Schmidts Bewährung
antworten.
Das ist schwer, Mr. Schmidt. Ich verdiene gut bei Mr. Mansour, aber Sie haben ja gesehen, wie es geht. Die meiste Zeit oder so bin ich bei ihm, und wenn er verreist, muß ich mit. Das ist das eine. Und das andere ist, wenn er merkt, was zwischen Carrie und mir läuft, dann sitze ich auf der Straße. Das macht er immer so.
Ich denke mal, er hat so seine Vorstellung von dem, was sich abspielt.
Ja, ich weiß schon, er stichelt gern bei Ihnen, manchmal gibt ihm das einen Kick. Aber das ist, weil er jetzt bloß denkt, wir hätten vielleicht hinter Ihrem Rücken was angefangen oder so. Wenn’s erst alle wissen, dann sieht das anders aus, kann ich Ihnen sagen.
Vielleicht sollte ich mal mit ihm reden.
Nein, das wäre nicht gut. Er ist sehr streng. Mit dem ganzen Personal. Ich bin da keine Ausnahme.
Du könntest doch kündigen und einen anderen Job finden, nehme ich an.
Na ja, beim Personenschutz. Aber da ist es wieder das gleiche Problem. Man hat keine Zeit und kein Leben. Ich hab schon gedacht, ob ich selber einen Personenschutzbetrieb aufziehe. Ich kenne eine Menge zuverlässige Typen, die sind gut ausgebildet, und ich könnte Leuten helfen, die nicht wie Mr. Mansour oder der Freund von ihm, Mr. Perle, ihre eigene Truppe haben. Vielleicht sind sogar solche Leute froh, wenn ihnen einer das Problem abnimmt. Ich spare drauf, aber ich hab’s noch nicht geschafft. Noch lange nicht.
Er lachte.
Meinst du, damit kann man Geschäfte machen?
Ja schon. Die Nachfrage ist da.
Ist sie so, daß ich vielleicht investieren möchte? Ich meine, wenn das hilfreich wäre.
Mann, Mr. Schmidt, ich weiß nicht. Daß mir vielleicht jemand aushilft, darauf bin ich noch nie gekommen.
Ob Jason noch mehr sagen wollte, war Schmidt nicht ganz klar, denn Carrie schnitt ihm das Wort ab.
Seid ihr zwei nicht ganz dicht? Laß das sein, Schmidtie.
Schon gut, hat Jason sonst noch Ideen?
Hm, ja, ich kenn mich mit Fahrrädern aus. Ich hab gedacht, vielleicht kann ich einen Fahrradladen aufmachen, aber ich weiß nicht. Die Konkurrenz ist echt hart. Ich kenne diesen Typ an der Route 27. Der war bei der Polizei, er weiß, was er tut, aber nach ein paar Jahren hat er aufgegeben und ist an die North Fork gezogen. Der Laden läuft, aber nur eben so.
Und du, Carrie, was meinst du?
Ich weiß nicht, Schmidtie. Das ist nicht mein Ding, finde ich.
Du hättest also nichts dagegen, wenn Carrie weiter hier lebt, verstehe ich das richtig? Vorläufig jedenfalls. Mit mir?
Nein, Mann. Ich meine, super, wenn das für Sie in Ordnung geht, Mr. Schmidt.
Schmidt sah Carrie direkt an, aber sie schien das Muster des Tischtuchs zu studieren, und ihre Augen mieden seinen Blick. Er beschloß, sich auf die Pizza und das Eis, das es zum Nachtisch gab, zu konzentrieren. Der Plan, daß sie weiter bei ihm im Haus bliebe, schloß zahlreiche Umstellungen ein. Diese Implikationen in Carries Beisein mit Jason zu besprechen oder mit ihr, während Jason dabeisaß, war wohl nicht gut möglich. Vielleicht sprach man am besten gar nicht darüber. Carrie vergrößerte Schmidts Verwirrung noch, indem sie die beiden Männer bat, bei ihr in der Küche zu bleiben, während sie abwusch. Er hatte erwartet, daß sie ihn mit Jason wegschicken würde, in die Bibliothek zum Beispiel, damit sie aufräumen könne, oder daß sie einen anderen Weg finden würde, ihm einen Augenblick Zeit mit Jason allein zu geben. Aber vielleicht war sie zu klug dazu. Als der Abwasch erledigt war, sagte sie Jason, es sei Zeit für ihn zu gehen, und Schmidt erklärte sie, sie komme gleich wieder; sie wolle sich nur noch von Jason verabschieden. Der Abschied dauerte ziemlich lange, und Schmidt malte sich aus, wie er in Jasons Auto oder im Dienstbotenflügel von Mr. Mansours Haus vollzogen wurde, falls so etwas dort gestattet war oder heimlich getan werden konnte.
Er schaltete das Licht in der Küche aus und wartete in der Bibliothek. Als er das letzte Mal im Einkaufszentrum gewesen war, hatte er zum Ersatz für die Tonbandaufnahme, die nicht mehr gut klang, eine CD von Figaros
Hochzeit gekauft. Die Schallplatten waren beim Umzug aus New York nach Bridgehampton nicht mitgekommen. Er wußte nicht genau, ob sie weggeworfen, verkauft oder in einen Wohltätigkeitsbasar gewandert waren. Es spielte keine Rolle, denn er besaß keinen Plattenspieler mehr, hätte sie also gar nicht mehr hören können. Die Suchvorrichtung des CD-Players war etwas sehr Angenehmes. Er fand die Arie »Aprite un po’ quegli occhi«
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