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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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fort. Seine Wut war fast übermächtig. Er hätte Dinge zerschmettern mögen. Mit einiger Eile zog er sich in den Tunnel zurück, um das Freie zu erreichen, ehe seine Würde völlig verschwand. Er weinte vor Enttäuschung.
    Nachdem er durch den gewundenen Tunnel gelangt war und in der Wüstensonne stand, hatte er Rogers und zwei Sergeanten direkt vor sich. Weinen kam jetzt nicht mehr in Frage.
    »Ihr rotes Licht ist ausgegangen«, sagte er und legte seine Ausrüstung ab. »Sonst hat sich nichts verändert.«
    »Wie war das Gefühl dabei, Sir?« fragte Rogers leise.
    »So, als ob ich völlig unwichtig wäre«, gestand Arthur.
    Der Offizier stimmte ihm mit bitterer Miene zu und half ihm, die Kamera abzulegen.

 
PERSPEKTIVE
     
    New York Times editorial, 20. November 1996:
    Die Wahl von Präsident William D. Crockerman ist vielleicht ein Riesenfehler gewesen. Hätte die Nation die vollständigen Fakten über die jetzige Situation bekommen – Fakten bezüglich der Existenz eines zweiten Machwerks der Aliens in Kalifornien – und wären wir über die Haltung des Präsidenten gegenüber diesen Erzeugnissen der Aliens informiert gewesen, wie viele Amerikaner hätten da für einen Präsidenten gestimmt, der eine bevorstehende Vernichtung mit offenen Armen akzeptiert?
    Vielleicht gibt es keine Hoffnung. Vielleicht ist die Erde zum Untergang verurteilt. Aber für den Präsidenten der Vereinigten Staaten ist es – wir zögern nicht, dieses Wort zu gebrauchen – verräterisch, wenn er die Niederlage zugibt und uns alle bittet, unsere Gebete zu sprechen.
    Die Herausgeber der Times empfehlen einstimmig, daß das Rechtskomitee des Hauses die Aktionen des designierten Präsidenten untersucht und darüber abstimmt, ob eine Amtsenthebung geraten scheint oder nicht.

 
31
     
    Es dauerte für Reuben Bordes drei Wochen, ehe er sich mit dem Tod seiner Mutter abgefunden hatte; und das geschah auf eine bizarre und auf finstere Weise komische Art.
    Sein Vater, der ebenso groß war wie Reuben, aber allmählich einen Bauch bekam, hatte vorerst das Interesse am Leben verloren. Sein grobes, bärtiges Gesicht war olivgrau vor Kummer und Stress. Er saß in einem schäbigen Sessel und döste vor einem dunklen Fernseher.
    Es war Reubens Sache, das Haus sauber zu halten und dafür zu sorgen, daß alle Hausarbeiten so getan wurden, wie seine Mutter es gewünscht haben würde. Er nahm das als eine Pflicht gegenüber beiden auf sich. Sein Vater würde sich erholen. Das Leben würde weitergehen. Dessen war sich Reuben sicher.
    An einem Mittwoch, genau drei Wochen nach dem Begräbnis, holte Reuben den alten Staubsauger hervor, ein Standgerät, und stöpselte ihn in eine lockere Steckdose ein. Der Stecker drohte herauszufallen, hielt aber lange genug, daß Reuben den Knopf mit der nackten Zehe drücken und die Maschine in Gang setzen konnte. Dann ließ er den Staubsauger methodisch über den struppigen Teppich mit orientalischem Muster gleiten, wischte Wollmäuse auf und rückte Stühle und den Kaffeetisch beiseite, wenn es nötig war. Er arbeitete um seinen Vater herum, der ihm zulächelte und etwas zu sagen versuchte, das aber wegen des Lärms nicht zu verstehen war. Reuben klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter.
    Im Bad, als er den Apparat vorsichtig über den fast neuen Läufer führte, fing der Staubsauger an zu streiken. Er glaubte, es röche nach heißem Metall und Elektrizität. Darum tippte er mit dem Zeh auf den Knopf, klappte zwei Lasdien weg und entfernte die metallische Bodenplatte. Einigermaßen überrascht starrte er auf die rotierende Bürste und den Antriebsriemen.
    Dicke Strähnen des feinen schwarzen Kraushaars seiner Mutter hatten sich um die ganze Länge der Bürste gewickelt, die Nut des Antriebsriemens ausgefüllt und den Lauf behindert.
    Reuben ergriff das Haar vorsichtig mit langen, spachtelförmigen Fingern und musterte die losen Stücke in seiner Hand. Er machte ein dickes Knäuel los und wollte es in den Mülleimer werfen. Das schaffte er nicht mehr.
    Er lehnte sich im Sitzen gegen die Küchentür und drückte das Knäuel an seine Wange. Einen Augenblick lang waren seine Gedanken in samtiges Nichts versunken.
    Dann kam es über ihn. Sein Kopf schlug gegen die Tür, und er weinte lautlos vor sich hin, damit sein Vater es nicht hören sollte. Schließlich raffte er sich auf und schaltete den Staubsauger wieder ein. Nachdem die Haare der Mutter entfernt worden waren, lief er wieder glatt und geräuschvoll.
     
    Warren

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