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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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wird.«
    »Was dann heißt?«
    »Raus mit dem Ding, hat
der Arzt gesagt.«
    »Komplett?«
    Gecks zuckte mit den
Schultern. »Was weiß ich, Paul. Das ist mir im Augenblick auch so was von
Latte, das glaubst du gar nicht.« Er ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen.
»Bis gestern Abend habe ich gehofft, natürlich, dass sich das alles in
Wohlgefallen auflösen würde. Weil Krebs haben ja immer nur die anderen. Aber
das war wohl nichts. Also habe ich die Erste von vermutlich vielen weiteren
schlaflosen Nächten verbracht, und ohne die Beste von allen wäre ich wohl akut
suizidgefährdet ge …«
    »Nun mach uns mal keine
Angst, RW«, rief Hain dazwischen.
    »Nein,
es geht ja auch schon wieder. Aber es ist definitiv scheiße, mit dem Gedanken
ins Krankenhaus zu gehen, als Sex- und Pinkelkrüppel wieder rausgelassen zu werden.«
    Lenz atmete tief durch.
»Ist das denn wirklich so?«
    Wieder zuckte Gecks mit
den Schultern. »Kann gut so kommen. Manche haben Glück, bei ihnen sind die
Einschränkungen und Ausfälle nicht so gravierend, bei anderen geht im Bett und
so gar nichts mehr. Von Impotenz und Inkontinenz könnte ich auf jeden Fall
betroffen sein, hat mich der Arzt schon vorgewarnt.«
    Es entstand eine Pause,
weil keiner der Männer etwas dazu sagen wollte. Dann jedoch setzte sich bei
Gecks wieder der von ihm bekannte Pragmatismus durch. »Was soll’s? Mein
Großvater ist an Krebs gestorben, aber er hat nach der Diagnose noch mehr als
zwölf Jahre gelebt. Ich bin jetzt 58, wenn ich die zwölf Jahre auch hinkriege,
will ich mich nicht beschweren.«
    »Und vergiss nicht«,
machte Hain ihm Mut, »dass die Behandlungsmethoden sich in den letzten
Jahrzehnten extrem verbessert haben.«
    »Das kommt noch dazu«,
bestätigte Gecks hoffnungsfroh, »aber wir können nicht den ganzen Tag damit
vertrödeln, uns über den Knubbel in meinem Unterleib zu unterhalten. Immerhin
läuft in der Stadt ein Serienkiller herum, der es offenbar nicht so mit den
ehemaligen Erziehern des Karlshofs hat.«
    Lenz berichtete seinem
Kollegen von den zertrümmerten Halswirbeln der Opfer.
    »Das ist ja ekelhaft«,
kommentierte Gecks angewidert die Praxis des Mörders. »Wie krank muss man denn
sein, um so etwas zu machen? Wenn ich mir überlege, was …«
    Er wurde von Lenz’
Mobiltelefon unterbrochen, das zu klingeln begann. Der Hauptkommissar nahm den
Anruf an und meldete sich.
    »Franz hier«, hörte er
den Anrufer sagen.
    »Ach, Dr. Franz. Schön,
dass Sie sich melden. Gibt es schon erste Erkenntnisse?«
    »Sozusagen, ja. Aber ich
bin nicht sicher, ob sie Ihnen gefallen werden.«
    »Warum das denn? Lassen
Sie hören.«
    Lenz vernahm ein
Rascheln. Der Mediziner sortierte vermutlich Papiere.
    »Gut. Die originäre
Todesursache ist bei beiden Opfern die gleiche, nämlich der große Blutverlust
infolge der Stichverletzungen. Dazu muss ich Ihnen hoffentlich nichts weiter
erklären?«
    »Nein, alles klar«,
bestätigte der Polizist.
    »Auch die massiven
Verletzungen des siebten Halswirbels sind bei beiden identisch, aber darüber
haben wir ja gestern Abend schon ausführlich gesprochen. Ich habe mir das
Verletzungsbild noch einmal genau angesehen und bin sicher, dass beide in den
letzten Minuten ihres Lebens keine Schmerzen und keine Gefühle mehr empfunden
haben. Obwohl, in der Literatur heißt es dazu, dass die Betroffenen knapp
oberhalb der Läsionsstelle schon heftige Schmerzen verspüren können, aber das
gehört jetzt nicht hierher.« Wieder raschelte Papier. »Weiterhin gehe ich davon
aus, dass sowohl der Mann als auch die Frau vor ihrem Tod gefoltert wurden.
Aufgrund meiner nicht sehr großen Erfahrung auf diesem Gebiet würde ich tippen,
dass der Täter sich schon eine Stunde, vielleicht auch etwas mehr, Zeit dafür
genommen hat.«
    Lenz bekam immer mehr den
Eindruck, dass Franz noch irgendeinen Knaller im Ärmel hatte, dessen Zündung er
gerade vorbereitete.
    »Aber sonst gibt es
nichts Bemerkenswertes?«, fragte er deshalb vorsichtig.
    »Doch, allerdings«, kam
Dr. Franz nun langsam zum Wesentlichen.
    »Und?«
    »Es geht um die
Todeszeitpunkte.«
    Lenz hasste dieses Spiel
genauso sehr, wie der Pathologe es liebte. Trotzdem blieb er ruhig.
    »Was ist damit, Herr
Doktor?«
    Erneut bewegte Franz
Papiere. »Sie sind in etwa identisch, Herr Kommissar.«
    Lenz brauchte ein paar
Sekunden, um die Brisanz der Worte zu verstehen, die er gehört hatte. »Wie
jetzt, identisch? Und was

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