eigentlich Fischer werden, so alle bei ihm zu Hause. Echt cool, oder? Also, was meinst du?
Vielleicht war’s das. Ruhig, ganz ruhig, sagte er sich,jetzt ist nicht der Moment, ihnen zuvorzukommen oder sie abzuschrecken. Locker bleiben. Dies muß ihre Sache sein, und wenn sie ins Geschäft einsteigen wollen, müssen sie ihren Verstand benutzen.
Was ich meine? Wie gesagt, ich kann mir vorstellen, daß das ein gutes Geschäft ist. Es hilft auf jeden Fall, daß Jason sich mit Booten und Bootsreparaturen auskennt und nebenher diese anderen Dinge tun kann, zum Beispiel ein Motorboot fahren oder segeln. Aber er muß das genau durchdenken. Unterricht geben ist kein Einmannbetrieb, vor allem, wenn man sich außerdem noch um Boote kümmert. Dazu braucht man Personal, Versicherungen, vielleicht sogar eine Lizenz. Mit Lizenzen kenne ich mich aber nicht aus; damit habe ich mich nie befaßt.
Sein Vortrag war pompös geraten, nicht gerade freundlich, aber das schien keine Rolle zu spielen.
Jason hat schon nachgedacht. Wirklich sorgfältig.
Wunderbar. Dann ist da noch die geschäftliche Seite der Sache. Was besitzt dieser uralte Mann wirklich, liegt eine Hypothek auf dem Grundstück, und wie sieht sie
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