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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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zu erkunden… nun, offen gesagt, wir wissen nicht, warum er es verlassen hat; aber er ist vom Tageslicht überrascht worden und etwa um neun Uhr dreißig der Helligkeit und der Hitze erlegen.«
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagte Harry. »Warum sollte er sein… Milieu… verlassen, ohne Schutzmaßnahmen? Warum nicht alle erforderlichen Maßnahmen treffen und die erste Exkursion sorgfältig planen?«
    »Wir wissen es nicht«, sagte Colonel Hall. »Wir haben den Gast nicht befragt oder irgendeiner ungehörigen Strapaze unterzogen. Wir versorgen ihn mit allem, wonach er verlangt.«
    »Äußert er seine Wünsche auf englisch?« fragte Arthur.
    »Ja, in recht passablem Englisch.«
    Arthur schüttelte ungläubig den Kopf. »Hat jemand Duncan Lunan angerufen?«
    »Wir haben niemand angerufen außer Leuten, die unbedingt Bescheid wissen mußten«, sagte Hall. »Wer ist Duncan Lunan?«
    »Ein schottischer Astronom«, erklärte Arthur. »Er hat vor ungefähr dreiundzwanzig Jahren einen ziemlichen Wirbel verursacht, als er behauptete, Beweise für eine fremde Raumsonde zu haben, die in Erdnähe kreiste. Er meinte, sie käme von Epsilon Bootis. Als Beleg präsentierte er Schemata von Radiosignalen, die anomal von einem Objekt im Weltraum zurückgestrahlt sein sollten. Wie so viele große Pioniere mußte er einige Enttäuschung und Widerruf erleben.«
    »Nein, Sir«, sagte Hall – wieder mit seinem geheimnisvollen Lächeln. »Wir haben nicht mit Mister Lunan gesprochen.«
    »Schade. Ich kann an hundert Wissenschaftler denken, die hier sein sollten«, sagte Arthur.
    »Vielleicht später einmal«, räumte Hall ein. »Aber nicht jetzt gleich.«
    »Nein. Natürlich nicht. Und nun?« Arthur zeigte auf das dunkle Fenster.
    »Colonal Phan wird uns in wenigen Minuten einen direkten Blick geben.«
    »Wer ist Colonel Phan?« fragte Harry.
    »Er ist ein Experte in Raummedizin von Colorado Springs«, sagte Hall. »Wir konnten in so kurzer Zeit niemanden finden, der besser qualifiziert wäre, obwohl ich bezweifle, daß wir für die Aufgabe auch nach einem ganzen Jahr der Suche einen besseren gefunden hätten.«
    »Uns haben Sie nicht gefragt«, sagte Harry. Arthur kniff ihn leicht in den Arm.
    Das Licht im Raum wurde gedämpft. »Ich hoffe, daß jemand Videoaufnahmen von unserem Gast macht«, flüsterte Harry anzüglich Arthur zu, als sie ihre Stühle dicht an das Fenster heranzogen.
    »Wir haben einen Digitalrecorder und drei hochauflösende Kameras, die rund um die Uhr arbeiten«, erklärte Lieutenant Sanborn.
    »In Ordnung«, sagte Harry.
    Harry war deutlich nervös. Arthur seinerseits fühlte sich gleichzeitig munter und leicht betäubt. Er konnte es nicht recht zugeben, daß eine uralte Frage eine positive Antwort gefunden hatte, und daß sie alsbald diese Antwort sehen würden.
    Der schwarze Vorhang glitt zur Seite. Hinter einer zweiten dicken Glasscheibe, gefaßt in rostfreiem Stahl, sahen sie einen kleinen, schwach erhellten, fast leeren quadratischen Raum von blaßgrüner Farbe. In der Mitte des Zimmers befand sich eine niedrige Plattform, die mit einer Art Decken drapiert war. In der einen Ecke stand ein Becher mit klarem Wasser. In der rechten vorderen Ecke war ein meterhoher durchsichtiger Zylinder, der oben offen war. Arthur nahm all dies in sich auf, bevor er seine Aufmerksamkeit auf das konzentrierte, was auf dem niedrigen Tisch unter den Decken lag.
    Der Gast bewegte sich, erhob ein Vorderglied – es war deutlich ein Arm mit einer dreifingrigen Hand, wobei jeder Finger oberhalb des mittleren Gelenkes zweigeteilt war – und setzte sich dann auf. Die Decke fiel von seinem keilförmigen Kopf herunter. Die lange ›Nase‹ des Kopfes wies auf sie, und aus ihrem stumpfen Ende tauchten die goldbraunen Augen auf, zogen sich wieder zurück und traten wieder hervor. Arthur war der Mund trocken geworden. Er war bemüht, das Ding als ein Ganzes zu sehen, aber im Moment konnte er sich nur darauf konzentrieren, ob die Augen Lider hatten oder sich tatsächlich in Höhlen aus graugrünem Fleisch zurückzogen.
    »Können wir mit ihm sprechen?« fragte Harry über die Schulter nach hinten.
    »Es besteht eine zweiseitige Verbindung mit dem Raum.«
    Harry saß dicht an dem Fenster. »Hallo! Kannst du uns hören?«
    »Ja«, sagte der Gast. Seine Stimme war zischend und schwach, aber klar verständlich. Er begab sich auf den Fußboden herunter und stand unsicher neben dem niedrigen Tisch. Seine unteren Gliedmaßen – Beine – hatten

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