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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Arthur blieb sitzen. Er war verwirrt und schloß kurz die Augen auf unbestimmter Suche nach dem Netzwerk, um zu erfahren, was geschehen war. Im Radio hatte es wenig gegeben außer wiederholten Meldungen von irgendeiner unbekannten Katastrophe in Seattle. Sie hatte weniger als eine Stunde gedauert.
    Halb und halb rechnete er damit, daß die Supermächte in einen nuklearen Krieg stolpern würden. Vielleicht waren Mitglieder des Netzes gerade eben damit beschäftigt, dies zu verhindern. Aber er mußte auf Verdacht handeln. Für den Augenblick war er von der Kommunikation des Netzwerks abgeschnitten.
    Arthur nahm einen brummenden Marty auf die Arme. Grant führte sie zu einem Schlafzimmer mit einem breiten Doppelbett und einer Klappliege. Danielle – jetzt schlief sie, wie Grant sagte – hatte die Betten hergerichtet und Handtücher für sie hingelegt, sowie einen Spätimbiß aus Obst und Suppe auf den Küchentisch gestellt. Francine packte Marty in die Liege und ging dann zu Grant und Arthur in die Küche.
    »Hast du gehört, was passiert ist?« fragte sie Grant.
    »Nein…« Grants Hemd und Hosen waren zerknittert, und sein silbergraues Haar war zerzaust. Er hatte offenbar auf der Couch geschlummert und war aufgestanden, als er sie kommen hörte.
    Arthur sagte: »Wir haben im Norden einen Lichtblitz gesehen.«
    »Arthur meint, es war Seattle«, sagte Francine. Ihr Blick war fast eine Herausforderung: Mach schon, sag uns, daß du Bescheid weißt! Sag uns, wie du es weißt!
    Arthur sah sie entsetzt an. Dann begriff er: Sie war plötzlich im Familienkreis. Sie war nicht völlig auf ihn angewiesen. Sie konnte einige ihrer Zweifel und Spannungen los werden. Marty schlief und konnte nichts hören. Arthur verstand das recht gut, aber es schmerzte doch. Dieser kleine Treubruch war fast mehr, als er ertragen konnte, da er zu dem schon vorhin empfundenen Schmerz hinzu kam.
    »Wir haben im Radio gehört, daß in Seattle etwas passiert ist«, sagte Arthur.
    Francine nickte mit blutleerem Gesicht und zusammengebissenen Zähnen. »Radio«, sagte sie.
    »Was denn, um Gottes willen? Ich habe einen Bruder in Seattle«, sagte Grant.
    Der durch die Luft herangetragene Klang des Todes von Seattle ließ die Fensterscheiben klirren. Grant blickte müde zur Decke. Arthur schaute auf seine Uhr und nickte.
    »Es ist weg«, sagte Arthur. »Das ganze Stadtgebiet.«
    »Jesus Christus!« schrie Grant und sprang hoch. Er ging zu dem Wandtelephon am Ende der Anrichte und hantierte an der Tastatur.
    »Wir haben es nicht im Radio gehört«, sagte Francine mit hängenden Schultern. Sie starrte über ihre gefalteten Hände hinweg auf den Teppich.
    »Besetzt. Alle hängen dran«, sagte Grant. Er schlurfte in die Diele, um den Fernseher einzuschalten. »Wann habt ihr das gehört?«
    »Wir haben den Lichtschein vor etwa fünfzig Minuten gesehen«, sagte Francine und warf Arthur einen schuldbewußten Blick zu. Er hielt die Hand hin und bewegte die Finger. Sie faßte zu und bedeckte mit der anderen Hand das Gesicht. Sie erschauerte, aber es wollten keine Tränen kommen.
    Durch das aufwendige Lautsprechersystem von Grant kam die Stimme des Ansagers, tönend und autoritär, aber mit mehr als nur einer Spur von Furcht. »… jetzt Berichte aus Seattle und Charleston, wonach die beiden Städte vernichtet wurden durch etwas, das wie Kernexplosionen aussieht. Aber es gibt widersprüchliche Meldungen, wonach keine Strahlung damit verbunden war. Wir haben noch keine Vorstellung davon, was tatsächlich geschehen ist, obwohl es jetzt klar ist, daß zumindest diese beiden an der Meeresküste gelegenen Städte, im Osten und im Westen, durch eine Katastrophe, wie es sie noch nie gegeben hat, dem Erdboden gleichgemacht wurden. Die Regierung hat Verlautbarungen herausgegeben, daß sich unsere Nation noch nicht im Kriegszustand befindet, was einige Beobachter zu der Feststellung veranlaßt, daß die Explosionen nicht durch Atombomben verursacht wurden, zumindest nicht solche der Sowjetunion. Tatsächlich haben plötzliche Lichterscheinungen über den Städten San Francisco und Cleveland zu Spekulationen Anlaß gegeben, daß die Zerstörung der Erde begonnen hat und daß wir Zeugen sind…«
    »Sag es ihm«, erklärte Francine leise. »Sag es ihm! Ich glaube dir. Wirklich! Sie sollten es erfahren.«
    Arthur schüttelte den Kopf. Sie bedeckte wieder ihr Gesicht mit den Händen, aber ihr Zittern hatte aufgehört. Arthur sagte: »Ich kann es ihnen nicht sagen, und du darfst

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