Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall
Damenklo des Rothenditmolder Hofs die Lichter
ausgeknipst hat.«
»Gut,
machen wir es so. Dann bringe ich dich jetzt nach Hause und kümmere mich
anschließend darum, dass die beiden zur Fahndung ausgeschrieben werden.
Außerdem sorge ich dafür, dass wir schnellstmöglich die Daten zu den Namen der
Erzieher bekommen, die Erika Schäfer uns gegeben hat.«
»Schön«,
gab Hain erfreut zurück. »Ich will den Abend nämlich lieber mit Carla
verbringen als im Krankenhaus.«
»Ach
so«, fiel es Lenz ein, »das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Es ist ja
Sternchentag.« Er warf seinem Kollegen und Freund einen zweifelnden Blick zu,
während er den Motor des kleinen Cabrios startete. »Vielleicht solltest du
lieber heute auf alle Aktivitäten verzichten, die eine Fortpflanzung zur Folge
haben könnten, Thilo.«
»Warum denn das? Ich fühle
mich schon wieder richtig gut.«
»Das mag sein«, erwiderte
Lenz und deutete auf die Beule des Oberkommissars. »Rein mental könnte das
passen, aber so richtig ästhetisch wäre es nicht, wenn dein Sohn oder deine
Tochter mit so einem Ding da auf dem Kopf geboren würde.«
Hain ließ sich in den
Sitz zurückfallen und holte tief Luft. »Fahr einfach los«, grummelte er.
*
Um
Viertel nach zehn warf Lenz die Tür seiner Wohnung hinter sich ins Schloss.
Maria kam auf ihn zugestürmt und warf sich mit solcher Wucht in seine Arme,
dass er mit dem Rücken gegen das Türblatt gepresst wurde, und noch bevor er ihr
einen guten Abend wünschen konnte, hatte sie sein ganzes Gesicht mit Küssen
eingedeckt.
»Ho ho, so bin ich in
diesem Haus noch nie begrüßt worden«, schnaufte er.
»Bin ich dir zu schwer?«,
fragte sie, und schwang die Arme noch etwas fester um seinen Rücken.
»Nein, natürlich nicht«,
erwiderte er, trug sie in die Küche und setzte sie auf dem Tisch ab.
»Ich hab mich ganz
narrisch auf dich gefreut«, erklärte sie ihm fröhlich. »Schon den ganzen Tag.«
Erst
jetzt nahm Lenz den Duft wahr, der seine Nase umwehte. »Was riecht denn hier so
gut?«, wollte er wissen.
»Unser
Abendbrot. Es ist fertig, ich muss es nur noch kurz aufwärmen. Hol doch schon
mal die Kartoffeln aus dem Bett.«
Er sah sie an wie eine
Außerirdische. »Was soll ich …?«
»Guck nicht so. Ich hab
die Kartoffeln im Bett warm gestellt. Daran wirst du dich gewöhnen müssen; es
sei denn, du bist ab heute jeden Abend pünktlich zu einer bestimmten Uhrzeit zu
Hause.«
»Nein, das bin ich ganz
bestimmt nicht«, murmelte er und machte sich auf den Weg, um den Topf mit den
Kartoffeln unter der Bettdecke hervorzukramen.
»Rouladen
habe ich seit bestimmt zehn Jahren keine mehr gegessen«, bilanzierte er nach
der Mahlzeit. »Und so gute schon gar nicht.«
»Es freut mich, wenn es
dir schmeckt. Und es freut mich noch mehr, für dich zu kochen. Das habe ich
nämlich, auch seit mehr als zehn Jahren, nicht mehr mit solchem Vergnügen
gemacht.«
»Wenn das die Ouvertüre
zu unserem neuen Leben ist, muss ich mich ganz schnell in einem Fitnessstudio
anmelden«, flachste er. »Sonst kann ich meinem Bauch beim Wachsen zuschauen.«
»Keine Sorge«, bremste
sie ihn. »Da passen wir schon auf.«
Ihr rechter Zeigefinger
fuhr an ihre Stirn. »Apropos aufpassen. Das hat mein zukünftiger Exmann heute
auch zu mir gesagt: dass ich aufpassen soll.«
»In welchem
Zusammenhang?«
»Generell. Wahrscheinlich
denkt er, dass ich ihn finanziell ausnehmen will, und in diesem Glauben lasse
ich ihn auch noch ein paar Wochen.«
»Aber du willst nichts
von ihm?«
»Nur den Rentenausgleich,
meine persönlichen Sachen und ein paar Möbel. Sonst nichts.«
»Dann scheinst du
tatsächlich eine gute Partie zu sein?«
»Und eine, die sich auf
einen Job freut.«
»Weißt du schon, was du
machen willst?«
»Als Allererstes suche
ich eine größere Wohnung für uns. Das hat auf jeden Fall Vorrang. Die richten
wir uns schön ein, und danach kommt der Job von ganz allein.«
Lenz stand auf, räumte
das Geschirr in die Spülmaschine und wischte über den Tisch.
»Hattest du einen harten
Tag?«, wollte sie wissen.
Er zog sie zu sich heran,
küsste ihre Stirn und schob sie sanft vor sich her ins Wohnzimmer. Dort stieß
er sie auf die Couch, drehte sich um und legte eine CD in den Spieler.
»Ja, den hatte ich. Aber
wenn ich dich vorhin am Telefon richtig verstanden habe, war deiner auch nicht
ganz ohne.«
Maria sprang auf, lief in
die Küche,
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