Schmiede Gottes
aus dem Jeep. Star nahm die Decke unruhig an, Midge mit Resignation.
Stella sagte: »Ich werde sie beide zuerst ausprobieren und an Reiter gewöhnen.« Sie machte den Sattelgurt an Star fest und stieg lässig auf. Der Braune rückte von der Luzerne weg und ging nervös im Futtergehege herum. Dann stand er still und scharrte in einer Ecke in dem weichen Schmutz und alten Stroh. Stella stieg ab und trat zu Midge. Edward zog sich zurück.
Sie stieg auf Midge ebenso elegant. Midge bockte von der Krippe weg, trat zurück und warf Stella rücklings in den Dreck. Edward schrie auf, ergriff die Zügel und hütete seine Füße vor den ausschlagenden Hufen. Als er das Pferd beiseite geführt hatte, brachte er es in eine Ecke und kam, um Stella auf die Beine zu helfen.
»Mir geht es gut. Ich bin nur erschrocken.« Sie wischte mit schnellen, ärgerlichen Bewegungen ihre Jeans ab.
»Brav, nicht wahr?« fragte Edward.
»Er ist offenbar dein Pferd.«
»Ich werde versuchen, ihn davon zu überzeugen.«
Ein paar Minuten später nahm Midge Edwards Gewicht ohne Protest an, und Stella ritt mit dem Schecken neben ihnen. Sie begaben sich an das andere Ende des Pferchs, und sie stieg ab, um die Drahtschlinge an einem von der Sonne ausgebleichten Tor hochzunehmen.
Shoshone befand sich wie die meisten Wüstenerholungsstätten der Gegend auf einer Thermalquelle, die viele hundert Liter Wasser pro Minute in die Wüste sprudelte; und sie hatte das ohne nachzulassen schon seit Jahrzehnten getan. Der Auslauf bildete einen Bach, der sich unter California 217 hinschlängelte. An seinen Ufern waren Boraxpfannen mit Gras und Gestrüpp bewachsen, und dichte Schachtelhalmzeilen säumten sein Bett.
Sie ritten über den Bach und kamen schließlich zu einem Abhang mit Borax darauf. Mit einigem Antreiben rutschten die Pferde hinunter. Sie ritten dann im Schatten durch eine Rinne mit Death-Valley-Salbei, wobei sie einander anschauten und lächelten, aber nichts sagten.
Die Rinne weitete sich zu einer breiten Ebene, und der Salbei machte Platz für Büschel von gelbem Salzgras. Zu ihrer Linken verlief ein Stück einer schmalspurigen Bergwerksbahn, deren Schienen auf einer langen Böschung von Schlacke und grauem Schmutz verrosteten. Vögel riefen in der Stille, und eine dicke, ein Meter lange Klapperschlange glitt durch den Busch.
»All right«, sagte Stella, zügelte ihr Pferd und sah Edward an. »Ich bin jetzt ziemlich geheilt. Wie geht es dir?«
Edward nickte. »Dies hilft sicher.«
Sie lenkte den Schecken näher an ihn heran und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich habe hier mein ganzes Leben verbracht, bis auf ein paar Jahre in der Schule und auf Reisen. Europa, Afrika. Friedenscorps. Meine Mutter und Schwester und ich haben alles getan, was wir konnten, um die Stadt beisammen zu halten, nachdem mein Vater gestorben war. Es ist mein Leben geworden. Manchmal ist es eine schreckliche Verantwortung – das würdest du nicht denken, weil es so klein ist? Aber es lastet auf mir. Die Mutter schafft es mit Schwung.«
»Sie ist wunderbar«, sagte Edward.
Stella neigte den Kopf zur Seite und schaute traurig auf den Kies. »Du weißt, ich habe gesagt, daß ich eine Radikale gewesen bin. Meine Schwester war die eigentliche Radikale. Sie ist nach Cuba gegangen. Sie hat sämtliche Werke von Lenin und Marx in ihren Bücherregalen. Sie liebt Shoshone ebenso sehr wie ich, aber sie mußte fortgehen. Wir glauben, sie ist in Angola. Mein Gott, was ist das jetzt für ein Platz zu leben. Ich meinerseits bin genau so ein Kapitalist wie alle anderen.«
»Das ist schwer für deine Mutter, nehme ich an.«
»Wer – ich oder meine Schwester?«
»Ich dachte an deine Schwester. Aber wohl für euch beide.«
»Wie ist es mit deiner Familie?«
»Nicht der Rede wert. Mein Vater ist vor mehr als zwanzig Jahren verschwunden, und meine Mutter wohnt in Austin. Wir sehen uns nur selten.«
»Und deine Verbindungen an der Universität?«
»Ich bin nicht sicher. Ich will jetzt hier bleiben.«
»Keine langfristigen Pläne?«
Edward schlug nach einer summenden Bremse und sah zu, wie sie über die Grasbüschel davonschaukelte. »Ich weiß nicht, warum.«
»Mutter und ich haben Pläne gemacht, um Schürfungsrechte zu verkaufen. Wir wollen das Abwassersystem der Stadt mit einem Regierungsdarlehen erneuern; aber dieses Extrageld könnte die Stadt jahrelang in Schwung halten, auch wenn die Touristen weiter nach Tecopa hinüberströmen.«
»Der große Ferienort.«
Sie nickte.
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