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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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schon wieder mit
angezogenen Beinen dahockte und die Füße von innen gegen die Frontscheibe
presste. Lenz wusste, dass er sich schnell entscheiden musste. Entweder, sie
drangen weiter auf das Gelände vor, was als nicht zu unterschätzende Folge eine
Anzeige durch den Eigentümer nach sich ziehen konnte, oder sie zogen ab und
warteten auf eine bessere Gelegenheit. Er warf einen erneuten Blick auf den
Mann im Auto, dem es in diesem Moment gelang, die Frontscheibe mit einem lauten
Krachen nach vorne aus der Gummidichtung zu treten. Die Polizisten zuckten
erschrocken zusammen, doch der Mechaniker stieg ganz cool aus dem Wagen und
ging zwei Schritte zurück in Richtung der offen stehenden Kofferraumklappe.
Dort hob er kurz den Kopf und wies auf eine zweite Kamera im Eingangsbereich
der Halle, aus deren Sichtfeld er sich offensichtlich entfernt hatte. Mit einer
weiteren Handbewegung deutete er erneut in Richtung der Container, dann hob er
die rechte Hand und machte ein Victory-Zeichen mit Zeige- und Mittelfinger.
    Vielleicht will er uns
verarschen und ins offene Messer rennen lassen, schoss es Lenz durch den Kopf.
    Der Mechaniker bewegte
sich wieder am Auto vorbei nach vorne und griff nach der Scheibe, die sich noch
immer nicht komplett aus der Dichtung gelöst hatte. Dabei zuckte er mit den
Schultern, als wolle er damit ausdrücken, dass es an ihm nicht gelegen hatte.
    Lenz hatte sich
entschieden. Er nahm sein Telefon aus der Jacke, wählte die 110 und forderte
ein paar Streifenwagen an. Dann zogen er und Hain ihre Dienstwaffen und gingen
um die Hausecke auf die gestapelten Container zu. Vorsichtig und mit den Waffen
im Anschlag umrundeten sie die Stahlquader, bis Hain stehen blieb und auf ein
verrostetes Ofenrohr deutete, das aus der linken oberen Seite des an der
Hauswand stehenden Containerpaares ragte. Auf dem unteren Seitenteil war in
oranger Leuchtfarbe Kotflügel
aufgemalt, auf dem oberen stand Scheiben
. Hain trat an die grobschlächtig eingeschweißte Feuerschutztür der
unteren Stahlbox, drückte die Klinke nach unten und zog daran. Langsam und mit
einem lauten, ziehenden Geräusch öffnete sich die Tür und gab den Blick frei
auf ein buntes Sammelsurium von Kotflügeln aller Marken und Modelle. Der
Oberkommissar ließ die Tür offen stehen und trat bedächtig an die rostige,
steile Stahltreppe mit dem Geländer auf der linken Seite, die zu dem Container im
ersten Stock führte. Lenz blieb neben der Treppe stehen und beobachtete seinen
Kollegen, der oben angekommen war und nach der Klinke greifen wollte. Im
gleichen Moment flog die nach außen öffnende Tür auf, und ein Mann stürmte auf
den jungen Polizisten zu. Hain drehte sich um 90 Grad und duckte sich geschickt
zur Seite, sodass der Angreifer mit seinem ungestümen Elan und seinem ganzen
Gewicht ungebremst auf den mit Riffelblech belegten oberen Treppenabsatz
schlug. Damit jedoch war die Energie des Mannes noch nicht restlos
aufgebraucht. Er überschlug sich, vollführte eine komplette Drehung um die
eigene Achse und versuchte dabei, sich irgendwie am Geländer festzuhalten, doch
dieser Plan war schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt. Ein paar
Zehntelsekunden später knallte sein Kopf hart auf die zweite Stufe von oben,
und damit war sein Abgang endgültig nicht mehr zu stoppen. Mit lautem,
schepperndem Klong, Klong, Klong wurde sein längst bewusstloser Körper vom
ersten Stock ins Erdgeschoss durchgereicht und landete direkt vor Lenz’ linkem
Schuh. Der Hauptkommissar versicherte sich durch einen kurzen Stups mit dem
Fuß, dass von dem Mann wirklich keine Gefahr mehr ausging, bückte sich, fühlte
den Puls des mächtig aus dem Kopf Blutenden, nickte, und sah hinauf zu Hain.
Der stand mit einem breiten Grinsen und der Waffe im Anschlag neben der Tür.
    »Darf ich vorstellen:
einer der Füchse. Leider etwas verbeult unten angekommen«, erklärte er seinem
Chef. Dann wurde er wieder ernst und deutete mit dem Kopf auf das Innere des
Containers. »Komm hoch und sichere mich ab. Der da unten braucht unsere
Zuwendung im Augenblick nicht so dringend, und vielleicht ist ja der andere
auch zu Hause.«
    In
der Ferne ertönten die Sirenen der angeforderten Streifenwagen. Lenz zog erneut
sein Telefon aus der Tasche und ließ einen Notarztwagen kommen. Danach stieg er
die Treppe hinauf, wobei er darauf achtete, sich möglichst dicht am Geländer
aufzuhalten. Oben angekommen, nickte er Hain zu, der mit nach

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