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Schmidts Einsicht

Schmidts Einsicht

Titel: Schmidts Einsicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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sicher.
    Das liegt an den Wachleuten. Sie reden mit Jason. Vergiß nicht, daß er ihr Boß war. Sie haben es mir erzählt. Die Frage ist: Wer ist der Vater? Was meinst du?
    Mr. Mansours Augen verengten sich zu Schlitzen. Er lächelte selig.
    Wieso? Jason natürlich, antwortete Schmidt. Hat er eine andere Vermutung?
    Ha, ha, ha! Er sagt nichts dergleichen, das steht fest. Er benimmt sich sehr gut.
    Er ist ein guter Kerl. Weißt du, daß sie geheiratet haben?
    Ja, ja, und ich habe ihnen ein ansehnliches Geschenk gegeben. Hier machte Mr. Mansour eine kleine Bewegung mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, die in weiten Teilen des Planeten für das schnelle Durchzählen eines Geldbündels steht.
    Sieh an, erwiderte Schmidt, große Geister sind sich im Denken gleich – oder wenn es dir lieber ist: Ich lerne von dir. Ich habe es genauso gemacht!
    Du bist viel gescheiter geworden. Und wenn du wirklich gescheit bist, bleibst du bei der Geschichte, daß Jason der Vater des Kleinen ist, egal wie der Wicht aussieht. Er wird wohl Jason Junior heißen.
    Tatsache ist, daß sie ihn Albert nennen. Ich glaube, sie wollen, daß ich der Taufpate bin.
    Sehr interessant, sehr interessant, sagte Mr. Mansour und ließ die Betperlen, die er beiseite gelegt hatte, als er mit dem Hummersalat beschäftig war, wieder durch die Finger gleiten.
    Interessieren dich Neuigkeiten von meiner eigenen Familie?
    Daß du die liebenswürdige Dame in Paris heiraten willst oder sonst noch etwas?
    Ja! Ich werde Großvater. Meine Tochter ist schwanger!
    Mazel tov! rief Mr. Mansour und drückte auf einen unsichtbaren Knopf, der Manuel herbeizitierte. Unser Freund Mr. Schmidtie wird Großvater. Bitte hol den Champagner für ganz besondere Gelegenheiten.
    Der Haushalt des großen Finanzmanns war so perfekt auf alle Eventualitäten vorbereitet, daß Schmidt nur Bewunderung und Neid empfinden konnte. Der Champagner traf auf der Stelle ein, köstlich und perfekt gekühlt. Sie stießen an. Mr. Mansour sagte Manuel, er solle sich auch ein Glas einschenken, und sie stießen noch einmal an. Genauso wird das Strategic Air Command funktionieren, dachte Schmidt. Ein kleines Licht blinkt – vielleicht ein- oder zweimal –, Sirenen heulen, fünfzig Gestalten in Fliegeranzügen, Helmen und Schutzbrillen gleiten über eine Rutsche nach unten und rennen zu Bombern, die andere Schattengestalten schon auf die Startbahn geschleppt haben, die Männer in Fliegeranzügen steigen ein, Klappen öffnen und schließen sich, vruum, vruum, und die Wasserstoffbomben sind auf dem Weg. Wir kommen rüber, wir kommen rüber und nicht zurück, bis drüben alles vorbei ist!
    Mike, sagte er zu Mr. Mansour, wenn jedermann so gut wie du auf alles vorbereitet wäre, dann hätte es keinen Anschluß gegeben und kein Pearl Harbor!
    Pas de problème . Und auch keinen Jom-Kippur-Krieg.
    Dich sollten sie zum Chef des Vereinigten Generalstabs machen.
    Das wäre nicht das schlechteste.
    Einen Augenblick herrschte Stille, und dann redeteMansour wieder. Deine Tochter, Charlotte, n’est-ce pas , ist immer noch mit diesem jüdischen Jungen Jon Riker verheiratet?
    Allerdings.
    Und er ist immer noch in der Kanzlei Grausam?
    Soviel ich weiß.
    Ich habe ihn im Auge behalten. Nicht dauernd. Diese Kanzlei ist in Ordnung, aber sie hätte besser durchstarten müssen. Die Anwälte sind fähige Leute, haben aber nicht die richtige Welle erwischt. Noch nicht. Nimm als Beispiel Konkursverfahren: Das ist ihr wichtiges Spezialgebiet, aber sie sind in keinem der großen Prozesse aufgetreten. Ich sag’s dir nur, damit du weißt, daß er nicht soviel verdient, wie man von einem Partner seines Alters in einer Firma, wie du sie kennst, erwarten würde. Das muß man sich merken.
    Das Klicken der Betperlen beschleunigte sich.
    Gleich als Schmidt wieder zu Hause war, versuchte er Alice zu erreichen, kurz nach neun Uhr abends ihrer Zeit. Zu seiner Überraschung war Madame Laure am Apparat. Madame est sortie dîner , sie ist zum Essen ausgegangen. Ob sie etwas ausrichten solle? Die Frage warf Schmidt aus dem Gleis. Er wollte sie nicht bitten, ihn in Bridgehampton anzurufen, da er vielleicht schon auf dem Weg nach New York war, wenn ihr Anruf kam, und weil er nicht wußte, wann er dort erreichbar sein würde, wollte er die New Yorker Telefonnummer nicht hinterlassen. Er gab die denkbar dümmste Auskunft: Er werde wieder anrufen. Als ob sie irgendwelche Zweifel daran haben könnte!
    Er erreichte sie mit einem Anruf aus New York

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