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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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heißt in etwa in diesem Zusammenhang genau?«
    Dr. Franz blies
ungehalten ins Telefon. »Wenn ich es genauer wüsste, würde ich Ihnen eine
genauere Zeitangabe machen, Herr Lenz, aber auf die Sekunde ist in diesem Fall
leider nicht möglich. Möglich ist maximal die Eingrenzung auf, sagen wir mal,
plus minus 20 oder 30 Minuten. Wobei die Dinge bei Herrn Bauer wesentlich
klarer sind als bei der Frau, was in der Natur der Sache liegt. Trotzdem ist es
so, dass der Todeszeitpunkt der beiden um nicht mehr als eine halbe Stunde
differiert.«
    Lenz lag die Frage auf
der Zunge, ob sich Franz wirklich ganz sicher sei, aber er schluckte sie
klugerweise hinunter, weil er wusste, dass damit das Telefonat beendet wäre.
    »Und um Ihrer nächsten
Frage gleich vorzugreifen: Ja, ich bin ganz sicher. Ich mache meinen Job
nämlich nicht erst seit gestern.«
    »Das weiß ich, Herr Doktor,
und deshalb wäre mir diese Frage auch nie in den Sinn gekommen«, log der
Kommissar. »Aber merkwürdig ist es schon, weil, wie Sie selbst erwähnt haben,
der Täter sich doch eine ganze Weile mit den Opfern beschäftigt hat. Und wenn
ich mal von der Stunde ausgehe, die Sie ins Spiel gebracht haben, kann das doch
eigentlich nicht sein.«
    »Wenn man von ein und
demselben Täter ausgeht, Herr Lenz. Wenn es zwei verschiedene Täter gewesen
wären, sieht die Sache gleich ganz anders aus.«
    Dieser Gedanke war dem
Polizisten natürlich auch schon gekommen, doch er wollte sich noch nicht
geschlagen geben. »Aber die Vorgehensweise legt doch nun wirklich eindeutig
nahe, dass es sich um einen Täter handelt, der zuerst Frau Liebusch und danach
Dieter Bauer umgebracht hat.«
    Der Pathologe lächelte
deutlich hörbar in die Muschel des Telefons. »Das müssen Sie so sehen, weil es
Ihre Arbeit um einiges leichter macht, Herr Lenz. Ich hingegen kann mich nur an
jene Fakten halten, die meine Obduktionen ergeben haben.«
    Nun hatte Lenz keine
Argumente mehr. »Dann freue ich mich auf Ihren detaillierten Bericht. Schönen
Tag noch, Herr Doktor.«

     
    »Wir
haben ein Problem«, fasste Lenz das Gespräch mit dem Mediziner zusammen. Sowohl
Gecks als auch Hain sahen ihn irritiert an.
    »Wenn ich das, was du dem
Doc geantwortet hast, richtig gedeutet habe, müssen wir von identischen
Todeszeitpunkten bei den beiden Opfern ausgehen?«, wollte Hain wissen.
    Lenz nickte.
    »Aber das geht doch gar
nicht«, widersprach der Oberkommissar vehement. »Diesmal muss er sich irren.«
    Lenz sah ihn mitleidig
an, zog sein Telefon aus der Sakkotasche und hielt es seinem Kollegen hin. »Er
wird begeistert sein, wenn du ihn mit deinen Zweifeln konfrontierst. Hier, die
Nummer ist abgespeichert.«
    Hain hob abwehrend die
Arme. »Ich bin doch nicht verrückt. Der Typ kann mich eh schon nicht leiden, da
werde ich ihm gerade noch so eine Steilvorlage liefern.«
    Lenz ließ das Telefon
zurückgleiten. »Noch jemand einen guten …«
    Uwe Wagner, der
Pressesprecher, stand mitten im Raum. »Moin, Männer, euer Geschrei ist auf dem
ganzen Flur zu hören. Was ist denn hier los?«
    »Morgen, Uwe«, begrüßte
Lenz seinen Freund. Im Anschluss klärte er ihn über die Hintergründe der
Kontroverse auf.
    »Gut, dass du davon
anfängst«, meinte Wagner, »was das angeht, habe ich ohnehin eindeutige
Informationsdefizite. Wie wäre es, wenn ihr mich auf die Schnelle auf euren
Stand bringen würdet?«
    Ein
paar Minuten später saß der Mann für die Öffentlichkeitsarbeit schweigend in
einem Stuhl vor dem Schreibtisch. »Die Welt wird immer verrückter«,
kommentierte er das Gehörte. »Und wenn es sich herausstellen sollte, dass Dr.
Franz recht hat mit seinen Todeszeitpunkten, seid ihr nicht zu beneiden. Aber
vielleicht haben ja wirklich diese Füchse was damit zu tun, das würde zumindest
einiges erklären.«
    »Er hat natürlich recht«,
polterte Gecks. »Ich kenne den Mann jetzt seit mehr als 20 Jahren, genau wie du
übrigens, Paul, und wenn er sagt, dass es so ist, dann ist es so. Basta.
Außerdem haue ich jetzt ab, weil ich nämlich krank geschrieben bin und hier gar
nichts mehr zu suchen habe.«
    »Was fehlt dir denn?«,
wollte Wagner wissen.
    Lenz winkte ab. »Erzähl
ich dir später.« Damit wandte er sich zu Gecks. »Und dir alles Gute, RW. In
welches Krankenhaus gehst du denn?«
    »Ins Klinikum, wie
bereits gesagt. Aber wenn ihr mir einen Gefallen tun wollt, lasst mich erstmal
ein paar Tage in Ruhe, ja? Ich melde mich, wenn ich

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