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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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zwischen 90 und 100 Zöglinge untergebracht.«
    »Nein, nein, Herr Witsch,
nicht von allen. Wir bräuchten zunächst nur die Namen derjenigen, mit denen
Herr Bauer direkt zu tun hatte. Die auf der Gruppe untergebracht waren, wo er
die Leitung hatte.«
    »Ach so«, gab Witsch
erleichtert zurück. »Aber das geht auch nicht.«
    Lenz sah sich in dem
vollgestellten Büro um. Irgendwo muss es hier eine versteckte Kamera geben, die
das Ganze aufnimmt, dachte er. Und am Samstag im Abendprogramm sind Thilo Hain
und Paul Lenz dann für eine Viertelstunde die Deppen der Nation.
    »Und warum geht das
nicht?«, erkundigte sich Hain.
    Der Mann vom LWV schüttelte
den Kopf. »Weil wir dafür wissen müssten, auf welcher Gruppe er gewesen ist.
Wissen Sie, die Gruppe, das ist das Wichtige.«
    »Pavillon zwei«, warf
Lenz ein. Er war Gruppenleiter im Pavillon zwei.«
    »Soso«, murmelte Witsch,
»Pavillon zwei.« Er sah den Polizisten streng an. »Und da sind Sie ganz
sicher?«
    »Absolut«, bestätigte der
Hauptkommissar.
    »Kein Zweifel möglich?«
    »Kein Zweifel möglich.«
    »Dann geht es doch.
Vielleicht.«
    »Wie lange würde es denn
etwa dauern, die Daten herauszusuchen?«
    »Oh, das kann dauern. Ich
…« Er stockte und winkte die beiden Ermittler mit einer Handbewegung zu sich
heran. Seine Fahne war abenteuerlich. »Ich muss mir nämlich erst Zugriff auf
einen Server verschaffen, auf dem ich eigentlich gar nichts zu suchen habe«,
eröffnete er den Beamten grinsend und legte dabei den rechten Zeigefinger vor
die Lippen. »Aber pst.«
    »Versprochen, von uns
erfährt keiner etwas, Herr Witsch«, beruhigte Hain den Mann. »Aber wann können
wir mit den Daten rechnen?«
    Der Sachbearbeiter ließ
sich in seinen alten, wackligen Bürostuhl zurückfallen und machte eine
Grimasse. »Morgen.«
    »Wann morgen?«
    »Nicht
vor zehn und nicht nach halb elf«, versuchte Witsch einen Scherz, über den er
selbst herzhaft lachen musste.
    »Dann sind wir morgen um
viertel nach zehn bei Ihnen«, erklärte Lenz aus dem Hintergrund und nahm Kurs
auf die Tür.
    »Moment«, tönte es in
seinem Rücken. Der Kommissar blieb stehen und drehte sich um.
    »Sie wissen, dass diese
Aktion gegen den Datenschutz verstößt, meine Herren?«
    Wieder tauschten die Kripobeamten
einen Blick aus.
    »Wirklich?«, tat Hain
überrascht. »Aber wir sind doch von der Polizei, Herr Witsch. Da kann ja nichts
passieren, oder?«
    Der LWV-Mann dachte einen
Augenblick nach. »Das stimmt. Dann will ich mal nicht so sein.«
    »Vielen Dank. Und bis
morgen.« Damit waren die beiden auch schon aus dem Büro geflüchtet.
    »Mein Gott«, stöhnte Lenz
auf der Treppe.

     
    »Altersalkoholismus
ist eine böse Sache«, fasste Hain auf dem Weg zum Wagen den Besuch bei Herrn
Witsch zusammen. »Speziell, wenn er so in der Öffentlichkeit ausgelebt wird.«
    Lenz nickte. »Und ich
frage mich, wie dieser total zugedröhnte Typ es schaffen will, bis morgen an
die Namen der ganzen Heimkinder von damals zu kommen?«
    »Tja, da müssen wir uns
überraschen lassen. Außerdem sollten wir nicht übersehen, dass wir uns bis
jetzt nur um diese Pseudospur so intensiv kümmern, weil sich keine andere
anbietet. Vielleicht ist am Ende gar nichts dran an dieser
Heimkindergeschichte.«
    Ein paar Minuten später
drängten sich die beiden Kommissare durch die hintere Eingangstür zum Präsidium
und steuerten die Treppe an. Kurz bevor sie das Büro des Hauptkommissars
erreicht hatten, klingelte Hains Telefon.
    »Ja, Hain«, meldete er
sich im Gehen.
    »Ich bin’s, RW. Wo steckt
ihr?«
    Der Oberkommissar gab
Lenz einen Wink, ließ die Tür zu seinem Büro rechts liegen und stürmte in
Rolf-Werner Gecks’ Zimmer.
    »Hier«, antwortete Hain,
grinste den verdutzt mit dem Telefon in der Hand dasitzenden Hauptkommissar an
und steckte das Telefon zurück in die Sakkotasche. »Was gibt’s denn?«
    »Blödmann«,
murmelte Gecks nach einer Schrecksekunde.
    »Hallo,
RW«, begrüßte Lenz, der sich ebenfalls ins Zimmer geschoben hatte, seinen
Kollegen. »Hast du was für uns?«
    »Und ob. Wir haben eine
neue Leiche.«
    Lenz sah den Kollegen mit
versteinerter Miene an. Vor seinem geistigen Auge verpuffte gerade sein
gemütlicher Abend auf der Couch mit Maria.
    »Das ist doch scheiße.«
Er sah genervt auf die Uhr. »Viertel nach fünf. So ein verdammter Mist.«
    »Das ist aber noch nicht
alles«, machte Gecks einen auf geheimnisvoll.
    »Was denn noch?

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