Schmiede Gottes
seinen Fahrer angewiesen, die Richtung nach Osten einzuschlagen.
Niemand war imstande oder besonders darauf erpicht gewesen, ihm etwas anzuhängen, obwohl die Spur des ›Pfeils‹ oder ›Affen‹, oder was immer vom U.S.S. Saratoga zu seinem Wagen befördert worden war, recht gut gesichert schien. Nach mehr als zweieinhalb Monaten der Untersuchung und Verdächtigung hätte er allerhand Ärger haben und der Kapitän der Saratoga seines Kommandos enthoben sein können; aber die Verhältnisse hatten sich jetzt in diesen Vereinigten Staaten spürbar geändert. Es war eine andere Nation, eine andere Regierung, die in jeder Hinsicht funktionierte – ohne einen Kopf. Der Präsident, gegen den das Verfahren der Amtsenthebung lief, war immer noch im Amt. Aber die meisten seiner Fäden von Einfluß und Macht waren gerissen.
Gilmonns Inhaftierung, die pro forma vor einem halben Jahr möglich gewesen wäre, kam jetzt einfach nicht mehr in Frage.
Im übrigen – was hatten sie erreicht? Sie hatten Lieutenant Colonel Rogers und vielleicht noch dreißig Sektierer getötet, die sich geweigert hatten, die Wüste um das Monstrum zu verlassen. Sie hatten das Monster in Stücke gejagt. Aber nur wenige, die an der Verschwörung beteiligt gewesen waren, glaubten jetzt, daß sie mehr erreicht hatten, als das über die Erde ergangene Todesurteil zu verschieben, geschweige denn aufzuheben.
Gilmonn stand auf dem Sand bei dem Kiesweg, der bis auf drei Kilometer an dem zerstörten Monster vorbeiführte. Um den Hals hatte er einen Feldstecher hängen. Unter der Hutkrempe war sein Gesicht von Schweiß überströmt. Die weiße Limousine, die er von seinem eigenen Geld gemietet hatte, wartete ein paar Meter entfernt. Der Fahrer war hinter seiner dunklen Brille und in seiner schwarzblauen Uniform unbewegt.
Lastwagen von Heer und Marine fuhren alle paar Minuten über die Straße. Einige hatten Aufkleber, die vor Strahlung warnten. Viele von denen, die nach auswärts fuhren, hatten Fragmente des Monstrums geladen. Er war nicht eingeweiht in das, was sie fanden. Seine Anwesenheit wurde an sich geduldet. Aber jetzt, wo die Verschwörung das vollbracht hatte, was praktisch jeder wünschte, wurden die direkt Beteiligten zwar nicht angeklagt, aber doch gemieden. Sündenböcke war vielleicht ein zu starker Ausdruck… vielleicht aber auch nicht.
Gilmonn verfluchte Crockerman unverhohlen dafür, daß er sie alle in ein unhaltbares und illegales Niemandsland von Umwegen und Verschwörungen gezwungen hatte.
Und doch war tief in der Erde etwas, das die einen – zumeist Geologen – als »Güterzüge« und andere als »Geschosse« bezeichneten und das seiner Begegnung entgegenrumpelte. Man konnte ihre Spuren nicht mehr verfolgen; aber nur wenige zweifelten daran, daß es sie gab. Das Ende könnte noch einige Tage oder Wochen entfernt sein.
Gilmonn stieg in die hintere Tür der Limousine ein und goß sich aus dem Spender einen Scotch mit Soda ein. »Tony«, sagte er und schwenkte das Glas langsam zwischen den Fingern seiner rechten Hand, »wo möchten Sie sein, wenn es passiert?«
Der Fahrer zögerte nicht und sagte: »Im Bett. Und mich dumm und dämlich vögeln, Sir.«
Sie hatten während der Fahrt von Long Beach her viel miteinander gesprochen. Tony war erst seit sieben Monaten verheiratet. Gilmonn dachte an seine Frau Madeline, mit der er schon seit zweiunddreißig Jahren eine Ehe führte. Wenn er sie auch gern bei sich gehabt hätte, glaubte er doch nicht, daß sie eine wilde Sexorgie veranstalten möchten. Sie hätten gern ihre Kinder und ihre zwei Enkelkinder dabei, vielleicht in der Ranch in Arizona. Ein großes Familientreffen. Der ganze Clan war seit sechs Jahren nicht mehr beisammen gewesen.
»All das, und wir haben zum Donnerwetter nichts erreicht, Tony«, sagte er mit einem jähen Anflug von Bitterkeit. Zum ersten Mal seit dem Tod seines Sohnes war er in der Stimmung, Gott zu verfluchen.
»Wir wissen das nicht sicher, Herr Senator.«
»Ich schon«, sagte Gilmonn. »Wenn irgend jemand ein Recht darauf hat, zu wissen, daß er versagt hat, dann bin ich es.«
Hostias et
preces tibi,
laudis offerimus
62
27. März
Während seiner letzten Stunden saß Trevor Hicks am Computer und überflog und ordnete genetische Aufzeichnungen, die aus mormonischen Quellen von Salt Lake City gekommen waren. Er hielt sich in der Wohnung eines an Luft- und Raumfahrt beteiligten Industriellen namens Jenkins auf und arbeitete in einem
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