Schmidts Bewährung
Jahre, wenn ich richtig gerechnet habe. Spürst du nicht den Unterschied, begreifst du nicht, was ich meine?
Schmidt putzte sich die Nase.
Wirklich, Gil. Mein Leben mit Mary war genau das: ein Leben mit ihr. Und es hörte auf, als sie starb. Wiederholen kann ich es nicht. Mit Carrie bin ich glücklich. Zufällig fehlt uns nichts, wir wollen gar keinen Umgang mit anderen Leuten haben. Oder hast du Vorschläge, wie wir das ändern sollten? Dem Senioren-Bridgeclub im Gemeindehaus beitreten? Oder soll ich Inlineskaten lernen? Ich glaube, eine Gruppe Inlineskater trifft sich immer auf einem Parkplatz in Southampton. Vielleicht machen sie sogar Ausflüge.
Schmidtie, du bist nicht ganz dicht. Statt dir klarzumachen, wo du stehst, streust du mir Sand in die Augen. Das ist ja im Moment ganz in Ordnung, aber früher oder später wird es zur Krise kommen. Laß uns über Mike Mansour reden. Du mußt wissen, daß ich ihn schon seit Jahren kenne. Er hat alle meine Filme mitfinanziert – und dabei meistens gut verdient – seit The Raven. Wie viele Jahre ist das jetzt her? Mindestens zwanzig. So lange kenne ich auch Judith – die Unterhaltskönigin. Die erste Mrs. Mansour habe ich nie gesehen, aber die gehört zur Prähistorie vor dem triumphalen Aufstieg des Hauses Mansour. Ein nettes sephardisches Girl aus der Bronx, das er einfach beiseite schob. Vom Pascha Mansour verstoßen. Sie hat sehr schnell wieder geheiratet. Einen Hautarzt in Israel. Ein kluger Schachzug. Wie Mike jedem, der es hören möchte, bereitwillig erklärt, entsprach der Unterhalt, den er ihr zahlte, einem Mindestlohn.
Wirklich!
Oh ja. Aber Judith steht auf einem anderen Blatt. Erstens war sie reich und ließ Mike ihr Geld anlegen. Davon spricht er nie, obwohl er seine Sache sehr gut gemacht und ihr das Geld am Ende zurückgegeben hat und einen hübschen Anteil vom Gewinn dazu. Der Kerl ist kein Gauner. Er ist etwas anderes!
Was denn, zum Beispiel?
Das erkläre ich dir ja gerade. Ich habe dich mit ihm bekannt gemacht, und ich übernehme die Verantwortung dafür und habe nichts dagegen, daß du dich in Water Mill auf Spaß und Spiele einläßt. Aber du solltest doch mehr von ihm wissen, als du meiner Meinung nach bis jetzt weißt. Carrie ebenfalls.
Die Nacht war windstill und mondlos. Einer alten Gewohnheit gehorchend, gingen sie hinter das Haus und dort auf den Rasen, der sich bis zum Georgica Pond hinunterzog. Sie urinierten gemeinsam und umständlich, wobei sie sich vom Gras abwandten und auf den Mulch unter dem Rhododendron zielten.
Eine der großartigen unterschätzten Freuden, die dem Mann verfügbar sind, bemerkte Mr. Blackman.
Schmidt widersprach nicht. Obwohl die Stunde der Mücken längst vorbei sein mochte, schlug er vor, sie sollten sich auf die durch Fliegengitter geschützte Veranda setzen. Zum Teufel mit der Risikobereitschaft. Auf Mückenstiche hatte er schon immer empfindlich reagiert; seit neuestem wurden aus ihnen sogar kleine infizierte Wunden. Die goldenen Jahre des besonnten Lebensabends und die unterschätzten Demütigungen, die sie bereithielten. Da hatte man klarerweise noch einiges zu lernen.
Ich habe Mike Mansour besser kennengelernt, seit er künstlerische Ambitionen entwickelt, sagte Mr. Blackman. Das paßt zur Neuerschaffung der ägyptischen Vergangenheit seiner Familie. Das Gerede vom Baumwollhandel ist Blech. Sie waren arm. Und seit er das Alexandria Quartett gelesen hat, ärgert sich der Kerl, weil man weiß, daß er aus Kairo stammt. Kannst du dir vorstellen, was für eine Vergangenheit in Alexandria er sich erfunden hätte? Heiliger Moses! Jedenfalls hatte es sich so ergeben, daß er zur Finanzierung eines Films X hunderttausend Dollar an Planungskosten einsetzte, und wenn wir dann in die Produktion gingen, noch einmal, sagen wir, Y Millionen. Die Anwälte berechneten seinen Gewinnanteil – ich sollte erwähnen, daß dieser Typ namens Holbein, der ihm die Rechenaufgaben macht, regelmäßig mit neuen Ideen über die Aufteilung und Neufestsetzung der Anrechte des Geldgebers ankam –, und die Abmachungen waren hart, aber fair. Ich sah keinen Grund, mich zu beschweren, und Mike machte mir auch keinen Kummer, wenn wir keinen Treffer landeten. Denk an Beauty of the Hemlocks. Der Film warein einziger Riesenfehler. Ich hatte noch an der Geschichte mit Katerina zu kauen – sie war meine Carrie-Version, n’est-ce pas, Schmidtie – und daran, daß sie mich einfach abgelegt hatte, sonst hätte ich diese Scheußlichkeit um
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