Schmiede Gottes
habe. Ich überlasse das ganz euch und Donovan. Wenn die verdammte Spinne mich nicht beißen will, mache ich trotzdem natürlich mit, er ist ja mein Partner. Aber ich sage: Zum Teufel damit, und mit allem anderen auch!«
Er ging mit Karton und Thermos nach achtern. Seine Schultern zuckten. Die Frau verzehrte ihren einen Krapfen sehr manierlich. Sie hatte einen Ellbogen auf die Lehne der Bank gestützt und sah zu, wie er wegging. Dann fragte sie, plötzlich vertraut und freundlich: »Was habt ihr beiden denn gemacht?«
Ian saß neben ihr und hielt seine Kaffeetasse gegen das leichte Schaukeln des Schiffes in der Beuge eines Beines fest. Er sagte: »Wir haben Bibliotheken des Bundesstaates Cleveland geplündert. Und Sie?«
»Case Western. Ich und ungefähr sechs andere. Zwei davon sind Hacker. Die haben einen Lastwagen in das Datenspeicherzentrum der Hauptbibliothek gefahren, Kabel in das Gebäude gezogen und alles herausgeholt, an das sie nur irgendwie herankonnten.«
Reuben sagte: »Ich habe an jenen Burschen da in Virginia Aufzeichnungen von der Library of Congress geschickt. Und anderes Zeug. Ich habe Trevor Hicks rekrutiert.« Weder Ian noch die Frau wußten, wer Trevor Hicks war. »Habt ihr irgend jemand von denen unterhalb der Bosse kennengelernt – den Menschen, die ich im Netz gehört habe, die Befehle erteilen?«
»Ich habe«, sagte die Frau. »Einer von denen ist mein Gatte. Wir lebten getrennt und hatten die Scheidung eingereicht, als wir beide besessen wurden. Ich mußte in den letzten zwei Monaten mit ihm arbeiten und Weisungen von ihm entgegennehmen. Er arbeitet für das State Department.«
Cleveland war im Süden nicht mehr zu sehen. Da war nichts als der blaue, mit Eis gesprenkelte See und ein rasch verschwindender Nebel von Horizont zu Horizont. Sie waren schon seit über einer Stunde auf dem Wasser.
»Meint ihr, daß es jemand gibt, der völlig im Bilde ist?« fragte Ian. »Ich meine – irgendeinen Menschen.«
»Wenn es einen gibt, so bin ich ihm jedenfalls noch nicht begegnet«, sagte Reuben.
»Mein Mann erteilt Befehle, aber er weiß nicht alles.«
Ian leckte sich Krumen und Zucker von den Fingern.
»Ich hoffe, daß es auf diesem Kahn einen Waschraum gibt«, sagte er und ging nach hinten.
Die Maschine des Schiffs wurde zu einem sonoren gurgelnden Gebrumm heruntergeschaltet. Das Wasser war etwas bockig geworden; und als sie einen Kreis beschrieben, fühlte Reuben sich mulmig. Dieser Krapfen wird mir noch leid tun.
»All right«, rief Donovan über den Lautsprecher aus dem Ruderhaus. »Hier sollen wir laut Anweisung sein. Bekommt jemand Mitteilungen?«
»Ich nicht«, sagte die Frau, stand auf und wischte sich Krapfenkrumen vom Mantel.
»Christus!« kommentierte Donovan trocken.
Sie waren zehn Minuten lang im Kreis gefahren, als Ian rief: »Da bläst das Vieh!« Er war auf das Oberdeck gestiegen und lehnte jetzt an der Reling neben dem Steuerhaus. Er wies nach Westen. Reuben und die Frau gingen wieder zum Bug. In der von ihm angegebenen Richtung sahen sie einen dunkelgrauen Block aus dem Wasser aufsteigen, etwa so groß und so geformt wie ein Lastanhänger. Der Steuermann ließ die Motoren stärker arbeiten und brachte sie näher an das herausragende Ding heran.
»Was ist das?« rief Ian. »Ein U-Boot?«
»Ich weiß nicht«, sagte Reuben und mußte fast lachen. Er war aufgeregter und ängstlicher denn je. Das Gesicht der Frau war eine strenge Maske; aber ihr starrer Blick mit aufgerissenen Augen verriet sie.
Das Schiff ging bis auf ein paar Meter an den grauen Block heran. Der Bug stieß dagegen.
Da öffnete sich in der glatten, dunklen Fläche eine quadratische Luke, ungefähr von der Größe Reubens, in der gleichen Höhe wie das Schanzkleid des Bootes.
»Das ist ein Aufzug«, sagte die Frau. »Nein, es ist eine Treppe. Man erwartet, daß wir hineingehen. Du, ich und er.« Sie zeigte auf sich, Reuben und Ian auf dem Oberdeck. »Sonst keiner.«
»Ich weiß«, sagte Reuben. Wenigstens schaukelt es nicht.
Donovan stand an der Backbordgangway und zog sie weg, als der Steuermann sie so dicht an den Block heranbrachte, als er wagen konnte. Mickey fuhr eine kürzere Planke an die Gangway und schob sie zum Eingang des Blocks vor. Das war immerhin sicher genug, wenn auch nicht mehr. Die Frau ging zuerst hinüber, ungeduldig, vom Wind gezaust, mit einem festen Griff an dem einzigen hochgebrachten Geländer. Dann folgte Reuben und schließlich Ian.
Sie ging schon eine Wendeltreppe im
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