Schmidts Einsicht
Antibes zurück. Das gleiche Ergebnis um dreizehn Uhr (ein Versuch, sie vor dem Abendessen zu erwischen, falls sie zurückgekommen war, aber abends ausgehen würde) und um Mitternacht wieder. Später anzurufen, wagte er nicht, obwohl sie ihm erklärt hatte, wenn sie von einem Anruf geweckt werde und mit jemandem spreche, könne sie danach mühelos wieder weiterschlafen. Solche Sachen sagen die Leute, aber es ist nicht immer die Wahrheit. Der nächste Anruf dann am Montag morgen um neun, drei Uhr Pariser Zeit. Ein Teilerfolg. Die Haushälterin ging ans Telefon und teilte mit, daß Madame »au bureau« war. Jetzt wußte er wenigstens, daß sie wieder in Paris und noch am Leben war. Mittags, um sechs Uhr ihrer Zeit, rief er wieder an. Vergeblich. Natürlich, sie war im Büro oder auf dem Weg zwischen Büro und weiß der Himmel welchem Ort.
Diese nervtötende Aktivität wäre noch lange weitergegangen, wenn nicht die Pflicht gerufen hätte. Mr. Mansours Einladung zum Lunch um ein Uhr war per Fax an Schmidts Hotel in Paris geschickt worden und wurde vonder Sekretärin des Finanzmagnaten am Morgen durch einen Anruf bestätigt, aber Mr. Schmidt hatte sich weder rasiert noch ein Bad genommen oder sich anderweitig auf den Tag vorbereitet. Er widmete sich diesen Aufgaben, widerstand der Versuchung, noch einen Anruf bei Alice einzuschmuggeln, und fuhr zu Mr. Mansour.
Über die Niederlassungen in Bukarest und Warschau reden wir morgen in der Direktoriumssitzung, sagte Mr. Mansour, es sei denn, du willst mir privat etwas erzählen oder vor der Sitzung etwas zu bedenken geben. Im übrigen schlage ich vor, du kommst mit mir im Hubschrauber mit. Start ist um fünf. Zum Dinner kann ich dich nicht einladen, weil ich mit dem Gouverneur esse. Der Mensch hat ein erbsengroßes Hirn. Der ist Gouverneur von New York und möchte früh essen! Also, kommst du mit?
Schmidt nickte.
Erstklassig. Du solltest auch Dienstag nacht in der Stadt bleiben und mit mir ins Ballett gehen. Anschließend essen wir mit Wendy Whelan. Die ist wirklich sehenswert. Und was für eine Tänzerin! Bist du dabei?
Natürlich, mit Vergnügen.
Der Hausdiener Manuel erschien, bereit, das Mittagessen zu servieren, und beschnitt damit die Möglichkeit zu weitschweifigen Ausführungen über Mr. Mansours Fürsorglichkeit. In fast allen Lebenslagen befand der Finanzmagnat: Erst kommt das Essen und dann das Gespräch, und Manuel servierte Hummersalat, die Lieblingsmahlzeit seines Arbeitgebers, die dieser mit zusätzlichen Klecksen Mayonnaise hinunterschlang. Der Hummer war, wie Mary gern gesagt hatte, sündhaft gut; das mußte man Mikes Koch lassen. Der Wein ebenfalls. Als er seinen gröbsten Hunger gestillt hatte, wischte Mr. Mansour sich den Mund ab und sprach.
Eigentlich wollte ich erfahren, wie es dir geht. Diese liebenswürdige Dame in Paris, hast du sie wiedergesehen?
Schmidt nickte.
Und sie war der Grund, warum du ein paar Tage länger in Paris bleiben wolltest? Also magst du sie immer noch?
Schmidt nickte wieder. Er hatte sich eine zweite Portion Salat genommen, und sein Mund war voll.
Und hat sie sich entschlossen, dich auch zu mögen?
Das ist die Frage.
Mr. Mansour lachte und sagte: Ja, wie der Barde sagte, das ist die Frage!
Ungefähr so ist es.
Wann wirst du sie wiedersehen?
Im Juni, hoffe ich, Mitte Juni. Oh, und ich erwarte nicht, daß sich das mit einer Reise zu den Stiftungen verbinden läßt. Ich werde einfach hinfliegen und ein paar Tage bleiben.
Mr. Mansour bat Manuel, ihm seinen Palm Pilot zu bringen, sah nach und sagte: Ich will am 8. Juni in Paris sein. Du kannst in meinem Flugzeug mitfliegen. Wenn du bis zum 13. Juni bleibst, kannst du auch mit mir zurückkommen.
Das wäre hervorragend.
Fein. Wir werden es uns gutgehen lassen. Ich möchte diese Dame kennenlernen. Vielleicht können wir sie auf dem Rückweg mit nach New York nehmen. Ha, ha, ha! Hast du ein Foto von ihr?
Nein, sagte Schmidt kleinlaut.
Warum hatte er eigentlich keins? Nicht daß er es Mr. Mansour hätte zeigen wollen, aber er hätte es auf seinen Schreib- oder Nachttisch stellen können.
Darum kümmern wir uns nächsten Monat. Es sei denn, du bittest sie, in der Zwischenzeit eins zu schicken. Jetzt zu einem anderen Thema, fuhr Mr. Mansour fort. Jasonund Carrie: Die Geburt soll am 15. Juni eingeleitet werden. Ich nehme an, deshalb ist es dir lieb, wenn du am 13. nach Hause kommst. Habe ich recht? Oder nicht?
Du hast recht. Und du hältst dich auf dem laufenden, das ist
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