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Schmidts Einsicht

Schmidts Einsicht

Titel: Schmidts Einsicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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zu wohnen.
    Die Mumie war Mr. Blackmans Spitzname für Elaines alte, reiche und nach seiner Beschreibung unglaublich widerwärtige Mutter.
    Wie nutzt du deine Abende wirklich, du alter Gauner?
    Erinnerst du dich noch an meine alte Flamme Katerina?
    Wie könnte ich die vergessen?
    Katerina war Mr. Blackmans Sekretärin gewesen, eine griechische Schönheit von der Sorte, an die Cole Porter gedacht haben muß, als er von einem fremdgehenden Ehemann schrieb: »His business is the business that he gives his secretary« ; sie hatte Gil wegen eines Börsenmaklers verlassen, eines griechischen Landsmanns, den sie im Urlaub auf Jamaika kennengelernt hatte.
    Ich kann sie auch nicht vergessen, erwiderte Mr. Blackman, jedesmal, wenn ich es mit dem neuen Mädchen mache, denke ich an sie. Die Neue ist der gleiche Typ, halbGriechin, halb Italienerin – eine explosive Mischung! Rat mal, wie sie heißt?
    Venus.
    Falsch! Aphrodite. Die Griechen haben gesiegt.
    Und du nennst sie Aphro?
    Rate noch mal. Nein, das rätst du nie: DT, DiTi.
    Beim Jupiter! Verzeihung, beim Zeus!
    Sie ist so fabelhaft, du glaubst es nicht, und nicht nur in der Kiste. Sie hat Ideen und Ansichten, sie kann sich unterhalten, und sie ist begabt, richtig begabt.
    Ein Starlet?
    Nein, sie arbeitet in der Produktion. Ich kann ihr helfen, ich kann ihr eine Karriere verschaffen, und das weiß sie, so einfach ist es. Ich werde sie kurzhalten, damit sie nicht aus der Bahn gerät. Wenn ich mit dem Filmschnitt fertig bin, möchte sie nach New York ziehen, damit wir öfter und leichter zusammensein können.
    Ist das eine gute Idee? Bei Elaines Spürsinn? Und überhaupt: Hattest du mir nicht nach Katerina erzählt, du wolltest meilenweit Abstand von deinen Mitarbeiterinnen halten?
    Wohl wahr. Ich bin ein Wiederholungstäter. Ich liebe Elaine, und wenn ich ihr nicht Grund gebe, aufs hohe Roß zu steigen, ist sie die beste aller Frauen, aber wenn ich mit DT zusammen bin, ihre Haut berühre, ihre Brüste in meinen Händen habe, dann ist es so gut, daß mir der Kopf schwirrt. Was soll ich sagen? Ich will sie. Jeder Zentimeter von mir will sie.
    Das verstehe ich. Und du meinst, du kannst sie an die Leine legen, weil sie Karriere machen will? Stellst du dir damit nicht selbst eine Falle?
    Mr. Blackman dachte nach. Eine Falle? Glaube ich nicht, denn ich gebe ihr ja keinen Job in meinem Betrieb. Ohnehin ist mit meinem Betrieb nicht viel Staat zu machen. Ichwerde ihr bei anderen Leuten helfen. Das ist vielleicht nicht besonders korrekt, aber jedenfalls nicht illegal. Nüchterner betrachtet? Seien wir realistisch. Warum wird eine Frau wie DT sich auf Abruf von einem alten Zausel, wie ich einer bin, bumsen lassen? Nicht wegen meiner hübschen Zähne, meiner schönen Augen oder meiner stählernen Muskeln. Man gibt, was man hat. Und wie geht’s dir, laß hören.
    Der Rest in dieser Flasche reicht nicht, bis ich meine Geschichte ausgebreitet habe.
    Sie bestellten noch eine Flasche Wein, und Schmidt erzählte. Die Geschichte, wie er sich zum ersten Mal in Paris mit Alice getroffen hatte, wie hinreißend er sie fand und wie er fast auf Anhieb ans Ziel gekommen war. Er ließ aus, was sie ihm von Tim Verplanck erzählt hatte. Das hatte nichts mit seinen Gefühlen für sie zu tun. Er setzte wieder ein mit den Ereignissen des zweiten Paris-Besuchs und bekannte die Eskapade mit Danuta. Schmidt das Opfer einer sexbesessenen Polin!
    Schmidtie, mein lieber Schmidtie, dir lacht der Himmel! Alice scheint mir wie gemacht für dich zu sein. Umwirb sie, laß ihr ihren Willen, bedräng sie nicht, fordere nicht zuviel von ihr. Sie hat eine Arbeit, an der sie hängt, sie lebt in einer fantastischen Stadt, verlange nicht, daß sie in dein Chateau in Bridgehampton zieht und die Welt aufgibt. Daß sie sozusagen in einen Nonnenorden eintritt. Sie kann hierherkommen – besonders wenn du die Flugtickets bezahlst –, und du kannst schnell mal nach Paris brausen. Gut wird’s dir gehen! Ich freu mich so für dich, ich muß es sofort Elaine erzählen.
    Danke, sagte Schmidt, das ist genau der Rat, den ich gebraucht habe. Ich werde auf dich hören, ich glaube, das schaffe ich. Und was mache ich mit Danuta? Du denkst doch nicht, diese Episode bedeutet, daß ich es mit Alice nicht ehrlich meine?
    Alter Freund, du und ich, wir haben einfach Lust zu vögeln, so sind wir eben gemacht. Was hast du mir erzählt, wie war das noch? Du meinst, wenn du mit Alice zusammenlebst, wird es keine Danutas mehr geben? Ich glaube,

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