Schmidts Einsicht
unten bemerkte. Wir sind unter uns. Das Teakholz tut deinen Fußsohlen gut. Nur zu, zieh diese lächerlichen L.-L.-Bean- Dinger aus.
Schmidt tat ihm den Gefallen. Es war genau das, was er gewollt, aber nicht gewagt hatte.
So ist es besser, fuhr Mr. Mansour fort, wenn du mir deine Schuhgröße sagst, besorge ich dir ein Paar bessereMokassins; besser zu deinem Alter passende, weißt du. Deine Füße sehen normal aus. Der Mann, den ich in Paris habe, macht dir Mokassins.
Mir gefallen diese Schuhe, protestierte Schmidt.
Weil du es nicht besser weißt! Du hättest mit mir in Paris sein sollen. Verzeih, natürlich weiß ich, daß du zurückmußtest. Du hast es mir noch nicht erzählt: Ist deine Tochter aus der Klinik entlassen?
Schmidt nickte.
Du solltest sie am Sonntag besuchen. Emil – so hieß der Leibwächter, der Schmidt von Albany nach Hudson und dann nach Bridgehampton gebracht hatte – fährt dich hin und wieder zurück. Unnütz, über Nacht zu bleiben; du würdest ihr auf die Nerven gehen.
Danke, Mike! sagte Schmidt, das würde ich gern machen, aber das kommende Wochenende ist zu früh.
Er hatte beschlossen, Mr. Mansour nichts von dem Streit mit Charlotte und Jon zu erzählen. Da es dabei zum Teil um Geld ging, würde Mike meinen, er sei wie kein anderer geeignet, das Problem zu lösen. Er würde sich als Vermittler anbieten, eine Aussicht, die in Schmidts Augen die Lage, die schon düster genug war, nur verschlimmern konnte.
An diesem Wochenende bleibe ich hier, fuhr er fort, und ich freue mich auf das Dinner bei dir. Du bist so rundum fürsorglich und gütig, daß ich vor Dankbarkeit ganz überwältigt bin.
Pas de problème , pas de problème .
Eins muß ich noch sagen. Du hast mir versichert, daß du mein Freund bist. Jetzt weiß ich wirklich, daß es wahr ist. Und ich bin deiner.
Klicketiklick, klicketiklack. Mr. Mansour schmunzelte. Du wirst jeden Tag gescheiter. Wer weiß, wo das noch endet! Was habe ich gerade gesagt? Du hättest in Paris sein sollen. Was du nicht wußtest: Caroline und Joe Canningwaren auch da. Ich habe sie auf dem Hinweg nicht im Flugzeug mitgenommen, aber auf dem Rückweg. Noch etwas, das du nicht gewußt hast: Ich habe für Canning einen Platz als Gastautor in Royaumont organisiert. Hast du schon mal von Royaumont gehört? Das ist eine mittelalterliche Abtei nördlich von Paris, die im Besitz einer reichen Familie namens Gouin war. Reich, na ja, sagen wir, sie dachten, sie wären reich. Sie haben den Bau in Ordnung gebracht und an eine Stiftung gegeben. Klicketiklick, klicketiklack. Ich bin Mitglied in einem Ausschuß wichtiger Unternehmer, der sich dort um Schulungsprogramme in Marktwirtschaft kümmert. Wie du dir denken kannst, habe ich Einfluß. Die Stiftung hat auch wichtige Kulturprogramme, und da kommt Canning ins Spiel. Die Gelegenheit, mit fünf oder sechs anderen bekannten Autoren an einem Seminar teilzunehmen, hat er sofort beim Schopf gepackt. Sehr prestigeträchtig! Ha! Rat mal, warum ich das in die Wege geleitet habe.
Weil du ein guter Mensch bist.
Falsch. Weil Ehefrau oder Ehemann nicht mitkommen dürfen! Nur die Stipendiaten dürfen sich in der Abtei aufhalten. Keine Ehemänner und keine Ehefrauen! Also habe ich den Cannings erzählt, sie könnten ein Gratiswochenende in Paris verbringen, organisiert von mir, kostenlos für sie. Solange Joe dann an seinem Ruheort sei, wolle ich mich um Caroline kümmern und anschließend beide wieder nach New York mitnehmen. Pas de problème . Hat alles funktioniert. Joe hatte sein Seminar, und ich hatte Caroline.
Du bist ein Satan, sagte Schmidt. Du solltest dich schämen. Sie sind ein gutes Ehepaar.
Wer behauptet das Gegenteil? Aber hat Caroline ein Leben mit diesem Schmock? Hat sie nicht, sage ich dir. Ihr gefallen die Bücher, die er schreibt. In Ordnung. Ihm gefallen die Bücher, die sie schreibt. In Ordnung. Er besorgtes ihr vielleicht einmal im Monat, um der alten Zeiten willen. Auch in Ordnung. Sie mag es – in Maßen. Hat sie eine Wahl, kann sie vergleichen? Keine Wahl und keinen Vergleich. Hier komme ich ins Spiel: Ich zeige ihr, was ein richtig gutes Leben ist – die besten Restaurants, die beste Hotelsuite –, und dann treiben wir es, wie sie es noch nie erlebt hat. Kein Vergleich! Eine Frau, die ich flachgelegt habe, vergißt das nie, muß immer daran denken!
Das entsprach nicht Gil Blackmans Theorie, soweit Schmidt sich erinnerte; Gil war überzeugt, daß Mike ein One-night-stand-Künstler war und
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