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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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Vergnügungen, auf die sie noch gar nicht gekommen war, Drachenfliegen und Motorradrennen vielleicht. Und im Bett. Obwohl sie es vielleicht im Bett noch nicht getan hatten, sondern nur auf einer Decke in den Dünen oder auf dem Rücksitz des Rangers, den er fuhr, wenn er dienstfrei hatte. Schmidt hatte keine Möglichkeit, sie von Jason fernzuhalten. Auf Geld war sie nicht aus, weder auf seines noch auf das von Mike Mansour, locken konnte sie auch keiner von Mike Mansours geschniegelten Bekannten, denen es nicht an Gelegenheiten gefehlt hatte, ihr auf Partys ins Ohr zu flüstern oder sich mit ihr auf eine der großen Sonnenterrassen zurückzuziehen und dort außer Sicht- und Hörweite in einem versteckten Winkel das Angebot mit einer überraschenden, kundigen Zärtlichkeit zu bekräftigen. Wenn sie tatsächlich mit Jason schlief, dann war schändlich, was sie gerade getan hatten, dann hatten die Liebesdienste, die sie nicht verweigerte, etwas Beschämendes. Aber vielleicht schlief sie gar nicht mit ihm; vielleicht spielte sich alles nur in ihrem und in seinem eigenen Kopf ab. Daß sie nicht nackt zu Bett ging, ihn nicht einließ, das mochte eine Form der Reinigung und des Gebetes sein und nicht ihre Weise, mit zwei Männern auf einmal ehrlich zurechtzukommen.
    Carrie, sagte er, du siehst Jason oft.
    Nein, tue ich nicht. Er ist gerade mit Mike Mansour unterwegs.
    Das weiß ich, meine Süße, ich meine: oft, wenn er hier ist. Und du redest viel mit ihm. Er hält dich auf dem laufenden, das kann man wohl sagen. Was ist zwischen euch? Sag es mir ruhig, hab keine Angst, dieses eine Mal gehe ich nicht in die Luft.
    Mensch, Schmidtie, bist du denn nie zufrieden? War wohl doch nicht so schön für dich eben, ich hab’s nicht gut gemacht, oder was?
    Doch, mein Schatz, aber weißt du, wenn wir uns lieben, machen wir’s nicht mehr wie sonst.
    Hm, ja, ich lass’ dich nicht in mein Hinterteil!
    Das klang bedrückt. Sie rückte so weit von ihm ab, wie das Bett breit war; die Fernsehübertragung war nicht vorbei, trotzdem zappte sie, bis sie einen Frauenringkampf fand. Auf ihrem Nachttisch stand eine Schachtel mit Grahamcrackers. Sie stopfte sich einen nach dem anderen zwischen die Zähne und kaute dann mit offenem Mund.
    Oh Carrie.
    Was ist denn? Tut’s dir weh, daß ich gesagt habe, was du wirklich gut findest? Man kann’s machen, das ist schon okay, aber drüber reden soll ich nicht, sondern mich schämen, oder wie?
    Schatz, jedesmal hast du mir gesagt, daß du es auch willst. Du hast mir erzählt, daß du’s so mit Mr. Wilson gemacht hast. Oder irre ich mich?
    Na ja – und jetzt will ich nicht. Willst du wissen, warum ich dich gelassen habe? Weil ich weiß, daß du nur das willst. Von meinem ganzen Körper nur das!
    Er holte vorsichtig Luft, der Selbstregulierung seiner Lungentätigkeit traute er nicht. Ein Moment Unaufmerksamkeit, und schon konnte er tot sein. Und wie war’s mit dem Mann, mit Mr. Wilson?
    Mr. Wilson geht dich nichts an. Er hat mir gezeigt, wo’s langgeht. Ich habe alles gemacht, was er gesagt hat. Jetzt laß mich in Ruhe.
    Dann fügte sie noch hinzu: Schon okay. Du kannst lesen, ich will schlafen. Er merkte an ihrer Stimme, daß sie weinte.
    Mitten in der Nacht, als er aufwachte, weil seine Blase ihn drückte, hörte er sie schluchzen und versuchte sie zu umarmen, aber sie stieß ihn weg und sagte: Du läßt mich jetzt in Ruhe, oder ich gehe aus diesem Bett weg. Also schlich er ins Bad und achtete darauf, möglichst kein Geräusch beim Wasserlassen zu machen, so als sei auf der anderen Seite der Tür ein fremder Gast, nahm sich danneine Schlaftablette und hielt sie zwischen den Fingern, als er wieder ins Bett ging, denn er wollte sie erst schlucken, wenn er wußte, daß mit Carrie alles in Ordnung war und daß er nichts für sie tun konnte. Sie atmete jetzt ganz gleichmäßig. Falls sie ihm nichts vorspielte, schlief sie friedlich. Er schluckte seine Tablette und schlief bis acht Uhr durch. Zu dieser Zeit hätte sie längst aufgestanden sein müssen, denn sie hatte ein Seminar, das schon eine Stunde später anfing, aber er sah, daß ihr Wecker nicht an der üblichen Stelle stand. Sie hatte ihn also unters Kopfkissen gestopft, damit sie das Klingeln nicht hörte. Er wollte sich da nicht einmischen. Ein Seminar zu verpassen machte ihr meist nicht viel aus. Er mußte unbedingt mit ihr reden, ohne daß es wieder zu einem Ausbruch kam; für ihn ging es um Leben und Tod. So wie jetzt konnte er nicht

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