Schmiede Gottes
daß wir alle undichten Stellen vermeiden möchten.«
»Das wird nicht lange möglich sein, nachdem jetzt die Australier an die Öffentlichkeit gegangen sind«, sagte Harry.
Hall nickte und suchte die Lage sachlich zu beurteilen. »Wir wissen noch nicht, ob die wissen, was wir haben.«
»Die Russen wissen wahrscheinlich schon Bescheid über das, was wir haben«, sagte Harry.
»Sei nicht zynisch!« mahnte ihn Arthur.
»Tut mir leid.« Harry grinste jungenhaft Lieutenant Sanborn, den Offizier neben ihm, an und dann Hall. »Habe ich aber unrecht?«
»Ich hoffe es«, sagte Sanborn.
Auf einem zementierten Platz etwa zwei Kilometer von dem Shuttle entfernt stand ein abweisend wirkendes Betongebäude mit nach innen geneigten Wänden, das fast einen Hektar Fläche bedeckte. Die Wände ragten drei Stockwerke über den asphaltierten Boden empor. »Sieht wie ein Bunker aus«, sagte Harry, als der Bus an eine Rampe fuhr, die nach unten führte. »Gebaut, um einem Atomschlag standzuhalten?«
»Das ist es gar nicht, worauf es hier eigentlich ankommt, Sir«, sagte Lieutenant Sanborn. »Es wäre fast unmöglich, die Startplätze und Rollbahnen entsprechend zu befestigen.«
Oberst Hall erläuterte: »Dies ist das Experimentelle Eingangslabor – oder kurz ERL für ›Experiment Receiving Lab‹. Darin befinden sich unsere zivilen Gäste und das bewußte Exemplar.«
In einer weiten Tiefgarage parkte der Bus neben einem mit Gummi gepufferten Ladedock aus Beton. Die Vordertür ging zischend auf, und die Offiziere führten Harry und Arthur aus dem Bus hinaus über das Dock in einen langen pastellgrünen Gang mit himmelblauen glatten Türen an der Seite. Jede Tür war mit Nummern und unverständlichen Kurzbezeichnungen auf einer gravierten Kunststofftafel gekennzeichnet, die in einem kleinen Rahmen aus Stahl steckte. Von irgendwoher hörte man das friedliche Brummen einer Klimaanlage. Die Luft roch schwach nach Desinfektionsmitteln und neuer Elektronik.
Der Gang führte zu einem Empfangsraum mit zwei langen braunen, mit Vinyl gepolsterten Couchen und einigen Plastikstühlen, die um einen runden Tisch standen, auf dem Magazine lagen, wissenschaftliche Zeitschriften, Time und Newsweek, sowie ein einsames National Geographic. Ein junger, munterer Major saß hinter einem Schreibtisch, der mit einem Computerterminal und einer Box für Identifikationskarten ausgestattet war. Nacheinander überprüfte der Major alle vier und tippte dann einen Code in das elektronisch gesicherte Schloß einer breiten Doppeltür hinter seinem Schreibtisch. Die Tür ging mit einem saugenden Zischen auf.
»Das Allerheiligste«, sagte Hall.
»Wo ist es?« fragte Harry.
»Etwa dreißig Meter von da entfernt, wo wir uns gerade befinden«, sagte Hall.
»Und die Zivilisten?«
»Ungefähr ebenso weit, auf der anderen Seite.«
Sie betraten einen halbkreisförmigen Raum, der mit Plastikstühlen ausgestattet war, einer Sanitärzelle und einem Labortisch. Drei mit Jalousien versehene Fenster waren in die lange, gekrümmte Wand eingelassen. Harry stand an dem leeren Tisch, wischte mit der Hand über die blanke Kunststoffplatte und sah nach, ob er Staub an den Fingern hätte. So könnte es etwa ein Lehrer in einem Klassenzimmer machen. Arthur verzog den Mund zu einem kurzen Lächeln. Harry bemerkte dies und zog die Augenbrauen hoch: Nun?
»Unser Gast befindet sich hinter dem mittleren Fenster«, sagte Hall. Er sprach in einen Apparat, der links von diesem Fenster angebracht war. »Hier sind unsere Inspektoren. Ist Colonel Phan bereit?«
»Ich bin bereit«, antwortete eine sanfte, fast weibliche Stimme über einen Lautsprecher.
»Dann wollen wir anfangen.«
Die auf ihrer Seite des Fensters angebrachten Jalousien klapperten und begannen hochzugehen. Die erste Glasscheibe dahinter war von einem schwarzen Vorhang verhüllt. Hall sagte: »Dies ist nicht etwa ein nur halbdurchsichtiger Spiegel oder sonst etwas Besonderes. Wir verheimlichen dem Gast unser Aussehen nicht.«
»Interessant«, sagte Harry.
»Der Gast hat um ein besonderes Milieu gebeten, und wir haben unser Bestes getan, seinen Wünschen zu entsprechen«, sagte Lieutenant Sanborn. »Er fühlt sich im Halbdunkel wohl, bei einer Temperatur von ungefähr fünfzehn Grad Celsius. Er scheint trockene Luft zu lieben mit etwa dem gleichen Gasgemisch, wie wir es in unserer Atmosphäre haben. Wir glauben, daß er seine normale Umgebung um etwa sechs Uhr früh am neunundzwanzigsten September verlassen hat, um
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