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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ging an der Liege vorbei und stellte sich ans Fenster. Hinter einer betonierten Terrasse und einem ausgetrockneten L-förmigen Fischteich hatte der Frost einige Morgen mit winterlich gelbem Gras weiß gefärbt.
    Es war eine gute Idee gewesen, hierher zu kommen. Shoshone war friedlich und isoliert, aber nicht abgeschnitten. Ein paar Tage zumindest konnten sie sich ausruhen, bis die Meute der Reporter sie wieder aufgespürt hatte. Die wenigen Einwohner der Stadt, die von ihrer Rückkehr wußten, sorgten dafür, daß niemand erfuhr, wo sie waren. Sie verbrachten die meiste Zeit drinnen, und nur Bernice ging ans Telephon.
    Er hörte, wie Minelli sich hinter ihm rührte.
    »Du hast die Show verpaßt«, sagte Minelli.
    »Was für eine Show?«
    »Die ganze Nacht über. Wie eine Parade von Leuchtkäfern.«
    Edward zog eine Augenbraue hoch.
    »Kein Scherz, und ich bin nicht verrückt. Draußen über dem Gebirge. Während der ganzen Nacht. Klar wie eine Glocke. Der Himmel hat geflimmert.«
    »Meteore?«
    »Ich habe schon Meteore gesehen, und das waren keine.«
    »Wohl sicher das Ende der Welt«, sagte Edward.
    »Ohne Zweifel«, sagte Minelli.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Ausgeruht. Besser. Ich muß da drüben allen Leuten sehr auf den Wecker gefallen sein.«
    »Die haben uns zugesetzt«, korrigierte Edward. »Ich fühlte mich selbst etwas durchgedreht.«
    »Durchgedreht.« Minelli schüttelte den Kopf und warf Edward von der Seite einen mißtrauischen Blick zu. »Wo ist Reslaw?«
    »Schläft noch.« Er und Reslaw hatten sich ein mittleres Schlafzimmer geteilt.
    »Diese Leute hier sind wirklich nett. Ich wünschte mir, ich hätte eine Mutter wie Bernice.«
    Edward nickte. »Werden wir hierbleiben«, fragte er, »und die Leute ausnützen, oder wollen wir nach Texas zurückkehren?«
    »Wir müssen uns dem Rummel schließlich stellen«, sagte Minelli philosophisch. »Die Presse wartet. Ich habe gestern abend etwas ferngesehen. Das ganze Land ist verrückt geworden. Zwar ruhig, aber doch verrückt.«
    »Daraus kann ich ihnen keinen Vorwurf machen.«
    Das Telephon klingelte.
    »Wie spät ist es?« fragte Minelli. Edward schaute auf seine Uhr. »Sieben Uhr dreißig.«
    Nach dem zweiten Klingeln blieb das Telephon still.
    Sie sahen es besorgt an. Minelli meinte: »Bernice muß in dem hinteren Schlafzimmer abgehoben haben.«
    Ein paar Minuten später kam Stella heraus, dahinter ihre Mutter, beide salopp in Flanellpyjamas und geblümten Bademänteln. Bernice lächelte ihnen zu. »Frühstück, meine Herren? Es wird ein langer Tag werden.«
    Stella sagte: »Das war CBS. Sie schnüffeln weiter.«
    »Wir können sie nur etwas hinhalten«, sagte Bernice.
    Edward schaute über das ruhige, frostige Feld. Ein Pickupauto parkte gleich neben dem Highway. Dabei waren zwei Männer in braunen Mänteln und mit Cowboyhüten. Das waren Einheimische, die sich verschworen hatten, ›Spanner‹ daran zu hindern, Kameras aufzubauen und in das Privatleben der Morganfamilie einzudringen. Selbst auf hundert Meter machten sie noch einen furchtbaren Eindruck.
    Stella schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir haben doch nichts Wichtiges getan. Jedenfalls ich nicht. Aber ihr habt den Felsen gefunden.«
    Edward zuckte die Achseln. »Was ist darüber zu sagen?«
    Reslaw, in Jeans und einem blauweiß gestreiften langärmligen Hemd, kam aus der Halle und ging an der Eingangsnische und dem Stutzflügel vorbei in eine Ecke. »Hat schon wer nach Frühstück gefragt?«
    »Schon unterwegs«, sagte Mrs. Morgan.
    Edward sagte: »Wissen Sie, es war vielleicht doch eine schlechte Idee, hierher zu kommen. Für Sie beide. Wir brauchen alle unsere Ruhe, aber Ihre Mutter hat allerhand durchgemacht.«
    Bernice Morgan ging steif in die Küche und sagte: »Es war wirklich erheiternd. Ich habe seit Jahren keine solchen Kampf gehabt.«
    »Außerdem wird sie mit dem Präsidenten sprechen«, sagte Stella grinsend.
    »Ich schäme mich, eine Demokratin zu sein«, sagte sie. »Mike und die Jungens halten Wache. Ich muß nur aufpassen, daß sie nicht zu wild werden. Ihr könnt so lange bleiben, wie ihr wollt.«
    »Bitte, bleiben Sie!« sagte Stella und schaute Edward an. »Ich muß reden. Mit euch allen. Ich bin noch durcheinander. Wir sollten uns gegenseitig da heraus helfen.«
    »Was ist mit dem Feuerwerk?« fragte Minelli. »Vielleicht gibt es jetzt etwas Neues in den Nachrichten.«
    Er reckte sich und schwang die Beine von der Liege, stand dann auf und ging über

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