Schmiede Gottes
»Was für eine Katastrophe für uns alle. Tecopa war früher ein Haufen von Baracken über warmen Quellen. Ruppig. Jetzt ist es wie Samt. So ist eben die Wüste.«
»Hier ist es schön. Für Shoshone müßte etwas Großes geschehen.«
»Ja, aber würden wir das wirklich wünschen?« Sie schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich möchte es so erhalten, wie zu meiner Mädchenzeit; aber ich weiß, daß das nicht zu machen ist. So, wie es war, als der Vater noch lebte. Damals erschien es so dauerhaft. Ich könnte immer zurückkommen.« Sie schüttelte langsam den Kopf und blickte über das Gras zu einem von Lava bedeckten Hügel dahinter. »Worauf ich hinaus will, ist, daß wir hier einen Geologen brauchen könnten. Um uns zu helfen, die Schürfungsrechte auszuarbeiten und genau zu beziffern, was wir haben.«
»Das wäre hübsch«, stimmte Edward zu.
»Wirst du darüber nachdenken?«
»Euer Touristengeschäft dürfte in den nächsten Monaten sehr gut laufen«, sagte er.
Stella zog ein Gesicht. »Wir kriegen jetzt bloß die Freaks. Religiöse Narren. Alles strömt zum Aschenkegel hinaus. Wer kann die brauchen? Alle anderen Leute bleiben daheim und warten ab. Denkst du, daß alles untergehen wird?«
»Ich weiß nicht.« Aber er wußte es in seinem Innern. »Das ist derzeit nicht richtig. Ich werde mir alles überlegen.«
»Die Dinger im Innern der Erde?«
»Vielleicht. Vielleicht etwas, von dem wir gar nichts wissen.«
»Das macht mich so verdammt verrückt«, sagte Stella mit gebrochener Stimme. »Hilflos.«
»Ja – allerdings.«
»Aber ich werde weiter meine Pläne machen. Vielleicht wird das ganze Geschäft in die Binsen gehen. Der Markt für Investitionen spielt verrückt. Vielleicht hat niemand jetzt Lust, Schürfrechte zu kaufen. Aber wir müssen weiterarbeiten.«
»Ich weiß nicht, ob ich bleiben kann«, sagte er. »Es klingt wundervoll, aber…«
Ihre Augen zogen sich zusammen. »Ruhelos?«
»Ich weiß nicht, ob ich jetzt wirklich ein Heim haben kann. Nicht einmal hier, so schön es hier ist.«
»Wohin wirst du gehen?«
»Ich werde reisen. Mich wahrscheinlich von Reslaw und Minelli trennen. Meinen eigenen Weg gehen.«
»Manchmal wünsche ich mir, ich könnte das auch tun«, sagte sie wehmütig. »Aber ich bin hier zu tief verwurzelt. Ich bin nicht genügend meiner Schwester ähnlich. Und ich muß bei Mutter bleiben.«
Edward sagte: »Es gab einen Ort, zu dem mich meine Mutter und mein Vater führten, ehe dieser davonlief. Mein letzter Sommer mit ihm, und der beste Sommer, den ich je erlebt habe. Ich bin seitdem nie mehr dort gewesen. Ich wollte mich nicht enttäuschen lassen. Ich fragte mich, ob er sich verändert haben könnte… Zum Schlimmeren.«
»Wo war das?«
»Yosemite.«
»Ja, da ist es schön.«
»Bist du in letzter Zeit dort gewesen?«
»Im letzten Sommer, auf der Fahrt zum Weinbauland. Es war wirklich lieblich, sogar mit all den Leuten. Ohne Gedränge wäre es herrlich.«
»Vielleicht werde ich dorthin gehen und von meinem ausstehenden Gehalt leben. Du mußt wissen, daß ich davon geträumt habe. In jenen besonderen Träumen, wo ich zurückgehe, und alles ist anders, aber doch irgendwie besonders. Ich mache mir so meine Gedanken, daß ich nach all diesen Jahren, in denen ich bloß davon geträumt habe, nun wirklich dort bin. Und dann wache ich auf… und es war nur ein Traum.«
Stella berührte seinen Arm. »Wenn… es hinkommt, dann kannst du danach hierher zurückkommen.«
»Ich danke dir«, sagte Edward. »Das wäre schön. Meine Stelle an der Universität wird bis dahin sicher erloschen sein. Man kann nicht erwarten, daß die ewig Geduld haben.«
Stella sagte: »Wir wollen einen Pakt machen. Im nächsten Sommer kommst du her und hilfst Mutter und mir. Nachdem du in Yosemite gewesen bist und wenn die Welt noch zusammenhält.«
»All right«, sagte Edward und lächelte. Er langte hin und berührte ihren Arm. Dann beugte er sich vor, um sie auf die Wange zu küssen. »Der Pakt gilt.«
PERSPEKTIVE
Compunews Network, 29. November 1996, Frederick Hart reporting:
Hier in der winterlichen Wüste, nur ein paar Kilometer vom eigentlichen Death Valley entfernt, wird es in der Nacht bitterkalt, und Tausende von Lagerfeuern beleuchten das Gras und den Sand rings um das zum Staatsbesitz erklärte Nationale Sicherheitsgelände. In dessen Mitte erhebt sich gegen die Wolken der Sterne wie ein großer schwarzer Buckel das sogenannte Monster, die Imitation eines erloschenen Vulkans,
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