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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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recherchiert. Wenn es stimmt, was man da lesen kann, ist er ziemlich übel
zugerichtet worden.«
    »Das ist richtig.«
    »Und Sie meinen, dass es
einer von den Jungs war, die er hier betreut hat?«
    »Nein, das meinen wir noch
überhaupt nicht. Aber natürlich ist es ein möglicher Zusammenhang, dem wir
nachgehen müssen.«
    »Das verstehe ich.«
    »Und, können Sie uns dabei
helfen?«
    »Nein, so leid es mir tut,
das kann ich nicht. Die Daten werden in der Hauptverwaltung in Kassel
aufbewahrt. Dort gibt es einen Spezialisten, den wir auch immer anrufen, wenn
wir eine Frage zu einem ehemaligen Heimbewohner oder einer Heimbewohnerin haben.«
    Hain zückte seinen
Notizblock.
    »Sein Name ist Witsch«,
erklärte Pander. »Er hat bestimmt auch einen Vornamen, aber den kenne ich
nicht.«
    Der Notizblock fuhr zurück
in die Jackentasche. »Ach, der Herr Witsch«, schluckte Lenz.
    »Kennen Sie ihn?«
    »Na, kennen wäre zu viel …«
    »Wir hatten, bevor wir
hierher gefahren sind, ein Gespräch mit ihm«, wurde der Hauptkommissar von
seinem Mitarbeiter unterbrochen. »Ein sehr kompetenter und zuvorkommender
Mensch, der Herr Witsch.«
    Lenz schloss die Augen und
machte eine kleine Atemübung. »Ja, sehr nett«, stimmte er leise zu.
    »Ich kenne ihn nur vom
Telefon«, fuhr Pander fort, »aber bis jetzt konnte er mir auf alle Fragen, die
ich ihm gestellt habe, eine Antwort geben. Der Ruf, der ihm im LWV vorauseilt,
ist geradezu legendär.«
    »Das glaube ich gern«,
murmelte Lenz.

     
    Der Regen und die Wolken hatten sich vollständig
verzogen. Übriggeblieben vom Regenguss vor nicht einmal einer Stunde war nur
das nasse Gras im Schatten der Bäume, die den Park säumten. Lenz und sein
Kollege gingen auf den kleinen Mazda zu, doch bevor Hain den Knopf für den
Türöffner drücken konnte, deutete der Hauptkommissar auf den Gebäuderiegel quer
über den Platz.
    »Komm, lass uns rübergehen. Ich will mir das mal anschauen.«
    Hain sah ihn verwirrt an. »Aber der Bauer ist seit mehr als
zehn Jahren nicht mehr im Dienst. Was willst du da drüben denn sehen?«
    Lenz zuckte mit den Schultern. »Ich will einfach wissen,
wovon wir reden«, murmelte er.
    Sie gingen um die Wiese herum, verließen die Straße und
betraten den Plattenweg, der zwischen den beiden ›Pavillons‹ lag. Über eine
kleine Treppe erreichten sie den Eingang und betraten das Haus. Vor ihnen lag
der von einer Milchglastür abgetrennte Eingang zum ebenerdigen Stockwerk, links
davon ging eine Treppe nach oben. Hain drückte auf die Klinke der Tür, doch sie
war verschlossen.
    »Also, ab nach oben«, erklärte er seinem Chef
vergnügt und hatte auch schon die ersten Stufen der Treppe erklommen.
    Die Tür zum oberen Stockwerk stand offen. Die beiden
Kommissare traten in den Flur und sahen sich um. Irgendwo aus dem hinteren Teil
des Gebäudes dudelte Musik.
    »Hallo, jemand hier?«, rief Hain laut, bekam jedoch keine
Antwort.
    »Hallo«, versuchte er es erneut.
    Nun hörten sie das Verschieben eines Stuhles und Schritte.
Links von ihnen wurde eine Tür geöffnet.
    »Ja, bitte, was kann ich für Sie tun?«, fragte eine etwa
35-jährige Frau in Jeans und heller, weiter Bluse. Sie hatte ein
freundliches Gesicht und lange blonde, gelockte Haare, die zu einem
Pferdeschwanz gebunden waren.
    Die Polizisten hielten ihre Dienstausweise hoch. »Wir sind
von der Kriminalpolizei Kassel und würden uns hier gern ein wenig umsehen, Frau
…?«
    »Von Bissingen. Vera von Bissingen. Es muss ja was ganz
Schlimmes passiert sein, wenn die Kripo hier auftaucht. Das hatten wir schon
lange nicht mehr.«
    »Wir sind hier, weil ein ehemaliger Mitarbeiter des Karlshofs
das Opfer eines Tötungsdeliktes geworden ist. Und nach unseren Informationen
hat er bis zu seiner Pensionierung hier in diesem Gebäude gearbeitet.«
    Die Frau hob den Kopf und sah von einem Kripomann zum
anderen. »Jemand wurde ermordet?«
    Hain nickte. »Vermutlich, ja.«
    »Wer?«
    »Dieter Bauer.«
    »Der alte Bauer? Na, das wundert mich nicht.«
    »Kannten Sie ihn?«
    »Natürlich. Er war in meinem ersten Jahr hier mein Gruppenleiter.
Dann wurde er in Rente geschickt. Glücklicherweise, wie ich betonen möchte.«
    Lenz sah an der Frau vorbei. In ihrem Rücken war die
Einrichtung eines Büros zu erkennen.
    »Können wir uns vielleicht in Ihrem Büro weiter unterhalten,
Frau von Bissingen?«, fragte er freundlich.
    Sie nickte, drehte sich um, ging zurück in den Raum und bot

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