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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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65 Prozent und läßt mit dem heranrückenden Wahltermin keine Veränderung erkennen. Politische Kenner in Washington bezweifeln, daß irgend etwas einen leichten Sieg im November wird verhindern können, nicht einmal die negative Handelsbilanz von hundert Milliarden Dollar zwischen den pazifischen Randstaaten und Uncle Sam… oder die rätselhafte Lage in Australien. Ich meinerseits trage nicht einmal Wahlkampfabzeichen. Es wird eine langweilige Wahl werden.

 
     
     
Quaerens me,
edisti lassus

 
7
     
    Hicks saß mit triefenden Augen und zerknautschten Kleidern auf dem Schreibtischstuhl des Hotels mit gerader Lehne und überprüfte den Inhalt der Akte, die er mit ›Hurrah‹ markiert hatte. Sie enthielt die erlesensten Teile von Information aus zweiundzwanzig Stunden und war vielleicht dreihundert Dollar wert, die er für den Zugang zu speziellen Nachrichtendiensten in aller Welt ausgegeben hatte. Die Kosten kümmerten ihn nicht. Er war immer noch hochgestimmt.
    Australien hatte tatsächlich ein Artefakt in seiner Großen Victoria-Wüste – etwas, das anscheinend als ein riesiger Klumpen aus rotem Granit getarnt war. Die australische Regierung hatte den Fund ungefähr dreißig Tage lang geheim gehalten, bis undichte Stellen in mit der Untersuchung betrauten militärischen und wissenschaftlichen Dienststellen drohten, sie durch die größte Story aller Zeiten auszustechen. Dieses und noch viel mehr – Spekulationen und Gerüchte – war immer und immer wieder über alle Netzwerke wiederholt worden, an die er herangetreten war. Obwohl die Regierung noch keine vollen Einzelheiten bekannt gegeben hatte, erwartete man das jeden Tag.
    Das Nachrichtenbulletin der Regulus wurde nur von Radioastronomen benutzt, die zu dem 21-cm-Club gehörten, von dem er ein Ehrenmitglied war. Nachdem er die Mitteilungen von allgemeinem und speziellem Interesse durchsucht hatte, fand Hicks auf einer kleinen Stelle mit der Überschrift ›Unverantwortliche Gerüchte‹ eine geheimnisvolle, nicht namentlich gekennzeichnete Bemerkung: Kurzwellenfan, stimmt’s? Nichts weiter über Identität. Habe in Klartext Sendung an AFI empfangen – das mußte wohl Air Force One, das Flugzeug des Präsidenten, bedeuten – betreffend ›unseren Typ im Furnace‹.
    Der Mann weist gen West auf Vandenberg. Könnte das bedeuten…?
    Hicks runzelte noch einmal die Stirn bei der Lektüre. Er kannte verschiedene Shuttlepiloten, die von Vandenberg aus starteten. Sollte er es riskieren, sie anzurufen und zu fragen, ob etwas Ungewöhnliches passiert wäre? Dürfte er ›unseren Typ im Furnace‹ erwähnen?
    Ein Klopfen unterbrach seine Träumerei. Er war unterwegs zur Tür, als sie schon aufging und eine junge asiatische Frau in limonengrüner Bluse und langen Hosen rückwärts hereinkam. Als sie ihn erblickte, sagte sie: »Zimmerdienst, okay?«
    Hicks schaute mit leerem Blick ins Zimmer. Er war froh, daß er einen Bademantel angelegt hatte. Er pflegte oft unbekleidet zu arbeiten, mit einem Wanst, grauen Haaren auf der Brust und so, nach Art eines alten Junggesellen. »Bitte, noch nicht.«
    »Also bald. In einer Stunde.«
    Sie schloß hinter sich die Tür. Hicks schritt zwischen dem mit Vorhängen versehenen Fenster und der Tür zum Bad hin und her mit dem Kinn in der Hand und einem Gesicht so klar und unschuldig wie das eines Kindes. »Ich kann nicht folgerichtig denken«, murmelte er. Er stellte den Fernseher an, wählte eine Station, die rund um die Uhr Nachrichten sendete, und setzte sich auf die Bettkante.
    Für einen Moment glaubte er, irrtümlich einen Musikkanal eingeschaltet zu haben. Drei schimmernde silbrige Objekte, die wie lange Flaschenkürbisse aussahen, schwebten über dürrem Sandboden. In der Nähe war ein großer Lastwagen abgestellt mit elektronischen Suchantennen auf dem Dach. Der Wagen ließ die Größe der Objekte erkennen; jedes war mannshoch. Hicks langte hin, um die Lautstärke aufzudrehen. Dabei erwischte er einen Ansager mitten im Satz: »… vor vier Tagen, zeigt die drei mechanischen ferngesteuerten Apparate, von denen die australische Regierung behauptet, daß sie aus einem getarnten Raumschiff herausgekommen sind. Die Regierung sagt, diese Apparate hätten mit ihren Wissenschaftlern Nachrichtenverbindung gehabt.«
    Dem Bild der silbrigen Kürbisse und des Wagens folgte die Szene einer typischen Pressekonferenz, mit einem hageren Mann um die dreißig in einem braunen Anzug, der hinter einem durchsichtigen Plastikpult eine

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