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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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»natürlich hat der Täter es dort deponiert, damit wir es finden. Und er wollte
uns darauf hinweisen, dass sein Primärziel nicht monetären Ursprungs gewesen
ist.«
    Gecks und Ponelies nickten zustimmend.
    »Und warum macht er das?«, bohrte Lenz weiter.
    Hain, der mit seinem Stuhl gekippelt hatte, ließ sich nach
vorne fallen und zuckte mit den Schultern.
    »Es scheint ihm offenbar wichtig gewesen zu sein, dass wir es
wissen.«
    »Aber damit setzt er sich doch einem erhöhten Risiko aus,
erwischt zu werden. Wenn wir nämlich nach einem Raubmörder suchen, warum auch
immer, und es war kein Raubmord, kann er sich doch sicherer fühlen.«
    »Du meinst, es könnte ein Fake sein? Eine Verarsche, um uns
auf die falsche Spur zu locken?«
    Lenz hob die Hände.
    »Als ich die Szenerie da gesehen hab und das ganze Blut«,
mischte Gecks sich ein, »ist mir die Idee gekommen, es könnte sich um etwas
Rituelles oder Religiöses handeln, so wie der abgeschlachtet wurde. Also hat
Rüdiger sein religiöses Umfeld überprüft.«
    Ponelies zog einen Zettel aus der Tasche. »Dieter Bauer ist
am 20. März 1977 aus der Kirche ausgetreten. Bis dahin war er katholisch. Über
weitere Zugehörigkeiten zu einer Religionsgemeinschaft ist auf dem
Einwohnermeldeamt nichts bekannt gewesen. Auch die Nachbarn wussten nichts über
irgendwelche Mitgliedschaften.«
    »Seine Frau«, murmelte Lenz. »Was ist mit seiner
Frau?«
    Gecks winkte ab. »Hab ich auch gleich gedacht, dass die
Beerdigung einen Hinweis geben könnte, war aber nichts. Sie war genauso
konfessionslos wie er und hatte eine weltliche Trauerfeier mit einem
professionellen Grabredner.«
    »Mist«, brummte Lenz.
    »Natürlich hab ich auch die Tochter danach befragt, aber die
hat nur abgewunken. Angeblich waren ihre Eltern weder religiös, noch gehörten
sie einer Sekte oder etwas Ähnlichem an.«
    »Schon was zum finanziellen Hintergrund?«
    Gecks bedachte seinen Chef mit einem bösen Blick. »Glaubst
du, ich könnte zaubern? Wir sind vor einer guten halben Stunde aus Baunatal
zurückgekommen und haben uns nichts weiter gegönnt als einen blöden Kaffee.«
    »Ho, ho, RW, das war doch kein Vorwurf. Ich dachte nur …«
    »Lass es. Wir tun, was wir können, aber Wunder stehen heute
leider nicht auf dem Programm.« Die gute Seele der Abteilung war sichtlich
verärgert.
    »Na denn«, versuchte Lenz, seinen Kollegen zu beschwichtigen.
»Thilo und ich gehen rüber zum LWV und schauen, was es dort über Herrn Bauer zu
erfahren gibt, weil das, bis wir die ersten Ergebnisse von Heini haben, das
interessanteste Feld ist, das wir beackern können. Ihr beide bleibt weiter am
Hintergrund. Finanzielles, Erbrechtliches, wohlgepflegte Feindschaften und so
weiter. Vielleicht hatte der Mann ja einen Arsch voll Schulden, wer weiß? Wenn
es nichts Außergewöhnliches geben sollte, sehen wir uns morgen früh um halb
acht hier im Büro wieder.«

     
    »War das eben notwendig?«, fragte Thilo Hain,
während er neben seinem Kollegen aus dem oberen Ausgang des Polizeipräsidiums
trat und Kurs Richtung Bahnhofsvorplatz nahm.
    »Ach, Thilo, du weißt doch genau, dass ich es nicht böse
gemeint hab.«
    »Hängt deine miese Laune vielleicht mit deinem Besuch beim
Chef zusammen?«
    »Erstens habe ich keine miese Laune, und woher weißt du
zweitens schon wieder davon?«
    »Ich war bei Uwe, eine knappe Minute, nachdem du ihn
verlassen hattest. Hat Bartholdy dich wegen der Sache mit Maria Zeislinger zu
sich zitiert?«
    »Weshalb wohl sonst?«, erwiderte der Hauptkommissar.
    »Und?«
    »Erst hat er mir gedroht, dann hat er an meine Vernunft
appelliert, dann hat er mir wieder gedroht, und dazwischen hat er mit mir
geredet wie mit einem kleinen Jungen, der vor dem Obstladen ein paar Äpfel
geklaut hat.«
    »Wow«, entfuhr es Hain, während er sich das Sakko auszog und
über die Schulter warf, »das gesamte pädagogische Arsenal des Chefs in einem
Gespräch. Alle Achtung. Machst du dir jetzt Sorgen?«
    »Nicht die Bohne. Ich weiß ja genau, dass Erich Zeislinger
ihn auf mich angesetzt hat, das lässt mich zunächst ruhig bleiben. Allerdings
ist das nicht das Ende der Fahnenstange, da bin ich mir sicher.«
    »Und sie war wirklich bei dir? Die ganze Nacht?«
    Lenz rollte mit den Augen. »Ja, die ganze Nacht. Und heute
Nacht wird sie wieder bei mir sein, und morgen Nacht auch. Das hoffe ich
zumindest.«
    »Der arme Erich«, murmelte Hain grinsend.
    Den Rest des kurzen

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