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Schmidts Einsicht

Schmidts Einsicht

Titel: Schmidts Einsicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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Rolls aus der City zurückgefahren hatte, während Mr. Mansour und sein Gast, wie üblich zum Ärger zahlloser Einwohner am Boden unter ihnen in ihren Häusern, auf ihren Tennisplätzen oder an ihren Schwimmbädern, im leuchtend grünen Hubschrauber anreisten und danach zum Mittagessen Platterbsensuppe, Hummersalat und Rhabarberstreusel speisten. Eines mußte man Mike lassen: Wenn er die Dinge in die Hand nahm, blieb nichts dem Zufall überlassen.
    Die Haustür war offen, wie immer tagsüber. Bevor er hineinging, blieb er stehen und sah sich um. Die Forsythien zu beiden Seiten der Einfahrt standen in voller Blüte, die Tulpen ebenfalls. Er schätzte sein Haus und seinen Garten. Sie würden ihm als Refugium bleiben, was auch geschehen mochte. Wen würde er im Haus vorfinden? Carrie und Jason, der Mann, den sie demnächst heiraten wollte, wohnten sicher noch im Poolhaus auf dem Grundstück, arbeiteten aber an einem Werktag um diese Tageszeit in der Marina, die Jason gekauft hatte. Schmidt war sich nicht sicher, ob sie schon ein Haus oder eine Wohnung gefunden hatten. Wenn es ein Haus war, müßten sie es bestimmt renovieren: ein perfektes Projekt für Bryan, der den Wohnraum über Schmidts Garage ausgebaut und daraus ein kleines Appartement für sich gemacht hatte. Da abgesprochen war, daß er es benutzen sollte, wenn er die Katze hütete, war er sicherlich nachts zum Schlafen dort, aber jetzt, am Tag, sehr wahrscheinlich in der Marina. Wenigstens Sy, sein Kätzchen, würde ihn zu Hause begrüßen! Als Schmidt die Fliegengittertür aufstieß und eintrat, mußte er lächeln. Der kleine Siamkater hatte tatsächlich auf ihn gewartet – eine andere Erklärung gab es nicht –, sonst hätte er nicht so energisch miaut, sich an Schmidt gerieben und schließlich, weil Schmidt gar zu langsam war, auf die Hinterbeine gestellt und ihm mit einer anmutig ausgestreckten Pfote gegen das Hosenbein getippt, ein deutlicher Hinweis, daß er hochgehoben werden wollte.
    Mit Sy auf dem Arm ging Schmidt in die Küche. Auf dem Tisch lag eine Notiz, aber Loyalität und gutes Benehmen müssen möglichst prompt belohnt werden. Er stellte eine Untertasse mit Milch auf den Tisch, zeigte sie Sy und las erst dann die Nachricht in Carries feiner Schulmädchenschrift: »Heute abend nach der Arbeit kommen wir drei plus sieben Neuntel, sagen Willkommen daheim und bringen Essen mit! Ruh dich aus bis dahin!« Unterschrieben hatte sie mit einem großen, von Arabesken umrahmten C, in denen Schmidt die Buchstaben J und B erkannte. Sei’s drum! Seine schöne Geliebte Hekate, selbst noch ein wundersames Kind, sollte im Juni ein Baby zur Welt bringen. Es konnte von ihm sein, und Jason sei sich durchaus über diese Möglichkeit im klaren, hatte Carrieihm erzählt. Ein Baby ist ein Baby, hatte sie gesagt. Jason weiß von dir. Er liebt mich. Also, was soll sein. Wenn das Kleine nicht seins ist, ist es meins, und er der Stiefvater. In diesem Licht hatte die Lage für Schmidt zunächst unerträglich ausgesehen. Aber ein Mann macht Fortschritte, sagte er sich, moralische Fortschritte sozusagen. Er fand sich bereit, die Zwielichtigkeit hinzunehmen. Ganz gleich, ob der Junge wie er rote Haare und eine große Nase oder wie Jason das Äußere eines nordischen Gottes hatte, er würde dem Kleinen zur Seite stehen. Diskret und liebevoll, wie er hoffte.
    Keine Nachricht für ihn auf seinem Anrufbeantworter in Bridgehampton − aus einem sehr guten Grund: Das Gerät war abgeschaltet. Er konnte sich nicht erinnern, es selbst getan zu haben, aber wer immer den Schalter bedient hatte – einer seiner drei Haushüter oder eine der polnischen Putzfrauen –, hatte vollkommen recht. Nicht viele Leute riefen ihn an, und selbst wenn, hatte es keinen Sinn, Nachrichten anzusammeln, während er wochenlang nicht zu Hause war. Aber wie stand es mit New York? Am Pinbrett neben dem Küchentelefon hingen lauter Zettel mit nützlichen Informationen, eine wahre Schatzgrube. Eingeklemmt zwischen der Visitenkarte des Tierarztes in Wainscott, der Sy die ersten Impfungen gegeben hatte, und der Adresse des Schlossers fand sich die Karteikarte, auf die er die Ziffern geschrieben hatte, die er wählen mußte, um die Nachrichten auf seiner Mailbox mit der New Yorker Vorwahl 212 abzufragen. Da war nur eine Nachricht, von Alice, die sie am gleichen Tag um 12 Uhr 42 hinterlassen hatte, als der Hubschrauber gerade über Southampton flog.
    Bonjour, mon petit Schmidtie, hörte er sie sagen. Wollen wir

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