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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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stürzen, davon kannst du ganz verschärft ausgehen«, setzte er hinzu,
während er den Mazda wendete und das Gelände verließ.
    »Das mag am Anfang alles
noch erträglich erscheinen, aber mit der Zeit könnte es dir ganz schön auf die
Nerven gehen. Und weil ich weiß, dass deine Zündschnur in Bezug auf die
Schmierfinken unserer Lokalpresse ziemlich kurz bis überhaupt nicht vorhanden
ist, gehe ich sogar davon aus, dass es dich gewaltig gallig machen wird.«
    »Hm«, machte Lenz.
»Darüber will ich mir jetzt und hier lieber keine Gedanken machen, Thilo. Ich
glaube zwar, dass du recht hast, aber wie soll ich jetzt damit umgehen? Ich bin
nur Passagier auf dieser Fahrt, weil Erich Zeislinger der Busfahrer ist.«
    Hain hielt vor einer
geschlossenen Bahnschranke und sah seinen Boss fragend an.
    »Na ja, Maria und ich
würden einfach zusammenziehen und glücklich bis ans Ende unserer Tage leben.
Leider ist das ganz und gar nicht im Interesse ihres Nochehemannes, unseres
heiß geliebten OB, weil der sie nämlich wiederhaben will. Also, was kann ich
anderes tun, als auf seine Aktionen zu reagieren?«
    Sein Kollege dachte kurz
nach. »Ganz akut zum Beispiel könntest du dir deinen Resturlaub nehmen und mit
ihr ein paar Wochen verduften. Damit wärt ihr zumindest für den Moment aus der
direkten Schusslinie.«
    »Darüber hab ich auch
schon nachgedacht«, stimmte Lenz ihm indirekt zu. »Aber ein bisschen feige wäre
das schon, oder? Außerdem«, fuhr der Hauptkommissar fort, »an dem Tag, an dem
wir zurückkämen, ginge das ganze Theater doch von vorne los. In Kassel passiert
leider nicht genug, um Maria und mich nach einer oder zwei Wochen vergessen zu
haben. Und außerdem würden wir dann irgendwo hocken und hätten keine
Möglichkeit, auf Zeislingers Aktionen zu reagieren.«
    »Auch wieder wahr.«
    Lenz sah auf die Uhr in
der Mittelkonsole. »Und jetzt lass uns nach Kassel fahren, vielleicht erwischst
du Herrn Witsch noch, bevor er in seinen wohlverdienten Feierabend abhaut.«
    »Warte, warte«, bremste
Hain den Elan seines Chefs, »im Mittelteil bin ich nicht ganz mitgekommen.
Meinst du damit, dass ich allein zu diesem Irren gehen soll?«
    »Genau das meine ich«,
bestätigte Lenz.
    »Und diesen Gedanken
kannst du dir genauso schnell wieder abschminken, wie er dir gekommen ist«,
widersprach der Oberkommissar. »Entweder wir halten den zusammen aus oder gar
nicht. Zumindest nicht heute. Und damit basta.«

     
    Um
genau 16.30 Uhr betraten die Kommissare erneut das Gebäude des LWV in Kassel.
Die Theke im Erdgeschoss war nicht mehr besetzt, also stiegen sie die Treppen
hinauf und standen ein paar Sekunden später vor Witschs Bürotür. Hain klopfte
vorsichtig an.
    »Herein«, dröhnte es
fröhlich von innen.
    Die beiden sahen sich
kurz an, verzogen die Gesichter, und traten ein. Witsch saß in der gleichen
Haltung hinter seinem Schreibtisch, in der sie ihn ein paar Stunden zuvor
verlassen hatten.
    »Die Herren Polizisten«,
begrüßte er die Beamten eine Spur zu heiter.
    »Hallo, Herr Witsch«,
erwiderte Lenz höflich. »Wir hätten noch ein Anliegen an Sie.«
    Der dicke Mann, dessen
ohnehin rote Gesichtsfarbe sich ein paar Nuancen ins Bordeauxfarbene abgetönt
hatte, fing an zu grinsen. »Aber gern, kommen Sie nur herein«, forderte er die
beiden mit schwerer Zunge auf. Lenz und Hain sahen sich unauffällig an. Kein
Zweifel, Witsch war sternhagelvoll.
    »Wir können auch morgen
früh wiederkommen, Herr …«
    »Ach was, so jung wie
heute kommen wir doch nie mehr zusammen. Also, rein mit Ihnen.«
    Wieder sah Hain zu seinem
Kollegen. Dessen flehender Blick drückte aus, dass er keine Lust auf diese
Vorführung hatte.
    »Es geht immer noch um
den Tod von Herrn Bauer«, übernahm Hain die Gesprächsführung und ging ein paar
Schritte auf den Schreibtisch zu. Lenz folgte ihm langsam und widerstrebend.
    »Ja? Dann haben Sie also
den Mörder noch nicht gefasst?«, konstatierte der Sachbearbeiter.
    »Nein, so schnell geht
das leider nicht«, entgegnete der Oberkommissar. »Und deshalb wenden wir uns
noch einmal an Sie, Herr Witsch. Wir bräuchten eine Liste aller Heimbewohner,
mit denen Herr Bauer während seiner Zeit im Karlshof zu tun hatte.«
    Witsch riss die Augen auf. »Alle?«, lallte er. »Das geht nicht.«
    »Warum nicht?«, wollte
Lenz wissen.
    »Weil das Hunderte sind.
Oder Tausende, ich weiß nicht. Im Karlshof waren ja, je nach Belegung, durchweg
immer

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