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Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Titel: Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maybrit Illner , Hajo Schumacher
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über die Weltsicht der Autorin verrät, als über die Beschuldigte. Und die mit einem »Basta« Schröderianischen Ausmaßes sich weigert zu erkennen, worum es eigentlich geht und ging.
     
    Bereits die Bekanntgabe von Ortgies’ Engagement bei Emma trug den Kern des Konflikts in sich. Lisa Ortgies postulierte frech: »Das Image des Feminismus ist ziemlich abschreckend. Was ihm fehlt, sorry, ist Humor und Sexappeal.« Und Schwarzer bestätigte das. Deutlich wird, was Bild , Burma und Basta gemein haben: Die Revolte der Siebziger speiste sich stets auch aus einem asozialen Effekt - musste es vielleicht tun, um den Muff aus der Gesellschaft zu lassen. Ihr Verhältnis zur Macht war positiv. Die Medien dienten der Selbstdarstellung. Auch Schröder wollte mit Glotze, BamS und Bild regieren und war mutig genug, das auszusprechen. Wenn man das denn mutig nennen will. Schwarzer freute sich über das ihr ausgehändigte Bundesverdienstkreuz.

    Die Revolution, auch die sexuelle, produzierte ihre eigenen Widersprüche. Gleichzeitig wird den Jüngeren die Gegenwart in einer Art problematisch, dass die ideologische Gewissheit mancher Journalisten nur noch wie Rechthaberei anmutet. Lakonie, Ironie, Reflexion, sich nicht auf Kosten von anderen verwirklichen zu wollen, sondern sein Leben halbwegs so auf die Reihe kriegen, dass es auch einer abwägenden Bewertung standhält, sind wesentliche Motive der Gesellschaft geworden. Sie werden es auch zunehmend in der Politik.
     
    Der Feminismus, den Alice Schwarzer propagiert und verkörpert, trifft nicht mehr die Probleme von Frauen und Männern heute, er ist unterkomplex und letztlich affirmativ, weil er der Logik eines Systems folgt, das sichtbar an seine Grenze stößt: der Ausweitung des Kapitalismus, des angeblich männlichen Apparates, der Ökonomisierung unserer Lebensbereiche. Feminismus kann das System somit nicht überwinden, weil er Probleme biologisiert, psychologisiert und individualisiert. Individualisierung der Schuld wie des Fortkommens aber ist - ebenso wie die Selbstverwirklichung - in letzter Konsequenz nur bedingt eine politische Handlung. Letztlich engt sie den Raum des Politischen sogar ein, weil gesellschaftlicher Umbruch jenseits des Bestehenden nicht in Sicht kommt. Letzterer aber ist radikaler. Dass es heute auch viele Männer gibt, die Beruf und Familie vereinbaren wollen, kann eine solche Haltung weder erkennen noch akzeptieren. Und dass ein ewiges Mehr kaum zu so etwas wie Glück oder Lebenszufriedenheit führen kann, auch nicht. Aus Alice Schwarzers Position heraus muss solch eine Haltung als Schwäche, vielleicht als Verrat an der Emanzipation gelten. Viel radikaler aber, als das Alte nur neu aufzuteilen, ist, es zu entsorgen.

     
     
    DER AUTOR
    Dr. Robert Habeck (geb. 1969) ist seit 2004 Landesvorsitzender der Grünen in Schleswig-Holstein. Der promovierte Germanist ist freier Autor und lebt in der Nähe von Flensburg. Die Anfrage, über eine Journalistin zu schreiben, erreichte ihn im Herbst 2008, als gerade sein Buch Verwirrte Väter erschienen war, in dem er eine emanzipatorische Politik gegen bürgerliche wie feministische Konservative zu entwerfen sucht. Er las zu der Zeit verschiedene Texte von und über Alice Schwarzer und glaubte, in der programmatischen Debatte veränderte Vorzeichen der gesellschaftlichen Fragestellung zu erkennen.

MICHAEL ROTH
    Pressespiegel - Heribert Prantl und seine Gegenbilder
    Oscar Wildes Das Bildnis des Dorian Gray handelt nur oberflächlich allein von Jugendwahn und welkender Schönheit. Der angesehene, smarte Dorian besitzt ein Porträt, das statt seiner altert. Aber nicht nur das. Dorian Gray ist ein gesellschaftliches Vorbild, respektiert und talentiert. Die dunklen Seiten und menschlichen Abgründe zeigen ihre hässliche Fratze im Bildnis: Dorian Grays Alter Ego.
    Bei der Betrachtung und Auseinandersetzung mit dem Journalismus im Allgemeinen und den Journalisten im Besonderen lassen sich durchaus Parallelen zu Dorian Gray ziehen. Es ließe sich manches berichten von Schundblättern und Schmierfinken. Aber es gibt sie immer noch: Qualitätsmedien und kenntnisreiche Journalisten mit Haltung und Profil. Das Alter Ego eines jeden Schmierfinken ist Heribert Prantl. Der Dorian Gray der deutschen Zeitungslandschaft? Warum nicht. Jeder Vergleich hinkt, ist krumm und schief. Dennoch: Prantl ist das Gegenbild zum jammervollen Teil der Journaille, die meint, sich in Funk und Fernsehen, Zeitungen und Internet austoben zu

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