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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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großen Wohnzimmer, das Seattle und die Bucht überschaute. Die Arbeit war nicht aufregend, aber nützlich; und er fühlte sich zufrieden, was auch geschehen mochte. Obwohl er im Rufe der Gleichmütigkeit stand, war Trevor Hicks nie ein besonders friedfertiger und beherrschter Bursche gewesen. Benehmen und Auftreten maskierten nach englischer Tradition sein wahres Selbst, das er sich immer – mit zusätzlichen Erinnerungen und beiläufigen Leistungen – irgendwie bei einem Alter von zweiundzwanzig Jahren eingefroren vorstellte: enthusiastisch, leicht zu beeindrucken und heißblütig.
    Er rollte seinen Stuhl vom Tisch weg und grüßte Mrs. Jenkins – Abigail –, als sie durch die Vordertür kam mit zwei Plastiktüten voll Lebensmitteln. Abigail war nicht besessen. Sie wußte lediglich, daß ihr Gatte und Trevor in irgend etwas Wichtiges und Geheimes verwickelt waren. Die beiden hatten den ganzen Tag und die Nacht durchgearbeitet mit sehr wenig Schlaf; und sie brachte Nachschub, um sie einigermaßen in Stimmung und gut ernährt zu halten.
    Sie war keine schlechte Köchin.
    Um sieben aßen sie zu abend: Steaks, Salat und eine schöne Flasche Chianti. Um sieben Uhr dreißig waren Jenkins und Hicks wieder bei der Arbeit.
    In einer stillen Minute hatte Hicks den Eindruck, daß ihn etwas beunruhigte… Er traute solch flachen und glatten Emotionen nicht. Ein leichter Unterstrom von Turbulenz war ihm lieber; der hielt ihn munter.
     
    Der Alarm schoß Hicks wie eine heiße stählerne Lanze durch den Kopf. Er schaute auf seine Uhr – die Batterie war erschöpft, ohne daß er es gemerkt hatte, aber es war spät – und ließ die Diskette, die er gerade abfragte, fallen. Er stieß den Stuhl zurück und trat an das Wohnzimmerfenster. Hinter ihm schaute Jenkins von einem Stoß Antragsformulare für medizinischen Bedarf auf, überrascht durch Hicks’ Verhalten. »Was ist los?«
    »Fühlst du es nicht?« fragte Hicks und zog an einer Schnur, um die Vorhänge zu öffnen.
    »Was sollte ich fühlen?«
    »Da stimmt etwas nicht. Ich höre von…« Er suchte, die Quelle des Alarms ausfindig zu machen, aber sie war nicht mehr im Netzwerk. »Ich glaube, es war Schanghai.«
    Jenkins stand auf und rief seine Frau. »Geht es los?« fragte er Hicks.
    »O Gott, ich weiß nicht«, rief Hicks. Er spürte eine zweite Lanze. Das Netz war beschädigt, Verbindungen waren getrennt – mehr konnte er nicht sagen.
    Das Fenster lieferte einen herrlichen nächtlichen Blick auf die Myriaden Lichter der Innenstadt von Seattle vom Queen Ann Hill aus. Der Himmel war bedeckt, aber es waren keine Gewitter gemeldet worden. Dennoch… Die Wolkendecke wurde durch helle Blitze von oben erleuchtet. Einer, zwei… eine lange Pause, und als inzwischen Mrs. Jenkins im Zimmer war, ein dritter Lichtimpuls.
    Mrs. Jenkins sah Hicks einigermaßen bestürzt an. »Das sind doch bloß Blitze, nicht wahr, Jens?« fragte sie ihren Mann.
    Hicks sagte: »Das sind keine Blitze.« Das Netz schickte widersprüchliche Impulse von Information. Falls ein Boss an der Leitung war, so konnte Hicks seine Stimme nicht durch das Getöse herausfinden.
    Dann kamen die Botschaften klar und zwingend gleichzeitig zu Hicks und Jenkins durch.
    Ihr Aufenthaltsort und das Vehikel in der Bucht werden angegriffen.
    »Angegriffen?« fragte Jenkins laut. »Werden sie jetzt loslegen?«
    »Schanghai war Standort einer Arche«, sagte Hicks höchst erstaunt. »Es ist aus dem Netz abgeschnitten. Niemand kann Schanghai erreichen.«
    »Was… Was…« Jenkins war nicht imstande, darüber nachzudenken, so hoch auch sein Wert als lokaler Organisator und Vermittler war.
    »Ich glaube…«
    Seine eigenen Gedanken, nicht die des Bosses, wurden ausgesprochen, ehe die Worte herauskamen. Sie verteidigen uns, aber sie können nicht alles daran hindern, daß es durchkommt. Sie haben uns das vorher nie gesagt, aber sie müssen Schiffe oder Plattformen in Umlaufbahnen haben, um die ganze Erde zu überwachen…
    »… wir werden bombardiert…«
    Durch die Wolken drang Licht und breitete sich aus. Dies ist schließlich ein Krieg aber wir haben nicht genügend darüber nachgedacht wie sie uns treffen würden.
    »Jenks…«
    Jenkins drückte seine Frau an sich. Er sah den rotweißen Blitz, das Aufsteigen von Wasser und Gestein und den Ansturm der dunklen Schockwelle über die Lichter der Stadt und die Häuser auf dem Hügel. Das Fenster explodierte, und er schloß die Augen, erlebte einen winzigen Augenblick von Schmerz

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