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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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wurde. Als Vizepräsident hielt er sich im Hintergrund. Für mich ist er ein Buch mit sieben Siegeln. Du liest doch die Zeitungen; was meinst du?«
    »Ich denke, er ist ein recht intelligenter Mann, der aber nicht in das Weiße Haus gehört. Außerdem bin ich radikal von alters her. Ich war schon mit drei Jahren Kommunist. Du erinnerst dich doch. Mein Vater hat mich in rote Pullover gesteckt…«
    »Ich meine es ernst. Wir müssen seine Erschütterung mildern. Und es wird ein Schlag für ihn sein, auch wenn er von seinem Stab gut vorbereitet ist. Unseren Gast zu sehen. Von seinen Lippen – oder was immer – zu hören…«
    »Daß die Erde zum Untergang verurteilt ist. Wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.«
    Jetzt mußte Arthur seinerseits grinsen. Dieses Grinsen war fast schmerzlich. Er sagte: »Nein.«
    »Du glaubst es nicht?«
    Arthur starrte zur Decke. »Hast du nicht das Gefühl, daß hier etwas nicht stimmt?«
    »Unheil stimmt nie«, sagte Harry.
    »Fragen. Unmengen von Fragen. Warum läßt dieses Raumschiff zu, daß ›Flöhe‹ auf seinem Rücken mitreisen und die Bevölkerung warnen, ehe es ihre Heimat vernichten kann?«
    »Überheblichkeit. Absolute Gewißheit der Macht. Gewißheit bezüglich unserer Schwäche.«
    »Wo wir doch Kernwaffen haben, zum Donnerwetter?« fragte Arthur scharf. »Der Pilot eines Kampfflugzeugs, das in irgendeinem Dschungel herunterkommt, sollte doch Respekt vor den Pfeilen der Eingeborenen haben.«
    »Wahrscheinlich könnte es Waffen und Verteidigungsmittel haben, von denen wir nichts wissen.«
    »Warum hat es sie dann nicht benutzt?«
    »Offenbar hat es etwas benutzt, um riesige Felsen zu landen, ohne von Radar oder Satelliten entdeckt zu werden.«
    Arthur nickte zustimmend. »Wenn das, was da gelandet ist, nicht sehr klein gewesen ist… Aber das würde im Widerspruch zu der Geschichte unseres Gastes stehen.«
    »Ganz recht«, sagte Harry und lehnte sich mit Hilfe eines Kissens gegen die Wand. »Für mich ergibt das auch keinen Sinn. Diese australische Erklärung, daß ihre Aliens in Frieden für die gesamte Menschheit gekommen wären. Die gleiche Gruppe von Invasoren? Offenbar. Gleiche Taktik. Sich in einer Art Bunker zu verstecken. Das eine Schiff hat ›Flöhe‹, das andere nicht. Das eine hat Roboter als Reklameagenten, das andere schweigt.«
    »Wir haben nicht den ganzen Text der Australier gesehen.«
    »Nein«, gab Harry zu. »Aber sie scheinen bis jetzt aufrichtig gewesen zu sein. Welche Antwort liegt da auf der Hand?«
    Arthur zuckte die Achseln.
    »Vielleicht sind die Mächte hinter diesen Schiffen unglaublich schlecht organisiert oder zersplittert oder einfach stur. Oder es gibt innerhalb ihrer Organisation irgendeine Meinungsverschiedenheit.«
    »Darüber, ob sie die Erde auffressen oder nicht.«
    »Richtig!« sagte Harry.
    »Glaubst du, daß Crockerman dies bekanntgeben wird?«
    »Nein«, meinte Harry, der die Finger um seinen dicken Bauch gelegt hatte. »Er wäre verrückt, wenn er das täte. Denk an die unvermeidlichen Kontroversen! Wenn er schlau ist, wird er sich zurücklehnen und bis zum allerletzten Augenblick warten und dann zusehen, wie das Volk auf das Raumschiff mit der frohen Botschaft reagieren wird.«
    »Vielleicht sollten wir gleich jetzt Death Valley bombardieren.« Arthur betrachtete ein Gemälde über dem Nachttisch zwischen den beiden Betten. Es zeigte vier F-104-Jagdflugzeuge, die über China Lake steil aufstiegen. »Das ganze Gebiet ausglühen. Handeln ohne Überlegung.«
    »Sie noch viel wütender machen, nicht wahr?« sagte Harry. »Wenn sie so unglaublich arrogant sind, dann bedeutet dies, daß sie irgendwie sicher sind, von uns nicht verletzt werden zu können. Nicht einmal mit Kernwaffen.«
    Arthur saß in einem Sessel mit gerader Lehne, abgewandt vom Fenster und dem Bild. High-tech-Jäger und Bomber. Marschflugkörper. Mobile Laserabwehr. Thermonukleare Waffen. Nicht besser als Steinbeile.
    »Captain Cook«, sagte er und biß sich dann leicht in die Unterlippe.
    »Ja, und?« redete ihm Harry zu.
    »Die Hawaiianer haben es geschafft, Captain Cook zu ermorden. Dabei war der Stand seiner Technik mindestens einige hundert Jahre dem ihren voraus. Sie haben ihn trotzdem getötet.«
    »Und was hat das ihnen genützt?« fragte Harry.
    Arthur schüttelte den Kopf. »Wohl nichts. Vielleicht eine gewisse persönliche Genugtuung.«
     
    Präsident William D. Crockerman, dreiundsechzig, war sicher einer der am distinguiertest aussehenden

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