Schmidts Einsicht
gefunden, der die Zustimmung des Eigentümerbeirats problemlos erhalten werde und den von Charlotte geforderten Preis zahlen wolle. Sie habe Charlotte auch an einen Anwalt verwiesen, der sich um die Übereignung kümmern werde. Der unverbesserliche Schmidt, der wohl wußte, daß sein Rat nicht erwünscht war, fragte trotzdem, ob seine Tochter wisse, daß sie vielleicht vermeiden könne, Kapitalgewinnsteuern auf den Verkaufserlös zu zahlen, wenn sie innerhalb eines Jahres ein anderes Appartement kaufen würde. Die Maklerin erzählte ihm, daß sie und auch der Anwalt darüber mit Charlotte gesprochen hätten, daß diese aber offenbar das Geld lieber behalten wolle. Als Grund dafür habe sie angegeben, daß sie entweder in ihrer jetzigen Wohnung bleiben oder zu einem Mann ziehen wolle, mit dem sie befreundet sei. Das war interessant. Schmidt fragte sich, ob eine Hochzeit bevorstand, und wenn ja, ob er eingeladen oder erst durch eine Heiratsanzeige in der Times davon erfahren würde oder nach getaner Tat durch eine vorgedruckte Karte in Kenntnis gesetzt werde. Ein paar Wochen danach, an einem Wochenende, klingelte das Telefon in seiner Küche, und nach einem Daad von mittlerer Länge begann eine Unterhaltung.
Ich wette, Glen hat dir erzählt, daß ich das Appartement verkauft habe.
Schmidt bestätigte es.
Da habe ich jetzt dieses ganze Bargeld, das ich investieren muß. Ob mich der Mann, der sich um dein Geld kümmert, als Kundin annimmt? Es ist natürlich nur Hühnerdreck, verglichen mit dem, was du hast.
Er wird dich mit Freuden annehmen, und ich glaube, er wird dir einen Rabatt auf sein Honorar geben. Er wird es auf der Grundlage berechnen, daß wir, du und ich, zu einer Familiengruppe gehören.
Das ist gut.
Hast du seine Telefonnummer?
Irgendwo. Kannst du sie mir vielleicht schicken?
Sicher.
Ich fange wieder in meiner alten Firma an. Drei Tage pro Woche.
Schmidt blieb länger als üblich stumm, um abzuwarten, ob noch mehr zu diesem Thema gesagt würde. Es kam nichts.
Das ist großartig, sagte er, damit hast du die Chance, wieder seefest zu werden, bevor du Vollzeit arbeitest.
Ach ja? Ich glaube, sie halten mich hin. Eine Vollzeitstelle geben sie mir nie wieder. Wie auch immer, wenn mein Geld investiert ist, brauche ich die Unterhaltszahlung von dir nicht mehr. Aber kannst du den Arzt und die Miete weiter zahlen? Die Miete nur noch vorübergehend.
Sie konnte ihn nicht sehen, also zuckte Schmidt die Achsen und schnitt eine Grimasse.
Aber sicher, erwiderte er. Gib mir Bescheid, wann ich mit der Unterhaltszahlung aufhören soll.
Ja, mache ich. Oh, und kannst du die Krankenversicherung weiter bezahlen?
Das habe ich schon. Ich habe die Prämie für das erste Jahr im voraus bezahlt.
O.K. Das ist gut. Bis bald!
Bevor sie auflegen konnte, sagte er – schrie er auf, würde der Wahrheit näherkommen –, Charlotte, findest du nicht, ich sollte deinen Freund Josh kennenlernen?
Daad, erwiderte sie, hörst du jetzt auf damit? Ich will nichts verderben. Er soll nicht denken, ich mache ihm Druck oder so.
Und damit war das Telefonat zu Ende.
Der dritte Geburtstag von Klein Albert kam und ging, ohne daß Schmidt Josh White gesehen hatte. Zum Glück wartete eine andere Freude auf ihn: Dem Kleinen sollten zum erstenmal die Haare geschnitten werden, und Carrie bat Schmidt, sich darum zu kümmern. Sie gingen zu dem Friseur in Sag Harbor, den Schmidt aufsuchte, wenn es zu schwierig war, sich in der Stadt die Haare schneiden zu lassen. Der Meister wartete schon auf seinen neuen Kunden und machte sich genau nach Schmidts Anweisungen ans Werk: Nur so viel kürzen, daß es ganz natürlich fällt. Wir wollen sein Haar in Form bringen, aber wir wollen nicht, daß er aussieht, als käme er gerade vom Friseur. Die ganze Zeit hielt Albert still und lutschte an einem der großen grünen Lollipops, die es nur für brave kleine Jungen gab. Als die Locken fielen – Albert hatte schon jetzt genauso schwarzes Haar wie Carrie, und bald würde es auch so voll und glänzend wie ihres sein –, tat es Schmidt plötzlich leid um die Pracht. Er nahm eine Locke von dem weißen Schurz, der dem Kind umgehängt war, bat um ein Papiertuch, wickelte das Haar hinein und steckte es in die Uhrentasche seiner Hose. Hätte er die große goldene Taschenuhr seines Vaters aufbewahrt, die der Alte an einer Kette getragen hatte, dann hätte ihm ein geschickter Juwelier vielleicht den Uhrdeckel so ändern können, daß daraus ein Medaillon für die
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