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Schmidts Einsicht

Schmidts Einsicht

Titel: Schmidts Einsicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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selbst in diesem Szenario kaum einen hochkriegen konnte.
    Was ist dein Geheimnis, Casanova? fragte Schmidt.
    Die Größe. Und ich mache es gern. Pas de problème . Und ich bin reich.
    Ha, ha, ha!
    Fabelhaftes Rezept, sagte Schmidt. Kein Wunder, daß ich nicht solche Erfolge hatte wie du. Und wie soll es weitergehen, was passiert danach? Ich meine, falls sie immer an dich denken muß?
    Nichts. Sie ist gescheit. Wenn sie einen Auffrischungskurs haben möchte, ein paar Stunden hier, ein paar Stunden da, das läßt sich einrichten. Wem schadet das, frage ich dich? Ich habe diesem blöden Schmock nichts weggenommen. Sie ist immer noch mit ihm zusammen, noch genauso schön, genauso klug. Was kann er sonst noch verlangen? Wenn sie ein, zwei neue Tricks gelernt hat, kann sein, sie zeigt’s ihm. Er gewinnt. Und ich verrate dir noch was. Sie ist sauber! Und sie riecht gut!
    Du bist grauenhaft, sagte Schmidt.
    Klar – widerspricht dir jemand?
    Das Dessert war serviert. Limettenkuchen. Mr. Mansour nahm sich sofort zwei Stücke und verlangte ein drittes. Es gibt nichts Besseres, verkündete er. Reden wir vondir. Was ist mit diesem Riker? Hast du ihn gesehen? Soll ich ihm Arbeit zukommen lassen? Ich überlege, ob ich eine Aktiengesellschaft aus einem laufenden Insolvenzverfahren nach Chapter 11 herauskaufen soll. Das wäre genau auf seiner Linie.
    Mike, erwiderte Schmidt, du bist grauenhaft, aber auch sehr gütig. Sicher, ich hätte gern, daß du ihm Arbeit zukommen läßt. Er wird sie erstklassig erledigen. Aber mach es bitte so, daß kein Wort fällt über mich, unsere Freundschaft und so weiter. Du weißt, was ich meine. So wie sich die Dinge entwickelt haben, muß ich aus dem Bild verschwinden.
    Pas de problème . Ich erzähle dir, wie es läuft.
    Was ist nur mit mir los, rätselte Schmidt, als er sich zum Abendessen bei Mr. Mansour umzog, was macht mich zu einem solchen Biedermann? Er mochte Caroline und konnte Canning nicht leiden. Warum wollte er ihr kein Liebesabenteuer gönnen? Warum mußte es ihm gegen den Strich gehen, daß Mike mit ihr geschlafen hatte? War es Neid? In dieser Weise hatte er nie an Caroline gedacht. War es eine dümmliche Art von Konformismus, wollte er, daß Menschen sich korrekt verhalten? Neid hielt er für wahrscheinlicher, auch wenn es schmerzlich war, das zuzugeben. Nicht Neid auf diese besondere Großtat Mikes, sondern Neid auf Menschen, die leichtlebig sind, die gegen Regeln verstoßen können, ohne wie er unter grämlicher Reue zu leiden. Eines war sicher: Wenn sie sich beim Dinner trafen, würde er Caroline und Joe und erst recht Mr. Mansour mit anderen – Mikes – Augen sehen. Diese unglaublich ernste und gebildete Frau hatte Mike Mansours Schmeicheleien nachgegeben, sich von seinen Milliardärstricks hypnotisieren lassen und die Wunder der Übergröße erlebt. Lieber Himmel, wenn das möglich war,dann gab es für eheliches Fehlverhalten keine Grenzen nach oben. Hatte sie Sex mit Joe – Mike hatte das gesagt, aber wie wollte er das wissen? Schmidtie, du Esel, antwortete eine innere Stimme, er weiß es, weil er sie gefragt hat und weil sie es ihm während eines Intermezzos zwischen zwei Orgasmen erzählt hat. Und falls Joe und sie wirklich miteinander schlafen, einmal im Monat oder einmal pro Woche, um der alten Zeiten willen, wie der ägyptische Satan berichtet hat, lächelt sie dann während der Geduldsprobe von einem Ohr bis zum anderen, wenn sie an den Ägypter und sein übergroßes Gerät denkt? Eines mußte man Mike lassen: Ohne Frage hätte – oder hatte – er sich auf Dauer mit Starlets und Models versorgen können, die allzeit bereit waren, weil versessen auf das Füllhorn der guten Dinge, die er anzubieten hatte. Aber nein, er hatte es auf eine Frau über Fünfzig abgesehen, die nur ein paar Jahre jünger war als er; Klasse war ihm wichtig, Carolines Verstand und Charme ebenso wie ihr feiner Körper und ihr schönes Gesicht. Oder kam hier Mr. Mansours bizarre Seite zum Vorschein: Trieb ihn die Lust, herauszufinden, ob er dem gefeierten Romancier Hörner aufsetzen und die angesehene Biographin verführen konnte, oder sein Verlangen nach einem erlesenen, über das Übliche hinausgehenden Geschmack, so wie ihn Kenner in Ausleseweinen suchen oder in gut abgehangenem Federwild? Und Joe! Dieser Mann wurde so hoch gepriesen für seine meisterhafte Fähigkeit, die Geheimnisse des Herzens zu durchschauen, und doch hatte er Caroline der Fürsorge Mansours überlassen, nur weil er selbst

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