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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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die sich in die Phantasie der Nation ebenso tief eingegraben hat wie die Kemp-Objekte in den Kern der Erde und in unsere Alpträume. Aus der ganzen Welt sind Leute hierher gekommen. Sie werden durch Stacheldraht und rasiermesserscharfe Barrikaden anderthalb Kilometer weit von der Stelle ferngehalten. Sie scheinen zur Andacht hergekommen zu sein, oder auch nur, um still unter der warmen Wüstensonne zu sitzen und zu starren. Was bedeutet es für sie, für uns? Sollten sie den Platz erstürmen wollen, wird die Army imstande sein, sie zurückzuhalten?
    Unter ihren Zahlen befinden sich ungefähr zehntausend Leute der Schmiede Gottes mit ihren diversen Propheten und geistlichen Führern. Der amerikanische Zweig dieses Kults ist binnen nur drei Wochen entstanden, in den religiös fruchtbaren Boden des amerikanischen Südens und Westens gesät durch die plumpen und kompromißlosen Worte des Präsidenten. Ich habe mit diesen Leuten gesprochen, und sie teilen die Überzeugungen des Präsidenten. Die meisten sind fundamentalistische Christen, die dies als die Apokalypse sehen, die in der Bibel vorhergesagt wurde. Aber viele kommen aus anderen Glaubensrichtungen und anderen Religionen rund um die Welt. Sie sagen, daß sie hier bleiben werden bis zum Ende. Wie ein Kultist mir gesagt hat: »Dies ist das Zentrum. Dies ist es, wo es darauf ankommt. Vergeßt Australien! Das Ende der Welt beginnt genau hier, im Death Valley.«

 
38
     
1. Dezember
     
    Lieutenant Colonel Rogers, in Räuberzivil mit Jägermütze, Buschjacke und Drillich, die Hände in den Rocktaschen, stand an der Seite der Landebahn von Furnace Creek. Ein gepflegter achtsitziger Privatjet Lear-Fan Special schwebte ein und hielt zwanzig Meter entfernt. Seine Tandemluftschrauben zischten mit immer leiserem wutsch-wutsch-wutsch durch die Luft. Die Landescheinwerfer des Flugzeugs erloschen, und die Seitentür ging auf. Zwei Passagiere – ein Mann und eine Frau – stiegen fast sofort herunter, sahen sich in der Dunkelheit um und gingen auf Rogers zu.
    »Der Präsident lehnt es ab, mit irgendeinem von uns zu sprechen«, sagte der Mann. Er trug einen gerade erst angelegten und noch nicht richtig zurechtgezupften dunklen Mantel und ein seidenes Hemd. Er war sehr stattlich, in späten mittleren Jahren und vollkommen kahl. Die Frau war schlank, in den Vierzigern, mit großen attraktiven Augen, schmalem Kinn und vollen Lippen. Auch sie trug einen Mantel und darunter einen dunklen Hosenanzug.
    »Was plant Ihre Gruppe jetzt?« fragte die Frau.
    Rogers kratzte sich nachdenklich das Kinn. »Meine Gruppe… hat noch keine festen Pläne«, sagte er. »Wir sind solche Art von Aktivität nicht gewohnt.«
    »Der Kongreß und die Komitees sind Crockerman richtig auf den Fersen. Vielleicht können sie ihn stürzen«, sagte der Mann. »Wir haben es noch nicht geschafft, daß McClennan und Rotterjack bei uns mitmachen. Loyal bis zum Äußersten.« Der stämmige Mann verzog den Mund. Loyalität über Pragmatismus hinaus konnte er nicht verstehen. »Selbst so könnte es schon zu spät sein. Haben Sie mit der Einsatztruppe gesprochen?«
    »Wir wollen sie hier möglichst heraushalten«, sagte Rogers. »Ich habe mit Gordon geredet, und er hat diesen Plan sogar mir gegenüber zur Sprache gebracht; aber wir wissen nicht, wer von denen seinen Entschluß im stillen unterstützt hat.«
    »Haben Sie den Schlafsack?« fragte die Frau.
    »Nein, Ma’am.«
    »Wissen Sie, wo Sie ihn bekommen, wenn es so weit ist? Oak Ridge liegt in meinem Distrikt…«
    »Wir werden ihn nicht aus zivilen Quellen bekommen«, sagte Rogers.
    »Wie ist es mit Codes, den Komplikationen, der Ermächtigung, die Sie brauchen… der Befehlskette?« Die Frau ließ nicht locker.
    »Das liegt auf unserer Seite. Darum werden wir uns kümmern. Wenn die Zeit kommt.«
    »Sie haben die rauchende Kanone, verdammt noch mal!« sagte der Mann. »Wir sind bereits erschossen.«
    »Ja, Sir. Ich lese Zeitungen.«
    »Der Admiral sollte wissen«, sagte der Mann, der ihr Gespräch wohl zum Abschluß bringen wollte, »daß unsere Gruppe innerhalb einer vernünftigen Zeitspanne nicht mehr tun kann. Wenn wir den Präsidenten wirklich stürzen, erfordert das Monate. Wir können die Vereidigung nicht aufhalten oder verzögern. Die Stellungnahmen vom Rechtsausschuß des Hauses werden Wochen brauchen. Der Prozeß könnte sich danach noch ein halbes Jahr hinziehen. Mindestens so lange wird er durchhalten. Damit seid ihr am Ball.«
    Rogers

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