Schmidts Einsicht
in einem Zimmer voller französischer Intellektueller geistreich plaudern wollte. Er hatte seine Hörner verdient.
Als das Hauptgericht abgeräumt war, trank Mr. Mansour auf den Erfolg des neuen Projekts: Gil sei vom bloßenNachdenken über einen Film auf der Grundlage von Joes neuem Roman zum Entschluß gekommen. Er würde den Film drehen! Richtig, Gil?
Gil nickte. Falls die üblichen Widerstände nicht zu groß sind. Ich freue mich auf das Projekt, wenn es machbar ist.
Wenn ich ein Projekt unterstütze, gib es kein »nicht machbar«, verkündete Mr. Mansour und drohte Mr. Blackman mit dem rechten Zeigefinger. Oder irre ich mich?
Gil lächelte und sagte nichts.
Canning, der bis dahin nur wie gewöhnlich einzelne Silben gemurmelt hatte, ergriff das Wort: Sprechen Sie nur für sich! Ich bin nicht über das Nachdenken hinausgekommen. Ich wüßte gar nicht, wie.
Touché , lachte Mr. Mansour. Natürlich werde ich mich sehr für die Sache einsetzen, ich habe schon mit Gil besprochen, was mir dazu eingefallen ist, und werde auch Sie daran teilhaben lassen, Joe. Ich verstehe das Drehbuch als eine Zusammenarbeit zwischen einem großen Romancier und einem großen Filmemacher – mit meinen Beiträgen. Ich kann wohl ohne Übertreibung sagen, daß sie entscheidend sein werden. Das können Sie an Chocolate Kisses und dem Riesenerfolg ablesen. Den haben Gil und ich mit vereinten Kräften erreicht.
Das war eine von Mr. Mansours Behauptungen, die Gil heftig zurückwies, allerdings nicht in Mikes Gegenwart.
Die Betperlen waren bisher nicht in Aktion gewesen. Jetzt hörte man wieder ihr wie gewohnt hastiges Klicketi- klack.
Joe, Gil, fuhr Mr. Mansour fort, jetzt hört mir in Ruhe zu. Wir müssen überlegen, wie wir die Stimmung in Joes Buch aufhellen. Ihr wißt schon, so, daß es beim Publikum ankommt. Die Frage ist, Joe, die Frage ist, warum die Menschen in Ihrem Buch so unsympathisch sind.
Womöglich, weil Menschen so sind, antwortete Canning, oder weil ich sie so sehe? Vielleicht beides.
Touché , noch einmal, konzedierte Mr. Mansour.
Caroline, was meinst du?
Daß Joe der Beste ist!
Danke, chère amie ! Caroline und ich haben uns in Paris sehr angefreundet, aber das heißt nicht, daß sie mir immer zustimmen muß. Ich rufe meinen nächsten Zeugen auf. Schmidtie, was hältst du davon?
Was immer Mr. Canning plagte, war offenbar eine ansteckende Krankheit. Schmidt fragte: Wovon?
Von dem Buch, rief Elaine, dem Buch Die Schlange !
Ich fand es spannend, sagte Schmidt. Gil hat es mir gegeben, und ich habe es in einem Zug durchgelesen.
Das ist keine Zeugenaussage, unterbrach ihn Elaine. Ich investiere in diesen Film, und ich bin auf Mikes Seite! An dem Plot muß man noch arbeiten. Hört in Ruhe zu, wie Mike gesagt hat: Ein verwitweter Vater – ein hervorragender Anwalt wie du, Schmidtie, nur daß er in North Dakota lebt – sagt seinem Sohn, der gerade Examen an der Law School gemacht hat, er könne mietfrei bei seiner Großtante in ihrem Brownstone Haus in Brooklyn wohnen, solange er als Assistent eines Richters in New York arbeitet. Was Joe von North Dakota wissen kann, ist eine andere Frage. Und wer interessiert sich schon für North Dakota? Ich würde den Vater in die Hamptons versetzen. Jedenfalls ist der Junge einverstanden, die Großtante freut sich. Er wohnt fünf Jahre bei ihr, dann stirbt sie. Der Vater ist ihr Testamentsvollstrecker. Praktisch alles soll dem amerikanischen Roten Kreuz zufließen. Aber der Vater kümmert sich um die Sache mit dem Nachlaß und stellt fest, daß praktisch kein Geld mehr da ist. Sein Sohn hatte die alte Frau von Anfang an, sobald er eingezogen war, ausgeplündert. Es wird noch schlimmer. Er hat sie terrorisiert! Ich glaube, sie kam ihm auf die Schliche, aber sie wagte nicht, zu protestieren oder Hilfe zu holen. Den juristischen Kram, die Frage, ob der Vater die unbedingte Pflicht hat, den Sohn der Polizei zu übergeben, habe ich nicht verstanden. Ich weiß nicht, ob es darauf ankommt. Entscheidend ist, daß der Vater dem Jungen klarmacht, daß er es herausgefunden hat, und gleich danach erkennen muß, daß sein eigener Sohn versuchen wird, ihn umzubringen. Habe ich es soweit richtig verstanden, Joe?
Schweigen.
Na gut, es ist dein Buch, aber es wird unser Film, fuhr Elaine fort, und ich muß dir sagen, beim Lesen hat es mich geschaudert. Und außerdem: Wie kann ein wichtiger Film ganz ohne Romantik auskommen?
Aber Elaine, unterbrach Schmidt, es gibt darin doch Romantik, nur
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