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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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haben könnten oder dicht genug herangekommen sind, um Mikroben in der Luft einzuatmen.«
    Stella Morgan beteiligte sich an dem Gespräch und fragte: »Was werden wir also unternehmen?«
    Niemand antwortete.
    »Ich wette, daß meine Mutter durchdreht.«
    Es war niemandem gestattet worden, nach auswärts zu telephonieren.
    »Gehört Ihnen der Laden?« fragte Edward. »Ich wollte Ihnen noch danken…«
    »Daß ich Sie anrufen ließ? Das war doch wirklich nett von mir, nicht wahr? Meiner Familie gehören der Laden, das Cafe und der Wohnwagenplatz. Sie liefert Propangas und Bier. Es wird nicht leicht sein, hierüber Schweigen zu bewahren. Ich hoffe, es geht ihr gut. Mein Gott, ich hoffe, daß man sie nicht verhaftet hat.
    Wahrscheinlich hat sie schon unseren Anwalt angerufen. Ich klinge wohl wie ein verwöhntes reiches Kind, nicht wahr? ›Warte nur, wenn meine Mutti das erfährt!‹« Sie lachte.
    Edward fragte: »Wer hier sonst verfügt noch über Beziehungen?«
    Reslaw sagte: »Von uns erwartet man, daß wir nur zwei Wochen abwesend sein würden. Keiner von uns ist verheiratet. Sie etwa, Stella?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Da haben wir es«, schloß Minelli. »Stella, Sie sind unsere einzige Hoffnung.«
    »Seid nicht so sauer!« mischte sich der Zimmeraufseher ein. Er war ein Lieutenant um die vierzig. Das übrige Wachpersonal war ranghöher.
    »Hat man bei uns Wanzen eingebaut?« fragte Edward. Er war ärgerlicher, als er eigentlich hätte sein sollen.
    »Natürlich«, antwortete der Aufseher. »Ich höre mit. Alles wird auch mit Video und Audio aufgezeichnet.«
    »Werden wir sicherheitspolitisch überprüft?« fragte Stella.
    »Dessen bin ich sicher.«
    »Verdammt!« sagte sie. »Mich könnt ihr gleich abschreiben. Ich gehörte zu den radikalen Studenten.«
    Edward zwang sich trotz Ärger und Frustration zu einem Lachen. »Wie ist es mit uns beiden, Minelli?«
    »Radikal? Zum Teufel – nein. Als ich zum ersten Mal gewählt habe, stimmte ich für Hampton.«
    »Verräter«, sagte Reslaw.
    Edward warnte: »Sprich nichts Schlechtes über Tote. Er war ja doch gut für die Wissenschaft. Er hat das Weltraumprogramm hochgetrieben.«
    »Und den Haushalt der heimischen Wirtschaft ruiniert«, ergänzte Morgan. »Und Crockerman ist nicht besser.«
    »Vielleicht werden wir den Präsidenten kennenlernen«, sagte Minelli. »Im Fernsehen.«
    »Wir werden für den Rest unseres Lebens hier bleiben«, prophezeite Reslaw in dem Tonfall eines Vincent Price in seinen Gruselfilmen. Edward wußte nicht, ob das ernst oder melodramatisch gemeint war.
    »Wer ist hier am ältesten?« fragte Edward. Er hatte die Führungsrolle übernommen und wollte zu einem weniger aktuellen Thema überleiten.
    »Dreißig«, sagte Minelli.
    »Neunundzwanzig«, erklärte Reslaw.
    »Dann bin ich am ältesten«, sagte Stella.
    »Wie alt sind Sie denn?« fragte Edward.
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Die wissen es aber. Wir können sie fragen.«
    »Untersteh dich!« warnte Morgan lachend.
    Nun gut, dachte Edward, unsere Stimmung ist gut, oder wenigstens so gut, wie man nur erwarten kann. Wir werden nicht gefoltert, außer ein paar Nadelstichen. Es ist nicht wichtig, daß wir gegenseitig alles über einander erfahren. Wir könnten hier noch lange bleiben.
    »He!« kreischte Minelli. »Wache! Wache! Mein Gesicht, mein Gesicht. Darauf wächst etwas.«
    Edward fühlte, wie sein Puls sich beschleunigte. Niemand sagte etwas.
    »Oh, Gott sei Dank!« sagte Minelli kurz darauf und beutete die Situation nach Kräften aus. »Es ist bloß ein Bart. He! Ich benötige meinen elektrischen Rasierapparat.«
    Der Wachoffizier sagte: »Mr. Minelli, bitte nicht mehr von so etwas!«
    »Wir hätten Sie vor ihm warnen sollen«, sagte Reslaw.
    »Ich weiß, daß ich eine Art Arschloch bin«, erklärte Minelli. »Nur für den Fall, daß ihr Hintergedanken habt, wenn ihr mich hier festhaltet.«

 
PERSPEKTIVE
     
    AAP/WorldNet, Woomera, South Australia. 7. Oktober 1966 (6. Oktober, USA):
    Trotz Premierminister Stanley Millers Entscheidung, mit Nachrichten über extraterrestrische Besucher in South Australia »an die Öffentlichkeit zu gehen«, haben Wissenschaftler vor Ort bisher nur sehr wenig Information freigegeben. Was man weiß, ist folgendes: Das von Opalsuchern in der Great Victoria Wüste entdeckte Objekt befindet sich weniger als 130 Kilometer von Ayers Rock entfernt, eben jenseits der Grenze nach South Australia. Es liegt etwa 340 Kilometer genau südlich von Alice Springs. Sein

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