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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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da, das Gil wohl zum Ersatz für dich eingeladen hatte. Zwei für eine Person, nehme ich an. Sie ist nett, aber den Ehemann habe ich noch nie ausstehen können. Nach dem College hat er für eine Versicherungsgesellschaft gearbeitet, bei der er bis zur Pensionierung geblieben ist, aber als er über fünfzig war, hat er angefangen, Romane zu schreiben. Viele Leute finden sie unangenehm. Politisch inkorrekt und so weiter, mit großartigen Sexszenen. Wenn man Sinn für so etwas hat. Und Mike Mansour war natürlich da. Er war okay plus. Zuerst hat er mit dem Romanschreiber über Literatur diskutiert, und dann bot er mir einen Job an. Ich glaube, das Angebot ist ernst gemeint. Er will, daß ich seine Stiftung leite! Gleich nach den dominikanischen Ferien soll ich anfangen. Darüber müssen wir uns unterhalten, mein Schatz. Ich habe ihm so ungefähr zugesagt, aber das bedeutet, daß wir uns in unserem Leben etwas anders einrichten müssen.
    Hm, ja, kann sein.
    Ihr Gesicht war verschlossen. Es war ein Fehler gewesen, daß er nicht schon eher von der Stiftung gesprochen hatte, aber als es zum ersten Mal so aussah, als würde ihm der Job angeboten, hatte er nichts gesagt, um nicht vor ihrals genasführter Narr dazustehen, und danach hatte er Angst, sich selbst zum Narren zu machen, wenn er zugab, daß er immer noch auf den Job hoffte. Dazu kam, daß zwischen ihm und Carrie alles ungewiß war, in der Luft hing, und deshalb wußte er kaum, wie er ihr irgendeinen Plan präsentieren sollte und erst recht nicht einen mit dermaßen zufallsabhängigen Konsequenzen.
    Ich will damit sagen, daß ich wahrscheinlich ein Apartment in New York brauche und während der Woche dort sein werde – jedenfalls manchmal, vielleicht meistens – und daß ich zu den transatlantischen Büros reisen muß. Solche Dinge! Mike hat gesagt, er möchte, daß ich mir die europäischen Büros der Stiftung gleich zu Anfang ansehe. Ich sagte, das würde ich tun, denn es macht Sinn. Aber besonders lange wäre ich nie unterwegs. Ich kann die Reisen unterbrechen und zwischendrin zur Erholung nach Hause kommen.
    Er wartete darauf, daß sie etwas sagte, aber sie schwieg. Vielleicht war sie jetzt beleidigt.
    Er redete weiter: Ich kann mir nicht vorstellen, daß es dir etwas ausmacht, während des Semesters allein hier zu sein. In der übrigen Zeit könntest du nach New York kommen oder mit mir reisen. Denk nur an alle die Orte, die wir uns dann ansehen können!
    Ein verstohlener Blick, um zu sehen, wie sie dies aufnahm. Keine Veränderung. Sie hätte geradesogut meditierend im Lotussitz versunken sein können. Schmidt goß sich noch eine Tasse ein, schenkte Carrie Kaffee nach und las weiter Zeitung. Plötzlich sagte sie etwas.
    Du brauchst dir kein Apartment zu suchen. Es gibt schon eins für dich, in der Park Avenue. Das gehört zum Job dazu. Es ist möbliert, aber du kannst deine eigenen Möbel reinstellen, oder sie bringen neue Sachen.
    Diese Mitteilung machte sie ihm mit vollkommen tonloser Stimme; der Grund dafür konnte entweder gewaltiger Respekt vor der Großzügigkeit sein, mit der er von nun an behandelt würde – oder aber Verachtung.
    Woher weißt du das?
    Von Jason. Er hat sich das Apartment mit Mike zusammen angesehen. Mike wollte sichergehen, daß es gut genug für dich ist.
    Oh. Wann war das?
    Wann sie zum ersten Mal rübergefahren sind? Ich weiß nicht, irgendwann vor Thanksgiving. Und als er gerade aus L.A. zurückkam. Sie machen die Badezimmer neu. Er will, daß du ein Bidet hast.
    Du meine Güte! Was weißt du noch?
    Ziemlich viel. Weil, Jason redet mit Bernice. Ach Scheiße, die reden ja alle, jeder mit jedem.
    Bernice war Michael Mansours Chefsekretärin, Schmidt kannte sie hauptsächlich vom Telefon und vom Thanksgiving-Essen; dabei war sie wohl für den Haushalt zuständig gewesen, hatte die Tischkarten geordnet und Manuel Aufträge gegeben.
    Sie hat gesagt, daß Mike sich echt Sorgen macht wegen dir und dem Job. Er meint, du kannst die Arbeit schaffen, und sie würde dir guttun.
    Weshalb macht er sich dann Sorgen?
    Wer weiß? Er sagt, kann sein, Schmidtie hat sich dran gewöhnt, nicht zu arbeiten. Er kündigt vielleicht oder so.
    Da muß ich wohl aufpassen, was ich sage, und beweisen, daß ich immer noch eine emsige Arbeitsbiene bin. Carrie, warum hast du mir all das nicht eher erzählt?
    Sie spielte mit ihren Crispies und schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein. Mensch, Schmidtie, ich weiß nicht. Du hast nicht mit mir geredet. Das ist

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