Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
rückwärts gerichtete Gelenke, aber nicht wie bei einem Hund oder Pferd, wo das ›Knie‹ dem menschlichen Handgelenk entspricht. Der Körperbau des Gastes war durchaus eigenartig. Jedes Gelenk war nach hinten gerichtet, wobei die untere Hälfte sanft und graziös abfiel, um sich in drei dicke Verlängerungen aufzuteilen, die in jeweils zwei breite ›Zehen‹ ausliefen. Die Beine machten einen erheblichen Teil seiner Größe aus. Der von einer Rhinozeroshaut bedeckte ›Rumpf‹ nahm nur etwa einen halben Meter von seinen vollen anderthalb Metern ein. Das Ende des langen Kopfes, der auf einem dicken kurzen Hals vorgeschoben war, reichte bis zu ein paar Zentimetern unter die Verbindung von Beinen und Rumpf hinab. Die Arme ragten zu beiden Seiten des Rumpfes nach oben wie die gefalteten Greifer einer Gottesanbeterin.
    Harry runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Er war jetzt nicht imstande zu sprechen. Er wedelte mit einer Hand vor dem Mund, schaute auf Arthur und hustete.
    Schließlich schaffte Arthur es zu sagen: »Wir wissen nicht recht, was wir dir sagen sollen. Wir haben lange darauf gewartet, daß jemand aus dem Weltraum die Erde besuchen würde.«
    »Ja.« Der Kopf des Gastes pendelte vor und zurück, seine feuchten, wie Edelsteine funkelnden, sherryfarbenen Augen waren voll sichtbar. »Ich wünsche, ich könnte euch bei einer so bedeutsamen Gelegenheit bessere Botschaft bringen.«
    »Was… äh… was für eine Botschaft bringst du?« fragte Harry.
    »Seid ihr verwandt?« fragte der Gast seinerseits.
    »Ich verstehe nicht – wieso verwandt?«
    »Gibt es da ein Problem hinsichtlich meiner Mitteilung?«
    Arthur sagte: »Wir sind nicht von der gleichen Familie – keine Blutsverwandte, Brüder oder Vater und Sohn oder sonst.«
    »Zwischen euch besteht eine soziale Beziehung.«
    »Er ist mein Vorgesetzter«, sagte Harry und zeigte auf Arthur. »Mein Oberer in der Hierarchie. Wir sind aber auch Freunde.« .
    »Und ihr seid nicht dieselben Individuen in unterschiedlicher Gestalt wie die Individuen hinter euch?«
    »Nein«, sagte Harry.
    »Eure Formen sind beständig?«
    »Ja.«
    »Dann…« Der Gast gab einen scharfen pfeifenden Ton in hoher Lage von sich, und der lange Kamm über den Schultern schien sich leicht zu blähen. Arthur konnte in Nähe der Augen einen Mund oder eine Nase erkennen und nahm an, daß derartige Öffnungen auf dem Kopf unter dem Hals gegenüber der Brust sein könnten, in der Gegend, die – wenn solche Vergleiche Sinn hatten – einem langen ›Kinn‹ entspräche. »Ich werde euch meine schlechte Nachricht auf jeden Fall mitteilen. Nehmt ihr in eurer Gruppe, euerer Gesellschaft einen hohen Rang ein?«
    »Nicht den höchsten, aber wir haben immerhin eine hohe Stellung«, sagte Harry.
    »Die Botschaft, die ich euch bringe, ist nicht erfreulich. Sie kann für euch alle unerfreulich sein. Ich habe hiervon noch nicht im einzelnen gesprochen.« Der Kopf erhob sich, und Arthur erkannte auf der Unterseite spaltartige Öffnungen. »Wenn ihr die Möglichkeit habt, wegzugehen, so werdet ihr bald den Wunsch haben, es zu tun. Eine Krankheit ist in euer Planetensystem eingedrungen. Eurer Welt bleibt nur noch wenig Zeit.«
    Harry rückte seinen Stuhl ein Stück nach vorn, und der Gast kam mit einer ungeschickten schleichenden Bewegung näher an das dicke Glas heran. Dann setzte er sich auf den Fußboden, so daß nur noch die Oberarme und der lange Kopf sichtbar waren. Die drei Augen waren fest auf Harry gerichtet, als ob sie eine sichere, gute Verbindung herstellen wollten, oder Mitgefühl ausdrückten…
    »Unsere Welt ist zum Untergang verurteilt?« fragte Harry. Er mied nach Möglichkeit jedes Melodrama und gab dem letzten Wort eine vollkommen sachliche und leidenschaftslose Betonung.
    »Falls ich nicht falsch über eure Möglichkeiten unterrichtet bin – ja. Das ist eine schlimme Nachricht.«
    »Es scheint nicht so«, sagte Harry. »Was ist die Ursache dieser Krankheit? Gehörst du zu einer Eroberungsarmee?«
    »Eroberung… Unklar. Armee?«
    »Eine organisierte Gruppe von Soldaten, Kämpfern, Zerstörern und Besetzern. Eindringlinge.«
    Der Gast schwieg einige Zeit. Er hätte eine Statue sein können, wenn nicht der obere Teil seines Kamms fast unmerklich vibriert hätte. »Ich bin ein Parasit, ein zufälliger Reisender.«
    »Erkläre das, bitte!«
    »Ich bin ein Floh, kein Soldat oder Erbauer. Meine Welt ist tot und verzehrt. Ich reise hierher innerhalb des Kindes einer Maschine, die

Weitere Kostenlose Bücher